James Corden - Preisgekröntes Multitalent
James Corden, ist einer der wenigen Talente, auf den das abgenutzte Wort "Multitalent" tatsächlich zutrifft. Er produzierte, spielte und schrieb mit an der BBC-Comedyshow «Gavin & Stacy» und gewann dafür einen BAFTA Television Award für das beste komödiantische Schauspiel und den Preis der Writers' Guild of Great Britain. Corden ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.Eine leichte Aufgabe hatte der zukünftige Moderator der kleinen Show jedoch nicht, denn Ferguson schuf sich eine kleine, vertraute und sympathische Nische. Er spielte nicht nach den typischen Late Night-Regeln und versuchte die Grenzen des Formates so weit wie möglich auszureizen. Zum Beispiel setzte er ein elektronisch betriebenes Roboter-Skelett als permanenten Gesprächspartner (im amerikanischen Sprachraum „Sidekick“ genannt) ein, der zunächst nur alberne und generische Antworten beherrschte, später jedoch einen Sprecher erhielt und wesentlich lebhafter wurde. Zwei (angebliche) Praktikanten im Pferdekostüm, viel Gefluche, das natürlich zensiert wurde, ein Moderator, der seine vorgefertigten Fragen zeremoniell vor jedem Interview zerriss, eine Art Puppentheater und ein Produzent, der auf spielerische Art und Weise auf den Arm genommen wurde, verliehen Fergusons «Late Late Show» eine markante Note, die er auch mit spärlichen Produktionsmitteln aufrecht erhielt. Kein leichtes Erbe für die- oder denjenigen, die oder der es antreten sollte.
Erfolgreicher Schauspieler, Sänger und Entertainer
Dieser jemand sollte schließlich der korpulente Brite James Corden sein. Der 1978 geborene Schauspieler und Entertainer ist der Sohn eines Musikers und einer Sozialarbeiterin, hatte als 18-Jähriger seinen ersten Auftritt in einem Musical. Was folgte war eine überraschend lange und illustre Schauspielkarriere. Wer hin und wieder in den vergangenen 20 Jahren einen Blick ins britische Fernsehen geworfen hat, muss schon dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit zufolge über den stabilen, komödiantischen Darsteller gestolpert sein. Dabei waren langlebige und kürzer lebende Serien - auch wenn britische Serien nach amerikanischen und internationalen Maßstab immer etwas kürzer ausfallen - wie die dramatischen Komödien «Teachers» oder «Fat Friends» und Gastauftritte in der Science-Fiction-Serie «Doctor Who».
Auch tat er sich in kleineren Rollen prominenterer Filme hervor, wie in der James McAvoy und Benedict Cumberbatch Komödie «Starter for 10», dem Drama «History Boys», und unter anderem auch vor kurzem dem starbesetzten Musical «Into the Woods» an der Seite von Emily Blunt, Anna Kendrick, Meryl Streep und Chris Pine. Der Schritt zu einer Late Night Show wirkt ungewöhnlich für jemanden, der eine so vielversprechende und erfolgreiche Schauspielkarriere pflegt. Dennoch scheint dieses Intermezzo mit der Late Night - Welt seinen Erfolg, nicht seinen Enthusiasmus oder seine Energie in irgendeiner Form auszubremsen. Ganz im Gegenteil.
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Breitflächiger Humor, der niemanden wehtut, aber viel Spaß macht
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Für Abwechslung und Absurditäten sorgt auch Bandleader Reggie Watts, der für seine abstrakte und exzentrische komödiantische Musik bekannt ist und zuvor die Ein-Mann Band in der Alternativ-Comedy-Show «Comedy Bang Bang» darstellte. Im Gegensatz zu anderen Bandmitgliedern von Late Night Shows hat Watts einen Hintergrund in der Improvisations-Comedy, wird auch gern mal als Darsteller genutzt und in der «Late Late Show» nicht zu einem bloßem Stichwortgeber degradiert. Er darf seine Stärken voll ausspielen, Cordens Gästen (egal welchen ernsten Hintergrund sie mitbringen) absurdeste Fragen stellen, oder in einem Gartensegment simpelste Gartenarbeit verrichten und den verdutzten Corden erklären, dass man jetzt nur noch drei Wochen warten müsse, bis die ersten Pflanzen sprießen werden - das Segment endet mit einem verwirrten Corden, einem aufgeregten Reggie Watts und etwa fünfminütiger Stille.
Individualität bei Interviews, statt PR-Konformität
In seinem Interview-Stil unterscheidet sich Corden von den meisten seiner amerikanischen Kollegen. Anstatt sich hinter einem großen Schreibtisch zu verstecken und einem Gast nach dem anderen zu empfangen, holt er wie sein britischer Kollege Graham Norton alle seine Gäste gleichzeitig aufs Interview-Sofa, woraus sich immer unterschiedliche Paarungen ergeben, die jeweils andere Projekte (meistens Filme oder Serien) präsentieren. Schon allein dadurch ergibt sich immer eine interessante und unterhaltsame Dynamik: Der Moderator verlässt sich als Folge nicht nur auf vorgefertigte Fragen, die der entsprechende Gast mit von seiner PR-Abteilung abgesegneten Antworten und Anekdoten beantworten darf, sondern es entsteht viel Raum für Spontanität, Improvisation und gute Laune.
James Corden bietet nicht unbedingt den anspruchsvollsten Nischen-Humor, kann aber gerade deswegen, wie schon Jimmy Fallon vor ihm, für ein internationales und bei RTL II You für ein deutsches, junges Publikum reizvoll sein. Beim neuen Jugendsender läuft sein Format werktags gegen 23 Uhr. Sicher, der ein oder andere Donald Trump-Witz schleicht sich auch in seine Monologe, allerdings ist die Clownerie und Dummheit, die sich in diesen politischen Sphären abspielt, universell nachvollziehbar. Ansonsten ist Corden ein Spaßmacher, der weniger mit Zynismus, dafür aber mit positiver Energie und einer hellen, eindringlichen Stimme besticht. Der Sendeplatz, den er besetzt mag ein kleiner und unscheinbarer sein, dennoch nutzt er diese Tatsache wie schon sein Vorgänger Craig Ferguson, um abseits des alteingesessenen Late Night-Formats mit seinen Regeln und Einschränkungen, seine eigene Nische zu finden. Die Welt scheint es ihm zu danken, viele seiner Sketche und Videos, die seit Beginn seiner Sendezeit auf YouTube veröffentlicht wurden, sind dank prominenter Mitwirkung virale Hits. Damit sollte er auch in Deutschland und vor allem bei einem jungen Publikum gut aufgehoben sein.
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