In der vergangenen Woche dominierten die schrecklichen Ereignisse von Paris die Talkshows in Deutschland. Nachdem am 7. Januar 2015 das Redaktionsbüro des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ von zwei maskierten Männern überfallen wurde, töteten diese zwölf Mitarbeiter des Magazins. Grund genug, um in den Talkshows hierzulande das Thema mit Politikern, Journalisten und Bürgern zu besprechen.
Den exemplarischen Auftakt machte «Günther Jauch» am Sonntag, den 11. Januar, im Ersten. Ab 22.00 Uhr schalteten 4,23 Millionen Zuschauer den Talk mit dem namensgebenden Gastgeber und seinen Gästen, zu denen Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Mathias Döpfner, die Terrorismusexpertin und Investigativreporterin Souad Mekhennet sowie Journalist und Autor Ulrich Wickert gehörten. Das Thema, das im Vordergrund stand, lautete „Der Terror-Schock – wie reagieren wir auf die neuen Anschläge?“ Damit generierte die Talkshow einen Marktanteil von guten 15,3 Prozent. Betrachtet man die Werte jedoch im Vergleich zu den Wochen vor Weihnachten fällt auf, das ein Quotenabfall von rund einem Prozent zu verzeichnen war. Ganz anders sah es bei den jungen Zuschauern aus, bei denen die Zehn-Prozent-Hürde erstmals seit dem 1. Juni 2014 wieder geknackt wurde. 1,05 Millionen Zuschauer im Alter zwischen 14 und 49 Jahren schalteten am Sonntagabend ein. In den Wochen zuvor pendelte die Quote noch zwischen sieben und acht Prozent.
Bereits einen Abend später ging «Hart aber fair» mit Moderator Frank Plasberg wieder auf Sendung. Dabei war beim Gesamtpublikum ein ähnlicher Trend zu beobachten, wie bei Jauch, sowohl Reichweite als auch Quote rutschten ab. Lediglich 2,51 Millionen Zuschauer schalteten ein, die zeitgleich einen Marktanteil von unterdurchschnittlichen 8,0 Prozent generierten. Dies war die schlechteste Quote seit dem 20. Oktober 2014. Während Jauch es schaffte, besonders in der Gruppe der jungen Zuschauer aufzutrumpfen, misslang dies «Hart aber fair». Mit knapp 380.000 Zuschauern und einem Marktanteil von 3,4 Prozent, erreichte man geradeso die Hälfte des Senderschnitts. Doch bereits am 7. Januar ging «Hart aber fair» mit einer Sonderausgabe wieder auf Sendung. Der aktuellste Talk nach den Ereignissen von Paris lockte ab 23.00 Uhr noch 2,10 Millionen Zuschauer ins Erste. Gleichzeitig erreichte die Sondersendung einen Marktanteil von guten 13,3 Prozent und somit den dritthöchsten Wert innerhalb von zwölf Monaten.
Auch Dienstag, der 13. Januar, war wieder Tag der Talkshows im Ersten. Sandra Maischberger unterhielt sich unter anderem mit Alfred Grosser, Volker Beck und Necla Keklek über die Gefahr durch Radikale für die Gesellschaft. Aus Zuschauersicht fällt das Urteil einmal mehr zweigeteilt aus. Zum Einen kam der Talk ab 22.45 Uhr auf akzeptable 1,63 Millionen Zuschauer, zum Anderen blieb die Sendung mit einem Marktanteil von 10,3 Prozent unter dem Senderschnitt des Ersten. Auch in den Vorwochen gelang es «Menschen bei Maischberger», trotz unterschiedlicher Startzeiten mit wöchentlichen Verzögerungen von bis zu einer Stunde, regelmäßig die Hürde des Senderschnitts zu überwinden. Wirft man allerdings einen Blick auf die jungen Zuschauer fällt auf, dass mit 0,38 Millionen Zuschauern der dritthöchste Wert in den vergangenen zwölf Monaten gemessen wurde. Die Quote hinkte mit 6,3 Prozent allerdings etwas hinterher. Dies ist sicherlich auch der Konkurrenz durch «The Big Bang Theory» auf ProSieben und «Game of Thrones» auf RTL II geschuldet, da gerade diese beiden Sendungen besonders gut bei beiden Publikumsgruppen ankamen.
Am Donnerstag kehrte auch Maybrit Illner aus der kurzen Winterpause zurück, um unter anderem mit Wolfgang Bosbach, Cem Özdemir und Cécile Calla über die Frage „Krieg der Islamisten – hilflos gegen den Terror?“ zu diskutieren. «maybritt illner» lockte mit der Diskussion ab 22.15 Uhr 2,51 Millionen Zuschauer ins ZDF. Gleichzeitig erzielte man einen Marktanteil von 12,1 Prozent. Dieser lag dennoch noch immer leicht unter dem Senderschnitt. Insgesamt unterwarf sich «maybrit illner» jedoch nicht dem Trend der anderen Talkshows, Reichweitenverluste hinzunehmen. Im Gegenteil, im Vergleich zu den Wochen zuvor baute man die Reichweite noch aus, zuletzt lag diese meist zwischen 2,30 und 2,37 Prozent. Bei den Jungen hielt man sich mit knapp 320.000 Zuschauern auf einem konstanten Niveau. Der Marktanteil, von vergleichsweise geringen 4,3 Prozent, stellte ebenfalls eine Steigerung gegenüber den Vorwochen dar.