Da war doch schon einmal was?
Richtig – so ganz neu ist diese RTL-Show nicht. Bereits zwei Staffeln lang durfte man die fröhlichen Nackten tief in der Südsee bei ihren Pre-Beziehungsspielchen verschämt betrachten. Hatte der ehemalige Skandalsender früher mit Formaten wie «Tutti Frutti» für echte und flächendeckende Skandale gesorgt, hielt sich der Aufschrei hier in Grenzen. Die Protagonisten ließen zwar alle Hüllen fallen, wirklich Anstoß nahmen daran jedoch nur die Wenigsten.
Das Format war letztlich harmlos und RTLs Versuche, dem Ganzen einen romantischen Anstrich zu geben und das Treiben als Experiment zum Körpergefühl und Kennenlernen unter Extrembedingungen zu verkaufen, taten ihr Übriges.
Die fünfteilige erste Staffel zeigte man zwischen Ende August und Ende September 2014 immer donnerstags nach 22 Uhr zu wechselnden Startzeiten. Der Gesamtzuschauerzahl tat dieses Wechselspiel nicht gut: Nach 1,95 Millionen zum Start sackte man bis zur letzten Episode auf 1,35 Millionen. Der Marktanteil blieb jedoch konstant über 9 Prozent – größter Ausreißer nach unten war die vorletzte Episode, die nur 7,5 Prozent ergatterte und somit nur 70 Prozent des Senderschnitts erreichte. Die restlichen Episoden hatten immer um und bei 90 Prozent eingeheimst. Auch in der Zielgruppe hüpfte man hin und her – 1,24 Millionen (15,5%) zum Start und 0,75 Millionen (13,2 Prozent) zum Ende zeigten wenig Konstanz. Hatte man hier zu Beginn zweimal den Senderschnitt übersprungen, fielen die restlichen Episoden dann jedoch bei rund 90 Prozent darunter.
Die zweite und siebenteilige Staffel lief 2015 von Mitte Juli bis Ende August immer mittwochs um 21.15 Uhr. Die Gesamtzuschauerzahl veränderte sich dabei wenig – zum Start schauten 2,38 Millionen zu, ein Zwischenhoch spülte das Format auf 2,58 Millionen und zum Schluss waren 2,34 Millionen dabei. Der Marktanteil schien ebenso betoniert: Ein Ausreißer nach unten auf 8,3 Prozent, ansonsten lag man immer zwischen 8,9 und 9,7 Prozent. Das reichte jedoch im Schnitt nur für rund 90 Prozent des RTL-Senderschnitts. In der Zielgruppe lag die Spannweite zwischen 1,21 und 1,42 Millionen – 12,3 bis 15,3 Prozent betrug der Marktanteil. Dass man hierbei viermal den Senderschnitt übersprang und dreimal knapp daran scheiterte, mag letztlich den Ausschlag für eine Fortsetzung gegeben haben.
Nochmal mit Promipower
Was kann man also tun, um das offenbar fast funktionstüchtige Konzept noch zu verbessern und die letzten paar Prozentpunkte, die man zum dauerhaften Überspringen des Senderschnitts bräuchte, noch herauszupressen? Promis!
Namen wie Peer Kusmagk, Leonore Bartsch, Sarah Joelle Jahnel, Janina Youssefian, Janni Hönscheid, Daniel Köllerer oder Ronald Schill klingen dabei selbstverständlich nach typischer Z-Promi-Auswahl – hart an der Grenze zur Dschungeltauglichkeit. Diese sieben sollen nun also in sieben neuen Episoden an der Seite von zehn Normalos für neue Quotenhöhen sorgen und das öffentliche Interesse anstacheln. Freier Blick auf freie Promiteile? Das hat doch schon mit Klaus Baumgart, Micaela Schäfer oder Walter Freiwald für tumultartige Zustände in Fernsehdeutschland gesorgt – muss also klappen. Man mag RTL durchaus mit einem strengen Blick vorwerfen, hier erneut Anspruch und Ansporn durcheinander zu bekommen.
Hosen runter, lasst die Spiele beginnen!
Die meinen das wirklich ernst. Die ersten fünf Minuten werden von der Frage dominiert, wer wohl im Rahmen der Show seine große Liebe finden würde - vertraut aus dem Off kommentiert von einer äußerst bekannten «Goodbye Deutschland»-Stimme. Dass RTL dieses Konzept ernsthaft ins Zentrum des Interesses stellt, ist auf eine absurde Art und Weise charmant und erinnert an das Ramba.Zamba, welches jährlich um den Träger der Dschungelkrone veranstaltet wird. Auch weltbewegende Fragen wie "Sind Promis nackt anders als normale Menschen?" werden früh angerissen und harren dringender Aufklärung.
Doch schnell geht es auch ans Kennenlernen. Promis und Normalos werden in loser Reihenfolge auf die Insel geschafft, gegenübergestellt und verbandelt, Kontrahenten herangezüchtet und Weisheiten ausgetauscht ("Wollen wir mal aufstehen, das macht man so"). Aufgaben kommen mit dem Kanu, Paare und Trios werden von der Insel der Versuchung auf die Insel der Liebe geschickt. Die Kandidaten lästern untereinander und philosophieren auf dem Inseltelefon und sportliche Aktivitäten werden vorgegeben - nicht viel Neues für Kenner der ersten beiden Jahre.
Zum gewünschten Fremdschämen kommt es dann auch ziemlich schnell, als die ersten körperlichen Auswirkungen der weiblichen Nacktheit bei Kandidat Max durchschlagen - das Kamerateam freut sich - es hält voll drauf. Auch die Verdauungsprobleme von Sarah-Joelle erinnern an vergleichbar peinliche Gespräche aus dem Dschungel - Werbung bitte!
Während man in der Folgezeit ob einiger Banalitäten und der fortgeschrittenen Uhrzeit zeitweise wegdämmern könnte, fand sich zum Ende der Auftaktepisode immerhin schon ein erstes glückliches Paar. Natürlich ohne Promis - die werden schließlich noch sechs Tage für die Quote gebraucht. Dabei spielt der Promibonus bei all dem Treiben inhaltlich eigentlich gar keine Rolle. Vielleicht, weil die Promis zu wenig prominent und die Normalos zu gut gecastet sind? Müßig. Die Mischung stimmt.
Somit abschließend zur Überschrift dieses Artikels: Bleiben wir in einer der Sendung angemessen blumigen Sprache. Zum Coitus reicht es bei «Adam sucht Eva» leider auch in der dritten Staffel nicht - weder auf der Insel noch im Wohnzimmer. Die von der Produktion anvisierte Dauererrektion im Paradies oder Zuhause ist hingegen sicherlich typbedingt. Und wenn beides seitens der Zuschauer ausfallen muss, hat man sich vielleicht immerhin ein wenig amüsiert.
Fazit
Nackedeis, tropisches Flair, harmlose Spielchen und zwischenmenschliche Scharmützel – RTL hat nur wenig am Konzept der ersten beiden Staffeln gedreht und verlässt sich stattdessen voll auf den Z-Promibonus, der jedes Jahr das «Dschungelcamp» zu ungeahnten Höhen führt.
Dass man hier aus Quotensicht tiefer stapeln muss, versteht sich dabei von selbst – dennoch kann Adam sucht Eva durch die inhaltlichen Kniffe und den neuen Sendeplatz eventuell die nötigen Prozentpunkte erreichen. Fraglich bleibt nur, ob die Eventprogrammierung funktioniert – es bleibt spannend, wie das Publikum entscheidet.
«Adam sucht Eva» läuft ab 1. Oktober 2016 sieben Tage lang täglich um 22.15 Uhr bei RTL.
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