Die Kritiker

«Star-Crossed»

von

Unsere Review mit der Antwort auf die große Frage: Ist die beim Disney Channel startende Sci-Fi-Serie «Star-Crossed» einfach nur «Twilight» mit Aliens oder steckt mehr dahinter?

Hinter den Kulissen

  • Serienschöpferin: Meredith Averill
  • Darsteller: Aimee Teegarden, Matt Lanter, Grey Damon, Malese Jow, Titus Makin Jr., Natalie Hall, Chelsea Gilligan, Greg Finley, Brina Palencia
  • Musik: Gabriel Mann
  • Produktionsfirmen: Space Floor Television, Olé Productions, Warner Bros. Television, CBS Television Studios
Meredith Averill mag zwar nicht der geläufigste Name des US-Fernsehgeschehens sein, jedoch blickt die studierte Drehbuchautorin auf eine beachtliche Vita zurück: Sie wirkte am US-Remake von «Life on Mars» mit sowie am respektierten Quotenflop «Happy Town», wirkte am qualitativen Aufwärtstrend von «The Good Wife» mit und ist mittlerweile Teil des Teams hinter «Jane the Virgin». Bevor es sie zum Überraschungshit von The CW verschlagen hat, erschuf sie für das kleine US-Network jedoch das kurzlebige Sci-Fi-Teenagerdrama «Star-Crossed». Dieses gelangt nun auch endlich nach Deutschland, wo es jedoch nicht bei sixx, der hiesigen Heimat zahlreicher The-CW-Projekte, sondern im Disney Channel ausgestrahlt wird. Und obwohl das Vergnügen mit «Star-Crossed» nur von kurzer Dauer ist, war der noch relativ junge Privatsender gut beraten, mit diesem Format sein Portfolio zu vergrößern.

Dabei klingt die Ausgangslage nur bedingt sehenswert: Ein Raumschiff vom Planeten Atria muss auf der Erde notlanden – und sorgt damit unter den Menschen für Panik. Die Behörden schalten sich ein und sperren die Außerirdischen in einen streng überwachten Bereich nahe der Kleinstadt, in der sie aufgeschlagen sind. Einige Jahre später ermöglicht es ein Integrationsprogramm, dass ausgewählte Alien-Teenager gemeinsam mit menschlichen Jugendlichen auf die Schule gehen dürfen. Darunter ist Roman (Matt Lanter, «90210»), der kurz nach der Notlandung der aufgeschlossenen Emery (Aimee Teegarden, «Prom – Die Nacht deines Lebens») begegnete und sich nun unsterblich in sie verliebt. Aber wo Kulturen zusammentreffen, entstehen auch Konflikte …

Wäre man gemein, könnte man «Star-Crossed» als '«Twilight» trifft «District 9» für Teenies' zusammenfassen. Aber diese Beschreibung trifft nicht wirklich den qualitativen Kern dieser Koproduktion von CBS Television Studios und Warner Bros. Television. Das leider nach seiner 13-teiligen ersten Staffel eingestellte Format macht sich nämlich die Mühe, im Laufe seiner ersten Folgen in aller Ruhe eine eigene Mythologie aufzubauen, die zwar längst nicht das Rad neu erfindet, aber dem Sci-Fi-Mysteryelement der Serie einen gewissen Reiz verleiht. Die zentrale Romanze derweil lässt den eingangs angetäuschten Aspekt einer vom Schicksal hintergangenen Liebe-auf-den-ersten-Blick schnell hinter sich. Stattdessen entpuppt sie sich für The-CW-Verhältnisse erstaunlich ausdifferenziert: Das Zuneigung zwischen Emery und Roman basiert nicht auf Bestimmung oder rein äußerlicher Anziehung, sondern wird durch verschiedene gemeinsame Interessen und einer guten charakterlichen Chemie deutlich – und somit viel plausibler und interessanter, als in diversen vergleichbaren Serien. Geschweige denn in der Vampir-Romanze «Twilight».

Die Darbietungen von Matt Laner und Aimee Teegarden sind grundsolide: Wenn die beiden Hauptdarsteller interagieren, sprühen Funken, das Zusammenspiel mit weiteren Ensemblemitgliedern ist derweil effizient, ohne je herauszuragen. Dafür überzeugt umso mehr, wie die Autoren der Handlung einen – an Genremaßstäben gemessen – lobenswerten politischen Beiklang verleihen. Die Themen Intergration, Unterdrückung und Misstrauen sind hier nicht etwa Untertöne, sondern werden direkt angesprochen, wobei sich «Star-Crossed» nicht auf einer simplen Schwarz-Weiß-Zeichnung ausruht: Selbstredend vertritt die Serie einem klaren Standpunkt für mehr Toleranz und Respekt, allerdings gibt es neben den üblichen, Hasstiraden schwingenden Randfiguren auch genügend menschliche Bürger und Atrianer, deren Standpunkte komplexer sind und im Laufe der Zeit tiefer ergründet werden.

Dadurch, dass die anfänglichen Stereotypen, vom 'Ihr Fremden wollt uns die Weiber wegnehmen?'-Rüpel bis hin zum kämpferischen Meinungsführer, ausgelotet werden und praktisch jede wiederkehrende Figur sowohl doppelmoralische Seiten zeigt als auch sympathische Anflüge verliehen bekommt, erweist sich «Star-Crossed» auf dramatischer Ebene als erstaunlich ambitioniert für eine Teen-Romanze. Und da dieser politisch-ambitionierte Aspekt nicht allein dazu dient, die Moralkeule zu schwingen, sondern den Plot voranzutreiben und Spannung zu erzeugen, fühlt sich die Serie auch nie wie ein Lehrstück an. Wann immer die Sci-Fi-Zutaten an Gewicht zulegen, wirkt es angesichts der geerdeten Polit-Analogie zwar öfters für einige Augenblicke befremdlich, auf längere Sicht findet «Star-Crossed» aber eine in sich schlüssige Balance zwischen 'abgespaced' und 'alltäglich'.

Audiovisuell befindet sich «Star-Crossed» derweil auf durchschnittlichem Niveau für eine Warner-Produktion, die in den Staaten bei The CW läuft – tendenziell etwas überbelichtet, musikalisch beweisen die Serienmacher dagegen ein sehr sicheres Händchen für stimmige Songs. Schade, dass sich «Star-Crossed» in den USA im Quotenkampf geschlagen geben musste. Wer sich aber auch auf Serien ohne großes Finale einlassen mag und eine Schwäche für politisch aufgeladene, dennoch sehr unterhaltsame Sci-Fi-Storys hat, sollte einen Blick wagen und beim Disney Channel reinschalten!

«Star-Crossed» ist ab dem 1. Juni immer montags um 20.15 Uhr im Disney Channel zu sehen.

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