Alle Jahre wieder tauchen sie im Fernsehen auf: die Karnevalssitzungen. Pünktlich zur fünften Jahreszeit setzen ARD, ZDF und die Dritten auf allerhand närrische Formate. Dabei konnte Das Erste in diesem Jahr mit den bislang vier ausgestrahlten Sitzungen auf wenige Erfolge verweisen. Den Anfang machte traditionell die Ordensverleihung «Wider den tierischen Ernst», die am Montag, den 2. Februar, im Ersten zu sehen war. Sie erreichte ab 21.15 Uhr 3,07 Millionen Zuschauer und damit so wenige wie seit Jahren nicht mehr. Der Marktanteil belief sich auf mäßige 10,9 Prozent und lag damit über drei Prozentpunkte niedriger als vor zwölf Monaten. Ein Totalausfall war die Aufzeichnung aus Aachen beim jungen Publikum, bei dem man nicht über 2,4 Prozent kam. Und auch wenn man hier mit dem Vorjahr nicht mithalten konnte, so muss gesagt werden, dass es in der Vergangenheit mit Werten unter zwei Prozent auch schon schlechter lief.
Am Montag der Folgewoche setzte der Sender auf eine Doppelprogrammierung und sendete die Sitzungen «Frankfurt: Helau! – Die Inthronisation des Prinzenpaares» und «Bütt an Bord – Fastnacht vom Bodensee» hintereinander weg. Eine ganz schlechte Figur machte dabei das närrische Treiben aus Frankfurt, das ab 21.15 Uhr nur 2,25 Millionen Zuschauer und 7,3 Prozent des Gesamtpublikums vor die Fernseher zog. Zum Vergleich: 2014 hatten mehr als drei Millionen Zuschauer noch zu überdurchschnittlichen 13,3 Prozent geführt. Beim jungen Publikum legte man mit 1,7 Prozent sowieso eine Bruchlandung hin.
Immerhin wusste «Bütt an Bord» sein Publikum weitestgehend zu halten, sodass ab 22.30 Uhr 2,21 Millionen Zuschauer zu versöhnlichen 11,7 Prozent führten. Im vorherigen Jahr war die Sitzung noch um 20.15 Uhr zu sehen gewesen und war – sendeplatzbedingt – zwar auf ein paar Zuschauer mehr, aber deutlich schwächere 8,5 Prozent Marktanteil gekommen. Das einzige Karnevalsformat, mit dem Das Erste bislang wirklich überzeugen konnte, war «Mainz bleibt Mainz». Die vierstündige Übertragung, die für gute Quoten bekannt ist, erreichte am Freitag 6,37 Millionen Zuschauer und 22,4 Prozent bei allen. Selbst beim jungen Publikum reichte es zu einem überdurchschnittlichen Marktanteil von 7,6 Prozent. Damit ging es für die Mainzer Kultsitzung im Vorjahrsvergleich wieder bergauf.
Insgesamt erfolgreicher als Das Erste war dennoch das ZDF mit seinen bislang drei ausgestrahlten Karnevalssitzungen. So erreichte «Typisch Kölsch» am Dienstag, den 3. Februar 3,65 Millionen Zuschauer und 12,2 Prozent. Bei den Jüngeren lief es mit drei Prozent zwar alles andere als gut, es hätte aber auch schlimmer kommen können. Im Vorjahresvergleich blieb man damit nahezu stabil. Sieben Tage später zeigten die Mainzer «Karnevalissimo», was 4,22 Millionen Zuschauer und gute 13,9 Prozent ansprach. Erfolgreicher war neben Mainz bleibt Mainz nur «Mer losse d’r Dom in Kölle», das an Fettdonnerstag auf 4,80 Millionen Zuschauer und starke 15,9 Prozent gelangte. Das bedeutete Zuwächse gegenüber dem Vorjahr, zumal man auch beim jungen Publikum mit 5,6 Prozent gar nicht so weit unter dem Senderschnitt landete.
Bleibt noch ein Blick auf die dritten Programme, die sich in diesen Tagen ebenfalls viel mit dem Thema Karneval und Fasching beschäftigen. Schon am 18. Januar hatte der WDR auf die «Proklamation des Kölner Dreigestirns» gesetzt, was für 0,72 Millionen Karneval-Fans Grund zum Einschaltete war. Bei den Zuschauern ab drei Jahren sorgte die fast dreistündige Sendung für 2,1 Prozent – und damit nur für einen leicht unterdurchschnittlichen Marktanteil.
Aber nicht nur der WDR setzt in diesen Tagen auf Karneval, auch der SWR zeigte am Sonntag, den 8. Februar, närrisches Programm. So erreichte die «Badisch-pfälzische Fastnacht aus Frankenthal» 1,33 Millionen Zuschauer, was für den SWR mit famosen 4,4 Prozent Marktanteil einherging. 0,11 Millionen 14- bis 49-Jährige führten zudem zu guten 0,9 Prozent Marktanteil. In direkter Konkurrenz setzte der RBB ebenfalls auf Karnevalsprogramm und zeigte «Heut' steppt der Adler» , was parallel zum SWR-Publikumsmagneten 0,49 Millionen Menschen ansprach. Gute 1,4 Prozent waren der Lohn dessen. Knapp 70.000 Jüngere bedeuteten zudem solide 0,5 Prozent Marktanteil.
Der absolute Quotenstar unter den Karnevalssitzungen in den dritten Programmen bleibt aber auch in diesem Jahr die «Fastnacht in Franken», die am 7. Februar im BR satte 3,90 Millionen anzusprechen wusste. Der Senderschnitt, der sich sonst auf nicht einmal zwei Prozent beläuft, wurde angesichts von 13 Prozent regelrecht gesprengt. Und auch beim jungen Publikum standen überragende 6,7 Prozent zu Buche. Kein Wunder, dass Das Erste in der Vergangenheit schon öfter versucht hat, «Fastnacht in Franken» ins Hauptprogramm zu hieven.
Fazit: Einen eindeutigen Trend kann man – wie auch schon in den Vorjahren – nicht ausmachen. Auf der einen Seite gibt es in diesem Jahr viele Sitzungen (z.B. Aachen und Frankfurt), die deutlich an Boden verloren haben. Andererseits kommen besonders die Klassiker, u.a. die aus Mainz und Köln, weiterhin sehr gut an – einige konnten sogar zulegen und bei den Jüngeren überzeugen. Allein deswegen ist fest davon auszugehen, dass auch nächstes Jahr wieder viel Karneval im Fernsehen zu sehen sein wird. In dem Sinne: Kommen Sie gut durch die närrischen Tage!