Über «Cowboy und Dandy»
- Protagonisten: Tammi Torpedo und Christoph Bauer alias Bo
- Produktion: Propellerfilm Berlin im Auftrag von ProSieben Maxx
- ausstrahlender Sender: ProSieben Maxx
- geplante Folgen: 5
Wer sind «Cowboy & Dandy»?
Als neue Art von Lifestyle-Magazin kündigte ProSieben Maxx die Sendung im Vorfeld an. Präsentiert wird sie vom Nachtclubbesitzer Tammi Torpedo und Musiker Christoph Bauer, genannt Bo (Titelbild). Um Verwirrung an dieser Stelle gleich zu vermeiden: Nein, es handelt sich dabei nicht um den Rapper Das Bo, selbst wenn das wohl gelegentlich mehr Unterhaltung bieten würde, als es dieser „Bo“ tut. Als Moderatoren wollen sich die beiden Männer übrigens nicht verstanden wissen. Sie sind Protagonisten. Tammi Torpedo als Cowboy und Bo als Dandy. Tatsächlich sprechen die beiden nicht ständig aktiv den Zuschauer an, jedoch noch immer ein bisschen zu oft. Das meiste allerdings wird über das Gespräch der beiden miteinander oder mit außenstehenden Personen vermittelt, dazu erklärt Bo zwischendurch immer wieder faktische Hintergründe. Dabei bietet er manchmal durchaus Mehrwert, zum Beispiel wenn über den Mythos fruchtbarkeitsfördernder Austern geredet wird, manchmal aber auch weniger, wenn beispielsweise die Geschichte der Currywurst kurz abgerissen wird. Das ist dann eher fad.
Ein größeres Problem findet sich in der Erzählweise. Hier springen die beiden Protagonisten immer wieder zwischen zwei Typen: Gelegentlich mutet das Format ein wenig an wie artes «Durch die Nacht mit…», zumindest in der Tonalität fühlt sich der Zuschauer phasenweise daran erinnert. Dann lebt das Format von der Unterschiedlichkeit der Charaktere, zum Beispiel wenn Bo und Tammi über einen Foodmarkt wandern und völlig konträre Interessen zeigen. Auch die Kamera arbeitet ähnlich, ist immer nah an den Personen und vermittelt eine subjektive Perspektive. Die Ruhe, die die Sendung des Kultursenders so oft mitbringt, geht «Cowboy & Dandy» dabei leider ein Stück zu oft ab, weshalb der Vergleich dann doch nicht so ganz funktioniert. Und natürlich ist die Themensetzung eben anders, außerdem spielen beide Sendungen qualitativ in einer anderen Liga. In anderen Momenten allerdings ist man was die Erzählweise anbelangt eher im klassischen Reportage-Bereich, beispielsweise wenn Bo und Tammi einen Hersteller von Foodtrucks besuchen und sich über Preise und Bauweise informieren und dabei immer wieder die Erklärbären sind. Gerade mit zunehmender Laufzeit nimmt diese Erzählweise überhand und dominiert die Sendung. Innovativ ist das nicht und funktioniert zudem auch nicht besonders gut.
Neben der Unterschiedlichkeit der Figuren herrscht auch im thematischen Bereich des Street Food ein breites Spektrum vor: Von eher anspruchsvoller Küche wie Austern gibt es auch den deftigen Burger. Als Getränke haben die Herren Schnaps und Bier, aber eben auch Wein und Champagner in ihren Händen. Für Freunde von Jan Böhmermann eine nette Randnote: Ein gezeigter Foodtruck trägt den Namen Beefträger, wobei mit „Beef“ in diesem Fall aber offensichtlich eher das Fleisch gemeint ist.
Eine Frage, deren wirkliche Beantwortung der Zuschauer vergeblich sucht: Was ist denn eigentlich Street Food? Klar, die Sendung muss das nicht wortwörtlich ausdifferenzieren. Aber irgendwie lässt sich der Eindruck nicht vermeiden, dass für «Cowboy & Dandy» eigentlich alles essbare Street Food sein könnte. Von langen Zubereitungszeiten und dem Kochen in geschlossenen Räumen lassen sich die Protagonisten jedenfalls nicht abschrecken. Verwirrung ist für den Zuschauer also vorprogrammiert.
Mit Leidenschaft dabei
Was man Tammi und Bo nicht vorwerfen kann: Sie sind mit Leidenschaft bei der Sache. Dass sie sich wirklich für ihre Themen interessieren, ist deutlich merkbar. Ob sie, wie behauptet, einen Foodtruck öffnen wollen, ist dabei allerdings zumindest fraglich. So ganz mitgenommen wird der Zuschauer dabei auch nicht. Am Ende nämlich kochen die beiden Protagonisten gegeneinander an. Der Sinn dieser Aktion erschließt sich nicht, ein richtiges Fazit wird auch nicht gezogen. Dass Tammi der Sieger der Challenge ist und Bo trotz höherer Qualität verliert, wird zwar erwähnt, einen Mehrwert bietet das aber nicht. Die Sendung endet somit abrupt und wird nicht wirklich abgerundet.
Zumindest aber die Zeit vergeht beim Zuschauen wie im Flug. Dass die Sendung tatsächlich eine Stunde Laufzeit hat – es ist fast nicht zu bemerken. Das Problem allerdings: In ähnlicher Manier hätte das Format auch in einem «K1 Magazin» oder als Beitrag bei «Galileo» laufen können. Ein Stück weit wirkt «Cowboy & Dandy» konzeptlos, wo die Sendung damit eine neue Art von Magazin sein will ist äußerst fraglich. Mit RTL Nitros «Beef!» kann das Format zum Auftakt so nicht mithalten. Bei anderen Themen, die ein Stück vom Essen weg gehen, bestehen aber zweifelsohne noch Steigerungsmöglichkeiten. Gut möglich jedoch auch, dass der Zuschauer die Protagonisten zu schnell leid ist. Denn diese drängen sich mit ihrer Unterschiedlichkeit, selbst wenn sie das Publikum nicht direkt ansprechen, ständig zu sehr in den Vordergrund. Das sieht das Konzept sicherlich so vor. Vielleicht aber sollte dann an diesem Konzept noch einmal gearbeitet werden.
Vier weitere Folgen «Cowboy & Dandy» laufen in den kommenden Wochen jeweils donnerstags ab 22.30 Uhr bei ProSieben Maxx.