Austria

Servus TV-Aus: Geplanter Betriebsrat „brachte Fass zum Überlaufen“

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Dass Servus TV die Region Deutschland aufgegeben hatte, war seit Längerem klar. Für Österreich hatte man aber durchaus noch Pläne. Chef Mateschitz bestätigt derweil, dass eine geplante Betriebsratsgründung Stein des Anstoßes gewesen sei.

Das Ende von Servus TV überrascht am Dienstag die Medienbranche. Dass das zu Red Bull Media House gehörende Unternehmen keine Ambitionen in Deutschland mehr hatte und seinen nur 0,2 Prozent Marktanteil erreichenden Sender aufgeben wollte, war hinter vorgehaltener Hand schon seit Wochen klar. Der Verzicht auf die Deutsche Eishockey Liga (DEL) machte dies deutlich. In Österreich aber hatte man sich mit der dortigen EBEL (Erste Bank Eishockey Liga) und MotoGP erst kürzlich mit frischen Rechten versorgt. Das schnelle Ende, von dem die rund 260 Mitarbeiter selbst erst wenige Minuten vor Veröffentlichtung der Medienmitteilung am Dienstagmorgen erfuhren, hat andere Hintergründe.

Gegenüber den Salzburger Nachrichten bestätigte Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz, dass die angedachtige Gründung eines Betriebsrats ausschlaggebend gewesen sei. „Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Unbeeinflussbarkeit insbesondere durch politische Parteien, egal welcher Richtung, war von Anfang an ein tragender Pfeiler von Servus TV. Die Betriebsratsgründung hätte diese Werte insbesondere durch die Art und Weise ihres Zustandekommens – anonym, unterstützt von Gewerkschaft und Arbeiterkammer – nachhaltig beschädigt“, sagte Mateschitz. Er bezeichnete es als evident, dass diese Vorgehendweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation des Senders nicht gerade dienlich war.

Dazu komme freilich auch die Auffassung, dass Servus TV den angestrebten Erfolg nie erreichte und man bei Red Bull der Meinung sei, das lineare Fernsehen befinde ich allgemein auf dem Rückzug. Laut Salzburger Nachrichten läuft Servus TV noch bis Ende Juni wie geplant weiter. Für danach wurde allen rund 260 Mitarbeitern gekündigt. Österreichische Gewerkschaften wollen derweil kaum glauben, dass ein angedachter Betriebsrat, über dessen Gründung online abgestimmt werden sollte, entscheidender Tropfen für das Sender-Aus gewesen sein soll.

„Es wäre mehr als kurios, wenn ein Unternehmen, eingebettet in einen Milliardenkonzern, wegen einer Wahl zur betrieblichen Interessensvertretung den Betrieb einstellt. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wäre ein Betriebsrat sehr wichtig“, heißt es. Nach Angaben von Servus TV mussten jährlich fast 100 Millionen Euro in das Programm gesteckt werden. Wirtschaftlich sei Servus TV somit "untragbar" geworden, beschrieb die Senderführung die Situation am Morgen. Österreichs Medienminister Ostermeyer von der SPÖ bezeichnete die Senderschließung als „schmerzhaft“. Sie sei eine „Schwächung des dualen Rundfunksystems“, auch weil Servus TV eine Bereicherung der Medienlandschaft gewesen sei.

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