Hingeschaut

Der 'Assi mit Abi' schlägt wieder zu …

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… wenn auch erstmal mit Samthandschuhen: Jan Böhmermann und das «Neo Magazin Royale» sind wieder da.

Da ist er wieder. Der blasse dünne Junge. Der 'Assi mit Abi'. Der Mann, der die deutschen Medien wochenlang beschäftig hielt: Jan Böhmermann. Seine Satireshow «Neo Magazin Royale» hat nun, da ihre Sommerpause vorbei ist, viel nachzuholen – denn selbst wenn das Flaggschiff der bildundtonfabrik genauso wie etwa auch die «heute-show» pausiert hat, so nahm die Parade an kommentierungswürdigen Schlagzeilen kein Ende. Sommerloch? Nicht 2016. Schreckensnachrichten und große politische Ereignisse wie der Brexit lieferten massig Material, das in der Zwischenzeit halt andere Formate aufnehmen mussten.

Das Team hinter dem ZDFneo-Aushängeschild spielt mit der entsprechend hohen Erwartungshaltung an die erste «Neo Magazin Royale»-Folge nach der Sommerpause: Als Prolog vor dem Vorspann gibt es einen Trailer zu sehen, der die international debattierte Böhmermann/Erdogan-Kontroverse zusammenfasst sowie weitere Empörungen rund um den Entertainer, um zum Fazit zu kommen, dass er in einem Song antworten werde. Danach heißt es aber erstmal „Business as usual“: In einem Stand-up geht Böhmermann auf einige jüngere Schlagzeilen ein, darunter den Gina-Lisa-Prozess. Vornehmlich lässt es Böhmermann in seinem Monolog auf Zoten und Wortspiele beruhen – versehen mit dem Hinweis an die älteren Zuschauer, die nach dem ganzen Hickhack um Böhmermann erstmals zuschauen: Das ist beim «Neo Magazin Royale» normal so. Und es werde nach dem Eröffnungsmonolog nur noch bergab gehen.

Eine Rapeinlage von Dendemann später, in der er unter anderem behauptet „Viel Satire heutzutage, doch die echte kommt nie aus der Sparte“, gibt Böhmermann seinem Kernpublikum aber, wonach es fordert: Musik. Das kommt schließlich immer gut an. Die vergangene Staffel endete daher mit einem «Neo Magazin Royale»-Konzert, das Kernstück des Auftakts zur neuen ist ebenso konsequenterweise ein neuer Rapsong Böhmermanns. Und dieser zeigt, ob gewollt oder nicht, erfolgreich auf, wie Böhmermann so tickt: Zum einen Teil ist er ein klassischer Entertainer, der seinen Zuschauern das bietet, was ihnen gefällt. Zum anderen Teil spielt er aber damit, Erwartungen zu verdrehen.

Allein schon, dass das Comeback aus der «Neo Magazin Royale»-Sommerpause von einem neuen „POL1Z1STENS0HN“-Song begleitet wird, dürften manche Medienbeobachter als berechnend bezeichnen. Ist die „Ich hab Polizei“-Nummer doch Böhmermanns bislang größter YouTube-Hit (mehr als 17 Millionen Aufrufe) und obendrein Auslöser einer riesigen Debatte im Feuilleton sowie unter Rappern darüber, wie Hip Hop parodiert werden darf. Schön auf der noch immer in Erinnerung befindlichen Erfolgswelle weiterreiten. Und dann noch dabei eine Antwort auf alle möglichen schockierten Reaktionen auf Böhmermanns vergangenen Aktionen abgeben?

Doch „Blasserdünnerjunge macht sein Job“ ist nicht die kalkulierte Provokation im Gewand eines berechneten Publikumsrenners. Stattdessen erklärt Böhmermann gewitzt, aber nachvollziehbar, was ihn antreibt: Leute, er ist Entertainer und Satiriker. Es ist sein Job, sich über Fehltritte und Wahnwitz lustig zu machen. Wem es nicht gefällt, kann ihn ja einfach ignorieren. Naja, vielleicht nicht ganz so einfach, denn wie Böhmermann zugibt, fahren die Medien ziemlich auf ihn ab und machen aus jedem Fingerzucken des Blassendünnenjungen eine Eilmeldung.



Ganz davon abgesehen, dass wir uns also bei den Böhmermann-Boykottlern wohl entschuldigen müssen, mit dieser Review es wieder ein Stück schwerer gemacht zu haben, den Mann auszublenden: Es ist eine kluge Nummer, nicht ganz so eingängig wie „Be deutsch“ oder der erste POL1Z1STENS0HN-Kracher, dafür rappelvoll mit netten, kleinen Seitenhieben (auch auf Böhmermann selbst). Der Rest der Ausgabe verläuft auf ähnlichem Niveau: In einem weiteren Monolog hetzt Böhmermann frech (und gespielt beleidigt, nach dem Motto „Wenn wir weg sind, soll bitte nichts passieren!“) durch die Ereignisse der Sommerpause. Und der Talk mit Wolfgang Bosbach gerät weniger politisch, sondern bedient eher den albernen DNA-Strang der Show: Es wird ein wenig über Politik gescherzt, vor allem über Bosbachs hohe Schlagzahl an Talkshow-Auftritten. Böhmermann bügelt ihm noch eine schöne Jeansweste mit Showlogos, Ende.

Sensationsgier wird beim «Neo Magazin Royale» halt nicht immer befriedigt. Sorry, liebe frisch gewordenen Böhmermann-Fans aus den Krisenwochen. Fans der ersten Stunde werden aber wissen: Ja, so ist das Format nun einmal. Und auch das macht Spaß.

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