Hingeschaut

Kritik: «Rach sucht: Deutschlands Lieblingsrestaurant»

von   |  1 Kommentar

Ein Format, bei dem jeder mitreden kann. TV-Liebling Christian Rach ist wieder unterwegs, testet, prüft und kürt am Ende Deutschlands Lieblingsrestaurant.

Deutschlands einstmals beliebtester Fernsehkoch ist nach seinem erfolglosen Intermezzo beim ZDF wieder bei RTL angekommen. Glaubt man aktuellen Umfragen, konnte in der Zwischenzeit mindestens Frank Rosin in Sachen Beliebtheit am Wahl-Hamburger vorbeiziehen. Doch nach der erfolgreichen und qualitativ hochwertigen Show «Rach undercover», in der er den (oft negativen) Bewertungen verschiedener Restaurants auf den Grund ging, (be)sucht er nun in seiner neuen Show Deutschlands Lieblingsrestaurants - und begibt sich somit auch auf die Jagd zurück an die Spitze der deutschen TV-Köche.

Rach & die Vergangenheit


Der TV-Start des Christian Rach geriet holprig. Mit seiner Sendung «Teufels Küche», in der er eine Promi-Küchencrew zu Höchstleistungen peinigte, fiel er bei Kritikern wie Zuschauern durch.

Rach-Formate

  • Teufels Küche (2005, RTL)
  • Rach, der Restaurantttester (2005-2013, RTL)
  • Rachs Restaurantschule (2011-2012, RTL)
  • Rach deckt auf (2013, RTL)
  • Rach tischt auf (2014, ZDF)
  • Rach und die Restaurantgründer (2015, ZDF)
  • Rach undercover (2015, RTL)
  • Rach sucht: Deutschlands Lieblingsrestaurant (2016, RTL)
Dafür landete er jedoch mit dem Format «Rach, der Restauranttester» im selben Jahr einen Hit, der wie keine zweite Sendung vom kauzigen Charme Rachs lebte. Episoden wie "Eis-Heidi" wurden zu Klassikern und besitzen auch heute noch einen hohen Unterhaltungswert. Die Sendung wurde zurecht mit dem Bayrischen Fernsehpreis (2009), der Goldenen Kamera (2010) und dem Deutschen Fernsehpreis (2010) geehrt.

«Rachs Restaurantschule» und «Rach deckt auf» erweiterten sein Portfolio und machten ihn zwischen 2005 und 2013 zu einem omnipräsenten Quotenbringer und Sympathieträger für RTL.

Doch suchte Rach eine neue Herausforderung. Beim ZDF startete er 2014 mit «Rach tischt auf» eine Show, die vom Start weg nicht optimal strukturiert und umgesetzt schien, zu wenig auf Rachs Eigenheiten einging und konsequenterweise bereits nach vier Ausgaben an schlechten Quoten und teils vernichtenden Kritiken scheiterte. Auch seine Beteiligung an einer dreiteiligen «Terra X»-Dokumentation zum Thema Kulturgeschichte des Essens sowie die Sendereihe «Rach und die Restaurantgründer» brachten keine Besserung. Die Liebeshochzeit Rach und ZDF war nach nur etwas mehr als einem Jahr gescheitert.

Wie gut, dass es da noch die verschmähte Ex-Freundin RTL gab. Mit «Rach undercover» knüpfte der Moderator sofort an alte Erfolge und die gewohnte Qualität an - über die zweite Stufe seines Comebacks wird nun zu sprechen sein.

Rach & das neue Glück


Der Auftakt hatte es bereits in sich: Christian Rach singt. In einer Mischung aus «Comedian Harmonists» und «Sesamstraße» heißt er die Zuschauer willkommen in seinem neuen Format. Hierbei hatten sowohl Verbraucher als auch Unternehmer die Chance, ihre Lieblingsrestaurants oder ihr eigenes Etablissement zu benennen. In sechs Episoden wird nun eine Auswahl von 100 Restaurants vorgestellt und sowohl von Rach selber als auch von Testgästen auf die Probe gestellt. Die Kategorien: Deutsche Küche, Italienische Küche, Steakhouse und eine Spezialkategorie, in der sich alle weiteren Geschmacksrichtungen tummeln. Viel Arbeit und viel Stoff für eine spannende Sendung.

Erste Station: Ein waschechter Italiener in Stade bei Hamburg, der mit Ambiente und exquisitem Essen punktete. Schade, dass der Besuch inhaltlich im Schweinsgalopp abgehandelt und zwischen erneuten Vorschauen auf andere Fälle und eine zweite Gesangseinlage verschenkt wurde. Besser hatte es da schon das Hexenhäuschen in Lengerich. Klingelt da was? Richtig: 2009 hatte Rach als Restauranttester hier aufgeräumt (Stichwort "Holo Bolo") und einen der besten Fälle der Reihe abgeliefert. Charmant, dass man hier die Chance auf einen erneuten Besuch wahrnahm - schade, dass der sympathische Laden immer noch eher Kneipe als Gourmettempel ist und somit nur für einen kleinen Werbestunt herhalten durfte. So ging es dann auch weiter. Von Dresden nach Marburg, von Sterneküche über Grieche - Rach reist quer durchs Land, hält mal kürzer und mal länger inne, doch geht selten in die Tiefe. Hier war die Masse an gedrehtem Material in der Endbearbeitung vermutlich Fluch und Segen zugleich. Konnte man sich in seinen anderen Formaten auf Lokalität und Charaktere einstellen und mitfiebern, bleiben die handelnden Personen hier größtenteils blass und undefiniert.

Die Rasanz hat aber auch Vorteile: So gewinnt man in kurzer Zeit einen sehr weit gefächerten Überblick über die kulinarische Vielfalt in Deutschland und darf sich kurzweilig unterhalten lassen.

Pro & Contra


Das Format verlässt sich erwartungsgemäß primär auf das Charisma Christian Rachs. Die Abläufe ähneln dabei denen des «Restauranttesters», wobei diesmal eben nicht die Probleme, sondern die angenehmen und wunderbaren Seiten kulinarischer Erlebnisse im Fokus stehen. Rach darf endlich einmal kompetente Köche, Gastgeber und Servicekräfte präsentieren, Essen und Sauberkeit loben und allerorten gute und positive Stimmung verbreiten - notfalls eben gar mit Gesang.

Dass die Vorstellung der teilnehmenden Restaurants dabei eher zu einer Werbe-Clip-Show gerät, in der Rach als Zeremonienmeister den roten Faden bietet, mag man dem Format negativ auslegen. Spaß macht es dennoch, auch wenn die Tiefe definitiv auf der Strecke bleibt. Die Frage, ob dem deutschen Publikum diese Art der Präsentation gefällt, ist dabei sicher nicht unberechtigt. Wäre da nicht das RTL-Logo in der linken Bildecke, man könnte gar den Eindruck gewinnen, eher einem stromlinienförmigen und wenig mutigen öffentlichen-rechtlichen Format zu folgen. Die Quoten werden hier eine Entscheidung für die Masse fällen müssen, ob nicht vielleicht gerade das Nörgeln und Erfreuen am Scheitern anderer den Spaß der meisten Zuschauer an derartigen Formaten ausmacht. Rach vermutete im Interview mit unserem Kollegen Sidney Schering, dass die Zuschauer das ewige Testen inzwischen satt haben könnten - ob das im Umkehrschluss ein Argument pro neue Sendung ist, bleibt bis hierhin offen.

Fazit


Auf der Habenseite verbucht der Auftakt einen Christian Rach in Bestform, gute Musik, viel wunderbares Essen, eine liebenswerte und positive Intention und eine ganze Ladung gute Laune. Dem entgegen stehen der doch recht aufdringliche Werbeeffekt für die Restaurants, die geringe Tiefe und das fast vollständige Ausbleiben von Ecken und Kanten. Für sechs Episoden mag das als Feelgood-Show funktionieren, für mehr fehlt vermutlich eine klarere Vision.

Um ein beliebtes Rach-Zitat aus seiner Zeit als Restaurranttester abzuwandeln: In dieser Form und auf diesem Niveau mache ich mir um Rach und seine neue Show zwar keine Sorgen, werde aber leider auch keinen Pflichttermin daraus machen.
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Ganz okay, wird aber vermutlich kein Pflichttermin.
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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Gnutzhasi
05.04.2016 11:00 Uhr 1
Eigentlich gute Sendung, allerdings wirkt er oft gekünstelt, teilweise wie auf Speed. Hoffe das ändert sich. Wir reden ja hier von keiner Live-Sendung !

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