TV-Markt

Der TV-Markt im Februar: RTL hält ProSieben auf Distanz, RTL II lebt!

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Nach der Dschungel-Euphorie gab der größte Vertreter der RTL-Gruppe längst nicht so stark nach wie befürchtet, RTL II und VOX legten gar mächtig zu. Verluste verbuchten hingegen die Öffentlich-Rechtlichen.

Als Monat der großen Quoten-Sensationen wird der Februar 2016 wohl eher nicht in die Fernseh-Geschichte eingehen, an der Spitze des Quoten-Rankings lagen viel mehr etablierte Hits wie der «Tatort» mit bis zu 10,61 Millionen Zuschauern, König Fußball mit bestenfalls 8,47 Millionen (beim DFB-Pokalspiel zwischen Stuttgart und Dortmund) sowie «Der Bergdoktor» mit maximal 7,19 Millionen. Als richtige Entscheidung stellte sich auch der Schritt der Öffentlich-Rechtlichen heraus, die Karnevals-Übertragungen zurückzufahren, denn die noch vorhandenen Formate verzeichneten beinahe durchweg steigende Zahlen - bis zu 6,80 Millionen Menschen (bei «Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht») sahen zu. Und RTL? Hier fehlte das auch in diesem Jahr wieder höchst erfolgreiche «Ich bin ein Star» natürlich sehr, doch zumindest «Wer wird Millionär?» sorgte an fünf von sechs Ausstrahlungsabenden für Reichweiten oberhalb der Fünf-Millionenmarke. Ansonsten sah es diesbezüglich mau aus, lediglich eine Folge von «Undercover Boss» durchbrach besagte Marke ebenso.

In der werberelevanten Zielgruppe setzte ProSieben am zweiten Februar-Montag eine bemerkenswerte Duftmarke, als «The Big Bang Theory» sowie der Start von «Akte X» mit 2,52 bzw. 2,44 Millionen jungen Zuschauern die höchsten Reichweiten aller Ausstrahlungen des Privatfernsehens verzeichneten. Ja, sogar «DSDS» kam da mit maximal 2,41 Millionen nicht ganz heran, verbuchte jedoch mit 22,0 bis 23,3 Prozent in drei von vier Fällen höhere Marktanteile. Stark wie lange nicht mehr lief am letzten Oktober-Donnerstag auch «Germany's Next Topmodel» mit 2,29 Millionen 14- bis 49-Jährigen und 19,3 Prozent. Für Sat.1 sah es hingegen weitgehend düster aus: Der «Super Bowl» verbuchte mit bestenfalls über 50 Prozent zwar unschlagbare Marktanteile, allerdings eben bloß zu nächtschlafender Stunde, wo hierzulande kaum jemand mehr fernsah. Primetime-Hits waren hingegen rar gesät: «The Voice Kids» besetzte das Marktanteil-Treppchen mit 13,9 bis 14,3 Prozent im Alleingang, dahinter lag «Die Hebamme II» (13,7%), das beim Gesamtpublikum zusammen mit dem ebenso am Dienstagabend ausgestrahlten Spielfilm «Die Truckerin» die mit Abstand höchsten Zuschauerzahlen des Monats verbuchten. Immerhin 3,60 bzw. 3,59 Millionen wurden verbucht.

Spricht man über Quotenhits bei VOX, ist in erster Linie auf ein Format hinzuweisen: «Rizzoli & Isles». Acht Folgen liefen am Mittwochabend, mit Reichweiten zwischen 2,11 und 2,71 Millionen belegten sie die ersten acht Positionen des Monats-Rankings - und zwar nicht nur von VOX, sondern von allen drei kleineren Sendern. Dicht dahinter positionierte sich mit 2,10 Millionen die fünfte Folge von «Hot oder Schrott», das sich nach einem mittelmäßigen Start Ende Januar beinahe kontinuierlich zu steigern wusste. Und auch «Kitchen Impossible» macht die Programmverantwortlichen nach einem komplizierten Start mittlerweile äußerst glücklich: Bis zu 1,97 Millionen Menschen sahen zu, in der Zielgruppe wurden in der Zielgruppe kamen die beiden letzten Folgen des Monats auf großartige 10,6 und 10,8 Prozent - und das wohlgemerkt zur hart umkämpften Sonntags-Primetime. RTL II punktete vornehmlich mit etablierten Dokusoaps wie «Zuhause im Glück» oder «Babys!», kabel eins machte vor allem durch Spielfilme auf sich aufmerksam.


Alle Zuschauer (Februar 2016)


ALLE ZUSCHAUER (FEBRUAR)
11,6
12,2
12,6
13,2
10,0
11,7
3,6
3,3
5,2
4,7
7,5
7,0
5,2
5,2
3,7
3,4
Marktanteile in %  |  Februar 2016 gegenüber Januar 2016

Nach dem kurzzeitigen Dschungel-Hoch ging es für RTL im Februar wieder zurück in die triste Normalität - wobei diese zumindest nicht ganz so trist ausschaute wie noch im Dezember, als die Kölner gerade einmal noch auf 9,1 Prozent des Gesamtpublikums gelangt waren. Mit 10,0 Prozent wurde jedoch der zweitschwächste Wert dieser Saison verbucht, was einem Rückgang um über anderthalb Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat entsprach. Aber auch die in weiter Entfernung liegenden öffentlich-rechtlichen Großstationen verzeichneten recht klare Verluste: Das einmal mehr unschlagbare ZDF verlor von 13,2 auf 12,6 Prozent, Das Erste gelangte auf 11,6 Prozent nach 12,2 Prozent. Das einende Element aller drei Sender: Sie konnten den im Januar aufgestellten Saison-Bestwert nicht halten.

Da ist man doch auf dem ersten Blick geneigt, Sat.1 als großen Gewinner des Monats darzustellen - sicherlich auch zurecht, wenn man als einzige Vergleichsgrundlage den Dezember zu Rate zieht, denn da ging es recht klar bergauf von 7,0 auf 7,5 Prozent. Weitaus weniger überzeugend liest sich dieser Marktanteil allerdings, wenn man bedenkt, dass im ersten Drittel des Fernsehjahres noch deutlich bessere 7,9 bis 8,2 Prozent zu Buche gestanden hatten und auch im Vorjahresmonat immerhin 7,9 Prozent generiert wurden. ProSieben hielt sich recht konstant bei 5,2 Prozent, dürfte sich aber wohl etwas mehr erhofft haben im Monat nach «Ich bin ein Star» beim größten privaten Mitbewerber. Ein wahrer Gewinner ist dagegen VOX, das sich deutlich auf ebenfalls 5,2 Prozent steigerte und nach dem enttäuschenden Vormonat wieder an die Zahlen der ersten Saison-Monate anknüpft - dort wurden vier Mal in Folge 5,2 Prozent erzielt. Auch RTL II und kabel eins verbesserten sich klar, machen die beiden letzten Plätze aber abermals klar unter sich aus.


14- bis 49-Jährige (Februar 2016)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FEBRUAR)
6,6
7,0
5,6
6,4
13,4
16,3
6,1
5,3
6,9
6,1
8,9
8,4
10,8
10,7
5,0
4,6
Marktanteile in %  |  Februar 2016 gegenüber Januar 2016

Die erneute Marktführung war für RTL beim jüngeren Publikum einmal mehr nur Formsache, der Rückfall von tollen 16,3 auf 13,4 Prozent liest sich aber dennoch dramatisch - allerdings auch ein Stück weit dramatischer, als er wirklich ist, denn der Januar hatte bereits in den vergangenen Jahren stets den mit Abstand stärksten Monat gestellt. Was für die Programmverantwortlichen deshalb als primäre Vergleichsgrundlage dienen dürfte, ist das Abschneiden vor diesem Gipfel des Quotenglücks. Und da liest sich der Wert doch schon gleich viel freundlicher: Im November und Dezember war man nicht mehr über 12,3 bzw. 11,7 Prozent hinaus gekommen, auch im Februar 2015 lief es mit nur 12,6 Prozent weitaus schlechter als diesmal. Und ProSieben? Das profitierte kaum von der schlagbareren Konkurrenz und hatte sich mit unspektakulären 10,8 Prozent zu begnügen.

Weit vom perspektivischen Ziel "Rückkehr in die Zweistelligkeit" entfernt bleibt Sat.1, das sich in den zurückliegenden 29 Tagen aber zumindest wieder deutlich von 8,4 auf 8,9 Prozent verbesserte und damit den besten Wert seit November generierte. Die größten Gewinner finden sich aber auch und gerade in der Zielgruppe weiter hinten: VOX steigerte sich nach dem Zwischentief wieder auf 6,9 Prozent, womit es einen neuen Saison-Bestwert markierte. Vor allem aber erstaunte RTL II, das sich zuletzt in einer dramatischen Abwärtsspirale befunden hatte und drei Monate lang nicht mehr über 5,5 Prozent hinausgekommen war. Angesichts dessen dürfte man lauthals jubilieren angesichts der 6,1 Prozent im Februar - und wohl auch kräftig durchatmen. Für kabel eins dagegen ist der Sprung von 4,6 auf 5,0 Prozent lediglich ein Satz zurück in die präaustralische TV-Normalität.

Auf den Boden der Tatsachen wurden auch ARD und ZDF geholt, die im Januar primär aufgrund diverser Sportübertragungen noch sehr starke Werte verzeichnet hatten. Damit trugen sie dazu bei, dass auch der kumulierte Wert aller acht großen Sender deutlich von 64,8 auf 63,3 Prozent fiel. Ähnlich sah es übrigens auch beim Gesamtpublikum aus, wo nur noch 59,4 statt 60,7 Prozent erzielt wurden. Der Fairness halber sei aber erwähnt, dass die jeweiligen Januar-Werte auch deutlich herausgeragt hatten - vor allem eben RTL dank seines Promi-Camps.


Alle Zuschauer (Fernsehjahr)


ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,6
11,6
12,4
12,7
10,4
10,2
3,4
3,9
5,1
5,2
7,6
8,1
5,3
5,5
3,7
3,7
Marktanteile in %  |  Sep. 2015 – Feb. 2016 gegenüber Sep. 2014 – Mai 2015

Auch nach zwei Dritteln ist zumindest an der Spitze noch immer nicht ganz klar, in welche Richtung die Reise gehen wird. Beim ZDF sieht es zwar eher nach einem leichten Rückschlag aus, aber mit 12,4 Prozent erscheint es nicht völlig unmöglich, dass der Vorjahreswert unter Umständen doch noch erreicht wird. Nach einem eher schwachen Saisonstart mit jeweils nur rund elf Prozent im September und Oktober hat sich Das Erste längst auf dem schon aus der vergangenen Saison bekannten Niveau eingependelt. Und für RTL schaut es angesichts von 10,4 statt 10,2 Prozent sogar nach einem kleinen Gewinn nach zahlreichen Abschlägen in der Vergangenheit aus. Doch Obacht: Vom Januar abgesehen lag man seit November stets unterhalb dieses Wertes.

In der zweiten Reihe muss Sat.1 dringend schauen, endlich einmal wieder positive Akzente zu setzen. Neue Hits sind in dieser Saison bislang Mangelware und die altbekannten Zugpferde verlieren allmählich an ihrer Strahlkraft, sodass es nicht überrascht, dass der Bällchensender mit derzeit nur noch 7,6 statt 8,1 Prozent abermals als Relevanz einbüßt. In eine ähnliche Richtung zeigen zwar auch die Pfeile der weiteren kleineren Sender, doch längst nicht so deutlich - mit Ausnahme von RTL II, das seit Mai beständig unterhalb des Vorjahres-Durchschnittswerts von 3,9 Prozent rangiert und entsprechend weit davon entfernt ist, derzeit nochmal in ähnliche Gefilde vorzustoßen. Immerhin der Februar machte aber nun ein wenig Hoffnung.


14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)


14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,6
6,6
5,8
6,0
13,5
13,4
5,7
6,2
6,6
6,9
9,0
9,6
10,9
11,1
5,1
5,3
Marktanteile in %  |  Sep. 2015 – Feb. 2016 gegenüber Sep. 2014 – Mai 2015

Jahrelang näherten sich RTL und ProSieben immer näher an, nun aber sieht es ganz danach aus, als könnten sich die Kölner zumindest wieder ein bisschen Luft gegenüber dem einzig einigermaßen ernstzunehmenden Rivalen verschaffen: Der Pfeil zeigt hier nämlich minimal nach oben, während er bei den Unterföhringern tendenziell eher nach unten geht. Darüber hinaus gilt es für die Programmverantwortlichen von ProSieben, den Abgang von Stefan Raab abzufedern. Derzeit deutlich spannender ist aber die Entwicklung von Sat.1, das statt der Mission Zweistelligkeit eher wieder ins Auge fassen muss, nicht nach unten durchgereicht zu werden. Nachdem man in den vergangenen drei Jahren relativ konstant bei 9,4 bis 9,6 Prozent gelegen hatte, muss man nun sogar um die Marke von neun Prozent kämpfen.

Auch die kleineren privaten Sendestationen müssen sich wohl darauf einstellen, in diesem Jahr einmal mehr rote Zahlen zu schreiben. Bitter ist das vor allem für VOX, das zwar für seine hochwertigen und mutigen Formate viel mediales Lob und zumeist auch gute Quoten erhält, in der Breite allerdings seit Jahren schon kontinuierlich an Marktanteilen einbüßt: Im Mai 2013 konnte man noch auf einen Saison-Schnitt von 7,9 Prozent verweisen, mittlerweile sind es (nach derzeitigem Stand) nur noch 6,6 Prozent. RTL II scheint derweil eher ein ähnliches Schicksal zu widerfahren wie dem großen Bruder an der Spitze des Rankings: Zu lange hat man sich weitgehend auf alten Erfolgen ausgeruht, sodass derzeit ein beschwerlicher Umbruch nötig ist. Mit aktuell 5,7 Prozent liegt man derzeit einen kompletten Prozentpunkt unterhalb der 6,7 Prozent aus der Saison 2013/14. Und auch kabel eins verliert voraussichtlich weiter an Zugkraft.

Sollten Sie verstärkt den Eindruck gehabt haben, dass es gerade hinsichtlich der Saison-Zwischenbilanz um das Vermelden von für die Sender unerfreulichen Werten ging, liegen Sie richtig: Die Fragmentierung des Marktes setzt sich ungebremst fort, sodass die acht zugkräftigsten Sender des Landes mittlerweile nur noch gut 63 Prozent der 14- bis 49-Jährigen erreichen. Im Vorjahr wurden noch 65,1 Prozent erzielt, vor zwei Jahren standen unterm Strich sogar noch 67,4 Prozent auf dem Papier. Übrigens: Sollte es im letzten Saison-Drittel keine klaren Veränderungen geben, lägen sämtliche acht Sender mehr oder minder deutlich unterhalb des Niveaus von vor zwei Jahren. Beim Gesamtpublikum wird diesmal wohl erstmals überhaupt die 60-Prozent-Hürde verfehlt.

Kurz-URL: qmde.de/84093
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