Cast & Crew
Vor der Kamera:Ulrike Kriener als Ellen Lucas
Michael Roll als Boris Noethen
Lasse Myhr als Tom Brauer
Andrea Wenzl als Nina Friedrich
Tilo Prückner als Max
Arved Birnbaum als Harald Leinenwerber
Katja Flint als Andrea Scherer
Hinter der Kamera:
Produktion: Olga Film GmbH
Drehbuch: Thomas Schwebel und Daniel Schwarz
Regie und Kamera: Miguel Alexandre
Produzenten: Harald Kügler und Arbia-Magdalena Said
Am nächsten Tag wird Kommissarin Lucas zum Tatort gerufen. Neben ihr und Boris Noethen ist auch Harald Leinenweber vom BKA für die Ermittlungen verantwortlich. Letzterer hat viel Erfahrung mit Drogenschmuggel und organisierter Kriminalität, und gerät mit Lucas und Noethen nicht nur einmal aneinander.
Währenddessen ist die Syrerin mit den Drogenpäckchen im Leib auf der Flucht vor den Ermittlungsbehörden. Hilfe erhält sie von einem ihrer Entführer, der ihr schon wohlgesonnen war, als ihr Bruder noch versucht hat, im Wohnwagen die Heroinpäckchen aus seinem Körper zu bekommen. Noethen ist dem Mann auf der Spur, hält das aber vor seinen Kollegen geheim. Der Grund liegt in alten Verwicklungen, die er mit Leinenweber teilt.
Deutsche Krimis haben bekanntermaßen ein Faible dafür, gesellschaftliche Brandthemen in ihre Plots zu verweben. Das führt nicht selten zu dramaturgischen Fehlkonstruktionen, die jene stoffliche Brisanz verwässern, indem sie ihr Screentime für allerhand Was-haben-wir-bis-jetzts und Wo-waren-Sie-am-Soundsos abzwacken. Daran krankt – trotz aller lobenswerten Passagen – auch diese neue Folge von «Kommissarin Lucas» ein bisschen: In gehetzten Walk-and-Talk-Szenen durch die schummerigen Gänge überfüllter Flüchtlingsheime werden allerhand Statistiken aufgesagt, die das Leid der Opfer des syrischen Bürgerkriegs quantifizieren sollen. Was manchmal ein bisschen nach Rechtfertigung klingt, warum hier ein (relevantes) Thema aufgegriffen wurde.
Gleichzeitig finden allerhand Verfolgungsjagden statt, und Geiselnahmen und Erpressungen, wird viel mit Waffen gefuchtelt und mit allerhand Fantasietechnik in gesicherte Datenbanken eingedrungen. Das sind so typische deutsche Kriminalfilmelemente, dass sie nicht nur in dieser Häufung manchmal nah an einer Parodie wirken müssen. Doch „Schuldig“ gelingt es, trotz seiner eher uninspirierten Fernsehfilmästhetik, die größten Klischees zu umschiffen, und etwas zu leisten, was die wenigsten deutschen Krimi-Reihen trotz anderslautender Beteuerungen und in der Öffentlichkeit vorgetragener Intentionen hinkriegen: nämlich einen tatsächlich packenden und einnehmenden Stoff über ein gesellschaftliches Brandthema zu erzählen, und zwar intellektuell ausreichend differenziert und niveauvoll, dass er tatsächlich zur Reflexion einlädt.
- © ZDF/ Laurent Trümper
Es wird viel mit Waffen gefuchtelt. Und doch ist "Schuldig" trotz aller Fernsehfilmklischees ein gut erzählter Krimi geworden.
Sicher: Es wird ein bisschen arg viel das (vermeintlich?) Exemplarische an diesem Mitleid erregenden Fall der beiden syrischen Flüchtlinge betont. Und der Oberbösewicht aus der organisierten Kriminalität, der viel lieber weiterhin seine Grillbuden an der bulgarischen Schwarzmeerküste in Varna betreiben würde, ist psychologisch um einiges grobschlächtiger gezeichnet, als es das Format «Kommissarin Lucas» und die Kompetenz der Autoren zugelassen hätten. Man sieht in dieser Folge viel verschenktes Potential, das, wenn man es genutzt hätte, aus diesem guten Krimi einen sehr guten, vielleicht einen exzellenten hätte machen können.
Dass man daran auch als Kritiker nicht verzweifelt, sondern die (überwiegenden) gelungenen Passagen als gut erzählt und einnehmend gespielt schätzen kann, ist tatsächlich ein Verdienst dieses Films.
Das ZDF zeigt «Kommissarin Lucas – Schuldig» am Samstag, den 14. Mai um 20.15 Uhr.
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