Cast und Crew
- Regie & Drehbuch: Petra K. Wagner
- Darsteller: Edgar Selge, Franziska Walser, Luise Wolfram, Christian Erdt, Lena Stolze, Anke Sevenich, Sebastian Zimmler
- Kamera: Dominik Schunk, Lothar Dahlke
- Musik: Sebastian Kirchner
- Schnitt: Carmen Vieten
Walter und Melanie beginnen, einander zu misstrauen. Sämtliche Versuche, den verlorenen Frieden wiederzugewinnen, münden bloß in aggressive Gefühlsausbrüche. Kann das Paar diese Krise durchstehen? Und wird Melanie je den Ursprung dieser misslichen Lage herausfinden?
Während Melanie lange im Dunkeln tappt (oder gar lange im Unklaren bleiben will?), erfolgt in anderer Hinsicht früh Klarheit bezüglich «Nie mehr wie immer»: Der von Petra K. Wagner geschriebene und inszenierte Film aus dem Hause Degeto hat wenig mit den üblichen Zutaten eines öffentlich-rechtlichen Ehedramas gemeinsam. Die Geschichte der Familie Huber hat Ambitionen, die an kleine, anspruchsvolle deutsche Kinodramen erinnern. So ganz wird die TV-Produktion ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht, trotzdem bereichern die Fülle an visuellen Metaphern und das gelassene Erzähltempo (welches den beiden zentralen Figuren viel Raum gibt, umfassend auf jede neue Situation zu reagieren) dieses Werk ungemein.
Dadurch, dass der Look die Handlung miterzählt (die Villa der Hubers etwa ist leer und kalt, was sie trotz der gepflegten Oberfläche abstoßend erscheinen lässt), funktioniert diese kühle Erzählung auf mehreren Ebenen. Sie lässt sich als subtiler Psychothriller goutieren, der von einer Gattin berichtet, die nach und nach den bedrohlichen Verfall ihrer Ehe erkennen muss. Sie geht auch als Paranoiadrama mit Kriminalelementen auf – schließlich sind die Täter- und Motivsuche wichtige Plotmotoren dieses Neunzigminüters, der den Hauptdarstellern Franziska Walser und Edgar Selge ein facettenreiches, unaufdrindliches Spiel abverlangt. Und selbstredend ist «Nie mehr wie immer» auch ein Beziehungsfilm, der das Gefühl des Auseinanderlebens skizziert.
Bedauerlich ist indes, dass die Figuren um Ehepaar Huber das Gleichgewicht zwischen den tonalen Ebenen von «Nie mehr wie immer» stören. Sie lösen mehrmals die beklemmende Wirkung des Films auf, lassen ihn kurzfristig zu einem normalen „Whodunnit?“-Krimi werden – was sich aber schwer mit den symbolhaften, gespenstischen Passagen verträgt. Auch die raren Momente, in denen sich Melanies und Walters Wut in gegenseitiges Ankreischen entlädt, reißen «Nie mehr wie immer» aus seinem faszinierenden Limbo: Das eloquente Gekeife zwischen ihnen ist theatralisch vorgetragen, erklärt viel und wirkt zwischen den vielen stillen Momenten dieses Fernsehfilms letztlich auch zu alltäglich.
Wobei es noch immer glaubwürdig aus den Figuren entwächst. Anders als der schmissige, radiotaugliche Abspannsong. Der hat klanglich gar nichts mit den ihm vorangehenden Minuten gemeinsam und scheint nur ein Ziel zu haben: Jedem Zuschauer versichern, dass er sich nicht im Programmkino befindet. Sondern im sicheren Schoß der Flimmerkistenunterhaltung. Einen solchen Ausklang hat «Nie mehr wie immer» nicht verdient.
«Nie mehr wie immer» ist am 7. Januar 2015 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.