Cast & Crew
Vor der Kamera:Lina Wendel als Anne Marie Fuchs
Karim Cherif als Youssef El Kilali
Jasmin Schwiers als Simone Papst
Torsten Michaelis als Olaf Ruhleben
Robert Dölle als Ralf Eisner
Sara Fazilat als Saida
Luc Feit als Ingo Bethke
Hinter der Kamera:
Produktion: Odeon TV
Drehbuch: Ralf Kinder
Regie: Samira Radsi
Kamera: Frank Küpper
Produzentin: Andrea Jedele
Heute hat sie nur sehr wenige soziale Kontakte. Unter anderem die junge Restaurant-Betreiberin Simone Papst, bei der sie gerne mal einen Kaffee trinken geht. Als ihr Bruder entführt und die Leiche seines engen Freundes gefunden wird, ruft das die Füchsin Anne auf den Plan. Sie bietet sich an, als Privatdetektivin zu ermitteln und Simones Bruder zu finden. Helfen soll ihr dabei Simones Mann Youssef.
Was der Zuschauer da schon weiß: Simones Vater führt Düsteres im Schilde. Er lebt davon, Häuser zu renovieren. Dabei steht ihm gerade eine Gruppe von Hausbesetzern im Wege, die sich entschieden weigert, sein Objekt zu verlassen. Räumen lassen kann er es aber auch nicht. Die Hausbesetzer genießen die Sympathie der Öffentlichkeit und ein solcher Schritt würde Papst schlecht dastehen lassen. Mit seinem Geschäftspartner heckt er einen Plan aus. Das klingt so: „Es wird etwas passieren.“ – „Darf man auch mehr erfahren?“ – „Möchtest du denn mehr erfahren?“
So klingt es oft, in «Die Füchsin». Vor allem, wenn wieder eine Sackladung Exposition abgeladen werden muss, die mit sichtlich großer Mühe in die Dialoge gepresst wurde, nur unterbrochen von gefühlsduseligen Allgemeinplätzen und allerhand Nichtsätzen, die so tun sollen, als fände da irgendeine Art von spannender Reibung zwischen den Figuren statt: Als Youssef herausfindet, dass Füchsin Anne früher bei der STASI allerhand Menschenleben zerstört hat, will er die Zusammenarbeit mit ihr beenden. „Ach was, ich vertrau‘ ihr“, kontert seine Frau. Ach so, na dann.
Doch es ist nicht nur das mal plakative, mal expositionsgeladene Gestotter, das «Die Füchsin» in den inhaltlichen Misserfolg führt. Es ist vor allem auch diese unentrinnbare Durchschnittlichkeit, die hier Auftrag und Zielsetzung zu sein scheint, und mit der man den Stoff um eine gebeutelte ehemalige Spionin des MfS, die mit ihrer Biographie hadert und ihren Platz im vereinten Deutschland nie gefunden hat, notdürftig in einen Krimi presst, indem man einen so beliebigen wie uninteressanten – und noch dazu ziemlich hanebüchen konstruierten – Mordfall hineinspinnt, der zwar einen großen Teil der Sendezeit in Beschlag nimmt, aber thematisch wenig beizutragen hat.
Es scheint vor allem ein Problem des Anspruchs zu sein: Das hier soll ein pathetischer Mitfühlkrimi werden und keine intelligente, vielschichtige Reflexion über Verlust, Schuld, Reue und Wiedergutmachung. Themen, die sich mit dieser Hauptfigur erzählen ließen. Aber das will man nicht. Man will Krimi. Whodunnit. Auch wenn die interessanten Untersuchungsfelder ganz woanders lägen. Alles wirkt so lieblos runtergeschrieben wie runtergekurbelt – und wird entsprechend lieblos weggeguckt.
Die Fehler der Dramaturgie setzen sich in der Inszenierung fort. Man verlässt sich auf Zeitlupen, auf Close-ups, in denen Füchsin Anne pathetisch „Nein!“ in die Kamera schreit, und auf Szenen, in denen sie mitgenommen Löcher in die Luft starrt. Für «Deutschland 83» hat Regisseurin Samira Radsi mitreißend und packend inszeniert. Für «Die Füchsin» bedient sie sich dagegen billigster Tränendrüsenquetscher – und sorgt letztlich dafür, dass dieser Film so gekünstelt und unnahbar aussieht, wie er auch geschrieben ist.
Das Erste zeigt «Die Füchsin – Dunkle Fährte» am Donnerstag, den 17. November um 20.15 Uhr.