Kritiker-Spiegel zu «Die Stadt und die Macht»
«Die Stadt und die Macht» ist eine fast optimale Adaption bekannt-erfolgreicher Formate, die gänzlich in ihrem Mikrokosmos aufgeht, Politik und Menschlichkeit erklärt und sich keine nennenswerten Schwächen leistet. Ein spannend-brisanter Mini-Thriller für Fans von Anna Loos, der Bundeshauptstadt, und sogar Politikmuffel, der hierzulande seinesgleichen sucht. Mehr geht kaum.Aus "Einschalten, Deutschland!" von Quotenmeter.de
Spricht etwas dagegen, „Die Stadt und die Macht“ anzuschauen? Neben allgemeinem Desinteresse an Familiendramenpolitthrillern und Überfütterung mit „House of Cards“ und „West Wing“ könnten die penetrant urbanen Berlin-Bilder ein Kriterium sein, die immer wieder zwischen die Szenen geklemmt werden und nichts mit der Handlung zu tun haben (...) Ansonsten finden sich nur lasche Gegenargumente, wegen derer man auch nicht auf eine flotte skandinavische, britische oder amerikanische Serie verzichten würde (außer man wollte niemals im Leben eine Fernsehserie ansehen, das wäre selbstverständlich etwas anderes)
Aus "Die Wahrheit, die Drohung, das Angebot", Frankfurter Rundschau
Den Vergleich zu "Borgen" muss man jedenfalls nicht scheuen. Und auch wenn die Macher nie an eine Fortsetzung dachten: Man wünscht sich sofort eine zweite Staffel. Dann nicht mehr über die Niederungen des Wahlkampfes, sondern über die Kleinkämpfe der Tagespolitik.
Aus "«House of Cards» mitten in Berlin", Berliner Morgenpost
Genau das dürfte auch die Messlatte der Loos-Serie rund um das politische und hektische Berlin gewesen sein, wenngleich man seitens der ARD sicher im Vorfeld auch auf das Zugpferd Anna Loos setzte. Am Ende reichte es ab 20.30 Uhr zu gerade einmal 2,91 Millionen Fans. Für Das Erste ist dies mindestens eine mittelschwere Katastrophe. Denn üblicherweise funktioniert am Dienstagabend serientechnisch fast alles, was man dem Volk vorsetzt. Ab 21.17 Uhr kam die zweite Episode der Serie von Real Film dann gar nur noch auf 2,72 Millionen Zuseher.
Hätte Das Erste zu dieser Zeit wie sonst seine Krankenhaus-Weekly «In aller Freundschaft» gesendet, wäre die Reichweite wohl doppelt so hoch gewesen. Unter dem Strich sorgte die ambitionierte Produktion für sehr schwache 8,8 und 8,6 Prozent Marktanteil bei allen Zusehern. Kleines Trostpflaster für alle, die daran mitgewirkt haben. Bei den 14- bis 49-Jährigen lief «Die Stadt und die Macht» immerhin auf Senderschnitt. Hier kam die ab 20.30 Uhr gezeigte Debüt-Folge auf 6,4 Prozent, eine Dreiviertelstunde lag die Durchschnitttsquote dann bei 6,2 Prozent.
Wie sehr das ARD-Publikum die Miniserie abgelehnt hat, wird auch klar, wenn man bedenkt, dass der 15-minütige «Brennpunkt» zum Terror in der Türkei ab 20.15 Uhr noch auf 5,12 Millionen Zuschauer gekommen war. Weit mehr als zwei Millionen Menschen entschieden sich also nach 20.30 Uhr noch, das Programm zu wechseln.
Immerhin: Das Erste war nicht der einzige Sender, der am Dienstag eine deutliche Schlappe einstecken musste. Auch den Sat.1-Verantwortlichen dürfte beim Blick auf die Dienstags-Quoten nicht zum Lachen zumute gewesen sein. Die Erstausstrahlung des Spielfilms «Liebe & andere Turbulenzen» versagte angesichts von gerade einmal 1,57 Millionen Zuschauern ab drei Jahren. Bei den für den Privatsender wichtigen Umworbenen blieb man bei miesen 6,1 Prozent hängen. Die ab 22.15 Uhr gezeigte «akte 20.16» verbesserte sich in der Zielgruppe dann noch auf 6,9 Prozent, war vom Senderschnitt somit aber ebenfalls ein ganzes Stück entfernt.