Vor 58 Jahren erblickte er das Licht der Welt. Vor 32 Jahren ging er zum ZDF. Seit 28 Jahren ist er innerhalb der ARD tätig: Volker Herres. Seit 2008 füllt er den Posten des ARD-Programmdirektors, und in dieser Zeit hat der in Cuxhaven geborene Journalist das Gesicht des Senderverbunds nachhaltig verändert. Und zugleich dafür gesorgt, dass er sich treu bleibt. So zählte zu Herres' ersten Amtshandlungen die erfolgreiche Lizenzverhandlung mit der Deutschen Fußball-Liga, um die Bundesliga-Übertragungsrechte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu behalten.
Sieben Jahre ist Volker Herres nun also der Strippenzieher hinter dem Ersten, und für mindestens zwei weitere Jahre ist ihm dieser Posten noch sicher. Eine lange Zeit, gerade in der heutigen Fernsehlandschaft, in der nicht nur die medieninterne Konkurrenz wächst, sondern obendrein das Angebot durch andere Medien. Konstanz ist angesichts der sich unentwegt ändernden Landschaft, in der sich Fernsehsender bewegen müssen, eine Rarität geworden. Und oberflächlich betrachtet wäre es ein Leichtes, Herres' Zeit schlechtzureden. Das Erste schloss das Fernsehjahr 2006/2007 mit 13,6 Prozent bei allen und 7,8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen ab. Zahlen, die in der Herres-Ära niemals überboten wurden. Die TV-Saison 2014/15 beendete Das Erste unterdessen mit 11,6 respektive 6,6 Prozent – und auch wenn sich dies zu weiten Teilen mit besagten medialen Verschiebungen erklären lässt, ist es schwer, diese Entwicklung als erfreuliche Errungenschaft Herres' zu verbuchen.
Dafür ist dem früheren «Kennzeichen D»-Redakteur unter anderem zuzuschreiben, dass Das Erste seine Musikkompetenz vergrößerte. Herres holte den «Echo» von RTL zu sich, unter seiner Führung wurden die reinen Volksmusiksendungen im Ersten offener für jüngere und charttauglichere Interpreten und dann darf natürlich nicht vergessen werden, was er für den «Eurovision Song Contest» leistete. Vorübergehend überließ er Stefan Raab das Zepter, der zusammen mit Brainpool und dem NDR den Vorentscheid entwarf, der uns Lena und den «ESC»-Sieg bescherte – und auch die zwei Folgejahre brachten immerhin Top-Ten-Platzierungen beim «Eurovision»-Finale mit sich.
Und selbst wenn die Marktanteile des Ersten insgesamt gesunken sind, so strahlen die Leuchttürme der Anstalt nunmehr umso heller: Seit einigen Jahren gelang es Herres und seiner Führungsetage beispielsweise, den «Tatort» zu einem 'Must See' zu entwickeln. Gewiss, erfolglos war der Dauerbrenner nie. Aber während 2008 bis 2010 insgesamt nur vier Ausgaben der Krimireihe über zehn Millionen Menschen angesprochen haben, waren es allein dieses Jahr bislang acht Episoden, die diese Marke durchbrachen. Selbst wenn wahrlich nicht jeder Fernsehfreund zugleich Fan der «Tatort»-Reihen ist, so darf man mit Fug und Recht behaupten, dass Das Erste mit diesem Trend bewiesen hat, dass sich handwerkliche Qualität weiterhin durchsetzt. Schließlich gehört der Krimiklassiker zu den aufwändigeren fiktionalen Projekten im deutschen Fernsehen – während sich Herres selbst während des Höhepunkts des Scripted-Reality-Booms vehement gegen derartige Sparformate ausgesprochen hat.
Und noch ein Konzept, das vom Ersten nicht mehr wegzudenken ist, stammt von Herres: Themenprogrammierungen, bei denen fiktionale und journalistische Formate Hand in Hand gehen – etwa in Form von Fernsehfilmen, in deren Anschluss eine der Talkshows im Ersten das zuvor gezeigte Thema vertieft. Bei der Planung solcher Abende erwies sich Herres' Geschmack auch abwechslungsreicher als bei der in seine Verantwortung fallende Wahl, wann Sondersendungen zu schalten sind. Es gibt quotenstarke Serien, die es auf weniger Ausgaben gebracht haben als der «Brennpunkt»-Griechenland! Daher wünschen wir dem passionierten Bücherwurm zu seinem 58. die Gelegenheit, wieder vielfältigere Sondersendungen zu schalten – ohne dass sogleich eine Katastrophe nach der nächsten auf uns wartet. Es soll ja auch schöne Sondermeldungen geben! Und wenn Herres bei der Vereinheitlichung des Markenauftritts seiner Anstalt künftig so glücklich fährt wie bei der Popularisierung der «Tatort»-Marke, wäre ihm aus eigenen Reihen wohl noch mehr Respekt gewiss. Aber auch so wünschen wir: Happy Birthday!