Cast und Crew
- Regie: Mark Monheim
- Darsteller: Jutta Speidel, Johann David Talinski, Stefan Merki, Jennifer Ulrich, Dennis Mojen, Patrick von Blume, Isolde Barth, Lena Stolze
- Drehbuch: Thomas O. W
- Kamera: Daniel Schönauer
- Schnitt: Connie Strecker
- Musik: Luis-Max Anders
- Produktionsfirma: Hager Moss Film
Angesichts ihrer anhaltenden Pechsträhne hinsichtlich der Gestaltung neuer Freitagsreihen werden die ARD-Verantwortlichen die titelgebende Fanny wenigstens als Identifikationsfigur zu schätzen wissen. Denn die von Speidel verkörperte, rüstige Dame verliert einen Job nach dem nächsten und leidet unter chronischen Geldproblemen. Als die kämpferische Fanny erfährt, dass ein ihr bis dahin Unbekannter seinen ganzen Reichtum vererbt hat, ist die Freude entsprechend groß. Zumindest vorübergehend. Denn alsbald stellt sich der Haken am Erbe von über 180.000 Euro und einem traumhaften Anwesen am Ammersee heraus: Fanny muss sich um ihren (ebenfalls bislang unbekannten) geistig behinderten Halbbruder Elias (Dennis Mojen) kümmern. Sonst geht sie leer aus.
Fanny mag zwar bescheiden und im Herzen jung geblieben sein, eine gewisse Eigensinnigkeit ist ihr allerdings auch nicht abzusprechen. So etwa im Umgang mit Elias: Weil er nicht gerade der leiseste Mensch auf Erden ist und kuriose Gedankensprünge vollführt, wenn er sich mit jemandem unterhält, sucht Fanny verzweifelt nach Auswegen. Das Erbe will sie schon bekommen, doch den Umgang mit Elias dabei tunlichst vermeiden …
Und auch die Köpfe hinter dieser neuen Degeto-Reihe sollten es tunlichst vermeiden, künftig weiter auf Elias zu setzen, sofern sie nicht dringend einen Kurs darin belegen, wie geistig behinderte Figuren geschrieben, in Szene gesetzt und gespielt werden sollten. Der laute, mit quengelnder Kinderstimme sprechende Elias tappst albern und die Hände in der Luft tanzen lassend durch die Szenerie, als sei er eine Karikatur. Selbst Filmparodien wie der erste «Scary Movie» gingen feinfühliger mit solchen Rollen um. Zwar ist Elias nur ein verschwindend geringer Bestandteil der ersten «Fanny»-Geschichte, dennoch streut diese Figurenzeichnung genügend Sand ins Getriebe, um fast einen Totalschaden zu verursachen.
Nicht, dass die nach Fannys erster Begegnung mit Elias entwickelnde Kerngeschichte eine solide Empfehlung für weitere Filme dieser Reihe darstellen würde: Die Protagonistin sucht eine Kanzlei auf, wo sie Bekanntschaft mit dem schlaksigen Anwalt Tristan Hackenbsch (Johann David Talinski) macht. Dieser ist die auf zwei Beinen wandelnde Verkörperung der Unsicherheit und befindet sich mit seiner Arbeitskollegin Rita (Jennifer Ulrich) im steten Wettstreit um die Aufmerksamkeit seines Vaters (Stefan Merki als Abziehbild eines selbstverliebten, pseudo-eleganten Patriarchen). Kurzerhand beschließt Fanny, sich von ihren Erbschaftsproblemen abzulenken, indem sie sich in eine andere Erbschaftsangelegenheit einmischt und den Fall eines ungerecht verteilenden Unternehmers streng abklopft …
Dieser Fall ist mit dem Witz und der Spannung einer Vorabendkrimi-Serie geschrieben. Einzig Speidels dem flachen Material trotzende, eine jugendliche Energie spüren lassende und zudem dramatische Fallhöhe erzeugende Performance sorgt für einen sanften Silberstreif am Horizont dieser Degeto-Reihe.
«Fanny und die geheimen Väter» ist am Freitag, den 27. Mai 2016, ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel