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Disney zieht zurück zu ProSieben: Was bedeutet das für RTL?

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ProSieben dominiert schon längst die sonntäglichen Spielfilm-Duelle mit RTL. Und nun vergrößert sich das Portfolio der Münchener um mehrere Hit-Marken. Eine Bestandsaufnahme.

Er ist einer der größten Blockbuster aller Zeiten: «Iron Man 3». Über eine Milliarde Dollar wurden weltweit vom Superheldenfilm eingenommen, allein in Deutschland lösten fast zwei Millionen Filmfreunde ein Ticket für die hierzulande von Concorde vertriebenen Marvel-Produktion. Aber gegen die fast schon sprichwörtliche Quotenmisere des RTL-Sonntagsfilms kam auch «Iron Man 3» nicht an: Mit 2,72 Millionen Zuschauern holte die Free-TV-Premiere am 3. Mai nur magere 8,1 Prozent Marktanteil insgesamt. 1,92 Millionen Umworbene bedeuteten immerhin gute 15,1 Prozent in der Zielgruppe. Aber ProSieben konnte Anfang Mai 2015 darüber nur lachen: Die Komödie «Taffe Mädels» zog parallel dazu mit 3,25 Millionen Gesamtzuschauern und 2,41 Millionen Werberelevanten mühelos am Superheldenactioner vorbei. Starke 9,6 Prozent beim Publikum ab drei Jahren und ähnlich bemerkenswerte 18,6 Prozent bei den Jüngeren waren der Lohn dessen.

Und es ist nicht so, dass das deutsche Publikum Marvel-Filme halt im Kino oder auf Blu-ray schaut, um sie dann im Fernsehen links liegen zu lassen. Dies führt unter anderem das RTL-ProSieben-Duell vom 24. August 2014 vor: Eine Wiederholung des noch von Paramount vertriebenen «Captain America – The First Avenger» führte ProSieben zu starken 10,0 und tollen 18,1 Prozent Marktanteil. RTL dagegen kam mit der in den deutschen Kinos sehr erfolgreich angelaufenen Komödie «American Pie: Das Klassentreffen» nur auf schwache 8,4 und sehr gute 16,3 Prozent Marktanteil – und dabei war dies eine Free-TV-Premiere!

Kurzum: Marvel läuft im deutschen Privatfernsehen zwar recht gut, doch ProSieben hat mit seiner Sonntags-Blockbusterschiene das Publikum deutlich besser im Griff als RTL. Und gerade diese Faustregeln sind ein guter Grund, weshalb eins überdeutlich wird: Die Kölner werden künftig von den Münchenern noch mehr in Bedrängnis gebracht. Denn ProSiebenSat.1 hat sich kürzlich den Disney-Konzern zurück ins Boot geholt. Was bedeutet, dass die kommenden Abenteuer von Captain America und Iron Man bei ProSieben stattfinden – denn diese Filme werden allesamt von Disney rausgebracht. Somit kann ProSieben aus einem fast schon beneidenswerten Filmpool auswählen. Denn nahezu alle US-Majors sind nun bei ProSiebenSat.1 beheimatet, und allein Disney liefert dem Sender solche Blockbustermarken wie Marvel, Pixar und «Star Wars». Nur Sony und Universal haben Deals mit RTL, wobei sich die Kölner ihre Universal-Lizenz mit dem ZDF teilen müssen.

Die ProSieben-Sonntagsblockbuster 2015 mit dem höchsten MA

  1. «Hänsel und Gretel: Hexenjäger»: 24,6%
  2. «Django Unchained»: 22,6%
  3. «Percy Jackson - Im Bann des Zyklopen»: 20,1%
  4. «Taffe Mädels»: 18,6%
  5. «Men in Black 3»: 18,4%
Vom 1. Januar 2015 bis zum 1. November 2015 bei den 14- bis 49-Jährigen
Ein Überblick über die bisherigen Spielfilm-Duelle, die sich RTL und ProSieben 2015 geliefert haben, zeigt, in welcher Klemme die Kölner stecken: Mit «Hänsel und Gretel: Hexenjäger» (4,63 Mio.) sowie «Django Unchained» (4,55 Mio.) stellt ProSieben bis dato die zwei meistgesehenen Blockbuster des Jahres. RTL folgt mit «The Last Stand» auf Rang drei, ProSieben füllt mit «Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben» und «Men in Black 3» aber die restlichen Top Five aus. Noch deutlicher klaffen die beiden Sender hinsichtlich der Zielgruppenmarktanteile auseinander: ProSieben hat die fünf Sonntagsblockbuster 2015 mit den höchsten Werten bei den Werberelevanten zu bieten – sowie Rang sieben und neun. Nur Platz sechs, acht und zehn gehen an RTL.

Hoffnungslos verloren ist RTL jedoch nicht. Der Privatsender kann die Münchener Konkurrenz durchaus am Sonntagabend bezwingen – bloß fällt dies mit Filmen ziemlich schwer. Mit Fußball und gelegentlichen Shows, wie «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» gelingt es dem Kanal vom Rhein aber ohne größere Mühen. Wenn RTL die non-fiktionale Programmfarbe in Zukunft also ausbauen sollte, liebe Leserschaft, so liegt der Grund dafür auf der Hand …

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