Was muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk für Flüchtlinge tun? Einiges meinen in diesen Tagen ein paar Politiker und fordern den Start eines TV-Senders für Menschen aus Syrien und Co. In einer Stellungnahme reagierte die ARD und erklärte, bereits im September vereinbart zu haben, dass die einzelnen Sendeanstalten noch stärker kooperieren wollen, um Flüchtlingen und Helfern ein vielfältiges Serviceangebot zur Verfügung zu stellen. „Es ist jetzt schnelle Hilfe gefragt. Die meisten Flüchtlinge lassen sich am besten über das Internet, bzw. ihr Smartphone erreichen. Deshalb haben wir uns hauptsächlich auf Angebote im Netz konzentriert. Sehr hilfreich ist dabei die Kooperation mit der Deutschen Welle“, erklärte der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor am Donnerstagnachmittag.
Konkret heißt das: Unter dem Link refugees.ard.de sind sämtliche Angebote der ARD-Sender sowie der Deutschen Welle zusammengefasst. Er wird fortlaufend aktualisiert und ist ein Wegweiser für Flüchtlinge und Helfer gleichermaßen. Ein ähnliches Angebot hatte auch die RTL-Gruppe gestartet: Dort bietet n-tv mit «Marhaba» eine ganze Sendung für Flüchtlinge an (wir berichteten).
ARD-alpha, der Bildungskanal der ARD, ist zudem in laufenden Gesprächen mit dem Leiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, Frank-Jürgen Weise, und dem Goethe-Institut. Ziel ist es, den Flüchtlingen so schnell wie möglich Angebote wie Deutsch- und Integrationskurse in Form von Smartphone-Applikationen zur Verfügung zu stellen. Die «Tagesschau in 100 Sekunden», die im Netz abrufbar ist, soll „in absehbarer Zeit“, wie es heißt, auch in Englisch und Arabisch angeboten werden.
In wie weit deutsche Medien für Flüchtlinge überhaupt relevant sind, steht aber auf einem anderen Blatt. Entsprechend kritisch äußerte sich kürzlich n-tv-Reporter Constantin Schreiber, der das Magazin «Marhaba» präsentiert. „Die jungen Männer, die zu uns kommen, konsumieren auch weiterhin ihre arabischen Medien. Die, die sie von daheim kennen. Die Integration von Türken war ja in Bezug auf den Konsum klassischer deutscher Medien auch nicht unbedingt ein Erfolg. Ein Großteil der Türken ist medial immer noch nicht hier angekommen. So etwas ist einfach eine Aufgabe von Jahrzehnten.“