Filmfacts «Mad Max: Fury Road»
- Regie: George Miller
- Produktion: Doug Mitchell, George Miller, P. J. Voeten
- Drehbuch: George Miller, Brendan McCarthy, Nico Lathouris
- Darsteller: Tom Hardy, Charlize Theron, Nicholas Hoult, Hugh Keays-Byrne, Rosie Huntington-Whiteley, Riley Keough, Zoë Kravitz, Abbey Lee, Courtney Eaton
- Musik: Junkie XL, Christian Vorlander
- Kamera: John Seale
- Schnitt: Margaret Sixel
- FSK: ab 16 Jahren
- Laufzeit: ca. 120 Minuten
Die Geschichte – beziehungsweise der rudimentäre rote Faden, an dem sich die überwältigenden Actionszenen entlanghangeln – setzt nicht all zu lange nach «Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel» an. Kenntnisse der früheren «Mad Max»-Filme werden jedoch nicht vorausgesetzt. Ein polternder Prolog erklärt das Nötigste: Wir befinden uns in einer fernen Zukunft nach einem nuklearen Desaster. Die Erde liegt brach und die verbliebenen Menschen wurden an den Rand des Wahnsinns gedrängt – oder eher darüber hinaus. Exzentrische Warlords herrschen drakonisch über die Schwächeren, und der verrückteste sowie mächtigste von ihnen ist Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne), der über immense Wasserreserven verfügt und sich eine Armee an durchgeknallten Kämpfern herangezüchtet hat. Diese nehmen den einsam durchs Land streifenden, unter Halluzinationen leidenden Max in Gefangenschaft – wie sich zeigt, um ihn als Universalspender zu nutzen. Selbstredend versucht Max, aus Joes Klauen zu fliehen – genauso wie die verbissene Furiosa (Charlize Theron), die jahrelang für den Warlord arbeitete, nun aber eigene Ziel verfolgt …
- © Warner Bros.
Wahrer Exzess! Um die stetig eskalierende Action im Einklang mit der Musik in einen berauschenden Takt zu bringen, gibt es insgesamt 2.700 Schnitte im gesamten Film. Laut einer britischen Studie weist ein durchschnittlicher Film 1.132 Cuts auf.
Daran, wer gut und wer böse ist, lässt George Miller kaum Zweifel aufkommen: Die Motive der kahlgeschorenen, einarmigen Lastwagenfahrerin Furiosa mögen sich erst stückweise offenbaren, wer aber Immortan Joe und seine Heerschar an Freaks austricksen will, kann so übel nicht sein. Und Titelheld Max mag sich zwar zu lange ungeschützt der Sonne ausgesetzt haben, seinen moralischen Kompass macht er hinter seiner verschwitzt-verrückten Mimik trotzdem effektiv deutlich. Der erste Akt von George Millers explosiver Aneinanderreihung an Verfolgungsjagden steht daher unter der alles einenden Frage: „Wie bekommen wir unsere Guten ins selbe Boot, äh, in denselben Lastwagen?“ Denn sobald Immortan Joe erstmal die Jagd auf Furiosa eröffnet, schnappt sich dessen Untertan Nux (wie entfesselt: Nicholas Hoult) den Gefangenen, um ihn als lebenden Blutbeutel zu missbrauchen und an die Front seiner Karre zu binden.
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Es ist nicht zu viel verraten, dass diese Dynamik irgendwann verloren geht. Es ist aber Millers Verdienst, dass sie aufgegeben wird, so lange sie noch Wirkung hat – ein schwächerer Film würde wohl bis zum großen Finale versuchen, dieses Spannungselement getrennter Helden zu melken. Miller aber ist sich dessen bewusst, dass mit jeder zusätzlichen Minute die Gefahr der Abstumpfung droht: „Dann ist Max halt ein Gefangener, wenn er sich partout nicht befreien kann, soll er halt verrecken.“ Um eben dieser Publikumsreaktion vorzubeugen, mischt Miller nach angemessener Laufzeit die Teamzusammenstellung neu. Damit nimmt er zwar der Spannung ein Stück weit ihre Brennkraft – immerhin gibt es für den Rest des Films nur noch eine Partei, deren Wohlergehen von Interesse ist – dafür dreht der Regisseur, der unter anderem auch die «Happy Feet»-Filme inszenierte, mehr und mehr das exzentrische Element auf.
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Dass dieser Angriff auf die Sehnerven nicht zu viel wird, liegt nicht nur an den kreativen Stuntchoreografien, sondern auch daran, dass Miller und sein Autorenteam punktuell Ruhepausen setzen, die vom Timing her nahezu perfekt sind – nie so lang, dass «Mad Max: Fury Road» seinen beispiellosen Schwung verliert, nie so kurz, dass sie überflüssig erscheinen. Zugegebenermaßen sind die Dialogzeilen längst nicht so ausgefeilt wie die Actionpassagen, und in der Originalfassung obendrein ein unangenehm auffälliger, durcheinandergewirbelter Mix aus Nachvertonung und am Schauplatz aufgenommenen Takes. Jedoch wissen selbst beim Alibiplot die Ideen zu überzeugen: Tom Hardy mag hier rein mimisch und gestisch deutlich stärker sein als jedes Mal, wenn er sich längere Sätze abringt, dafür ist die non-verbale Interaktion zwischen ihm und der facettenreichen Charlize Theron denkwürdig – ebenso wie das mit Gewalt und Nachdruck gezeichnete, aber extrem detailreich ausgearbeitete Gesellschaftszerrbild des Films.
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Fazit: Krach! Rumms! Schepper! *staun* Rattatatzong! Brumm-brumm-brrrruuuumm! *headbang* Wumms!
«Mad Max: Fury Road» ist ab sofort in deutschen Kinos zu erleben – in 2D sowie in 3D.