Hingeschaut

«Fake Reaction»: Einmal kurz angetäuscht

von

Die neue RTL-II-Show mit Simon Gosejohann macht ganz kurz ganz simplen Spaß. Dann fällt die Sendung in sich zusammen.

Das britische Original

Die Vorlage zu Simon Gosejohanns Panelshow feierte im Januar 2013 bei ITV2 ihre Premiere. Nach einer achtteiligen Staffel folgte im Frühjahr 2014 eine zehnteilige. Daraufhin wurde das Format eingestellt.
Eigentlich hätten wir «Fake Reaction» schon zu Gesicht bekommen: Ursprünglich plante RTL II, das neue Format mit «Comedystreet»-Scherzkeks Simon Gosejohann am 31. August ausstrahlen. Und zwar direkt im Anschluss an die Castingshow «Popstars». Allerdings war zum Zeitpunkt, als diese Programmierung beschlossen wurde, noch nicht abzusehen, wie schwach die Brainpool-Produktion beim Fernsehpublikum ankommt. Als sich letztlich abzeichnete, dass «Popstars» bei RTL II bloß als Flop sein Comeback feiert, nahmen die Programmgestalter das neue Comedyquiz sehr kurzfristig aus der Schusslinie.

Der Sendeplatz, auf dem die von der RedSeven Entertainment GmbH produzierte Sendung nun schlussendlich aufs Publikum losgelassen wurde, ist jedoch keine wirkliche Verbesserung. Ob montags im Anschluss an eine floppende Castingshow oder am späten Sonntag um 23.20 Uhr nach einer Webclip-Rankingshow: Ein Traum-Programmplatz sieht anders aus. Wobei «Fake Reaction» wohl selbst mit einem hervorragenden Format im Vorprogramm kein neuer Hit werden würde. Denn die Adaption einer bereits eingestellten UK-Show dehnt eine kurzweilige Idee weit über ihre Tragweite hinaus.

Die Grundidee hinter dem mit «Einer täuscht immer!» untertitelten Comedyquiz ist folgende: Zwei Trios treten einander an und bekommen abwechselnd Mutproben gestellt. Wobei stets zwei der drei in Aktion tretenden Kandidaten dasselbe machen – und der Andere eine leicht abgewandelte Prüfung besteht. Mal bekommen zwei ein Stofftier zu sehen, dass sie dem Konkurrenzteam beschreiben müssen, während der Dritte einen Penis zu Gesicht bekommt. Ein anderes Mal dürfen zwei Teammitglieder warm duschen – und der Andere wird mit eiskaltem Wasser begossen. Die gerade nicht geprüfte Truppe muss erraten, wer der „Täuscher“ ist und bekommt für die richtige Antwort ein potentielles Preisgeld gut geschrieben. Das Team, dass das meiste virtuelle Geld erspielt hat, darf diese Summe dann auch in echt nach Hause nehmen.

Es ist ein Konzept, das ganz kurz auf einer primitiven, gedankenlosen Ebene unterhält. Als «Circus HalliGalli»-Rubrik oder einst als Prüfung bei «Elton vs. Simon» wäre daran nichts auszusetzen. In einer Sendung mit einer Nettolaufzeit von rund 45 Minuten respektive mit einer Bruttolaufzeit von 60 Minuten dagegen? Schon nach der dritten Runde machen sich Ermüdungserscheinungen breit, die dadurch an Intensität verlieren, dass jede Prüfung mit einem Zeitlupenrückblick abgeschlossen wird. Darüber hinaus wirkt Simon Gosejohann nicht so, als hätte er den allergrößten Spaß seiner Karriere. Zu sehr verlässt er sich in der Auftaktfolge auf das Wiederholen von Floskeln, sein Smalltalk mit den Kandidaten ist zu hölzern runtergerattert, als dass der fähige Entertainer den Eindruck erwecken würde, er sei voll und ganz dabei. Und wenn er es doch ist, so kommt es in diesem Fall einfach nicht rüber. Gepaart mit dem unglücklichen Sendeplatz empfiehlt sich «Fake Reaction» so keinesfalls für viele weitere Ausgaben.

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