Für UFA Serial Drama, das erstmals für RTL II arbeitet, wäre das gleichermaßen ein Glücksfall wie für RTL II. Dem Sender ist es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, um 17 Uhr einen wirklichen Erfolg zu verbuchen. Die Zuschauer strömen nach dem von verschiedenen Versuchen geprägten Nachmittag erst um 18 Uhr zu den filmpool-Soaps zum Sender. In der Stunde davor war unterschiedlichen Genres, etwa einem Magazin, anderen Scripted Realitys oder echten Doku-Soaps, kein Hit vergönnt. Eine Mischung aus klassischer Soap und den typischen Scripted Realitys soll es nun richten.
Auch für UFA Serial Drama, das sonst klassische Dailys wie «GZSZ» oder «Unter Uns» herstellt, sind die «Sterne von Berlin» quasi Neuland. „Natürlich haben wir uns umgeschaut, wie andere solche Formate produzieren. Aber wir haben uns auch gefragt, was wir aus unseren Produktionen lernen können. Wir hatten also Kameramänner im Einsatz, die sowohl für Scripted Realitys gearbeitet haben als auch bei klassischen Dailys – gleiches gilt für fast alle Beteiligten,“ erklärt Baur. Das Format begleitet fünf junge Polizisten bei ihren ersten Schritten im echten Polizeileben. Pia, Linda, Eiji, Philipp und Nils haben ihre Polizeiausbildung erfolgreich abgeschlossen. Ihre erste Stelle als Polizeikommissar treten sie auf dem Berliner Abschnitt 10 an, eine Wache mitten im sozialen Brennpunkt der Hauptstadt. Dort erleben sie nicht nur ihre ersten Einsätze unter realen Bedingungen, sondern kommen sich auch in der gemeinsamen Dienstwohnung privat schnell näher. Der USP des Formats liege darin, verrät Jonas Baur, dass die Protagonisten sich anders verhalten, als routinierte Einsatzkräfte. „Sie schauen manchmal genauer hin, manchmal schlicht auch mit anderem Blickwinkel“, verrät Baur.
Neben jeweils abgeschlossenen Fällen, die nicht selten auch konkret mit den Figuren zusammenhängen (in der zweiten Episode erwischt Polizist Eiji etwa seinen Cousin Karim beim Handtaschendiebstahl und muss sich entscheiden, ob er auf der Seite des Gesetzes steht oder ob er seiner Familie aus der Patsche helfen will), gibt es auch eine horizontale Geschichte, die konsequent über die vier Wochen hinweg erzählt wird. Dabei handelt es sich zum Beispiel um eine Romanze zwischen zwei Figuren oder aber um das Ziel eines der Polizisten, etwas abzunehmen, da er nach Abschluss seiner Probezeit noch die Auflage eines weiteren Sporttests erhalten hat. „Wir wissen bereits von unseren Soaps, dass man um 17 Uhr anders erzählen muss als um 19.40 Uhr. Alle unsere Storys sind „snackable“". Die Horizontale ist nicht so dicht erzählt, dass man ganz zwingend jede Folge schauen muss, obwohl uns das natürlich freuen würde“, erklärt UFAs Jonas Baur.
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Wir wissen bereits von unseren Soaps, dass man um 17 Uhr anders erzählen muss als um 19.40 Uhr. Alle unsere Storys sind „snackable“
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«Sterne von Berlin»-Produzent Jonas Baur
Das dürfte nicht zuletzt davon abhängen, wie sympathisch und glaubwürdig die fünf Hauptdarsteller agieren. Die Pilotfolge liefert hier noch kein ganz einheitliches Bild, lässt aber durchaus Potential erkennen. Es sei hier der Vergleich zu «Berlin – Tag & Nacht» gestattet, wo das Ensemble sogar einige Monate brauchte, um sich richtig einzuspielen. Ginge es nach Baur, dann soll es im kommenden Jahr weitergehen. Denn auch wenn die große horizontale Geschichte nach 20 Folgen zu Ende gehen wird, habe man natürlich darüber hinausgehende Ideen, diese fortzusetzen, verrät er leicht geheimnisvoll. Ob es dazu kommt, liegt nun nicht mehr in seiner Hand. Jetzt entscheiden die Programmchefs von RTL II und das werden auf der Grundlage tun, ob sich die Zuschauer in ausreichender Zahl für die «Sterne von Berlin» entscheiden. Ist der Versuch von Erfolg gekrönt, dann dürfen sich UFA Serial Drama und RTL II die Hand reichen. Der Sender hätte eine erhebliche Baustelle geschlossen und UFA Serial Drama auf einem Gebiet ersten Fuß gefasst, das aktuell von der Konkurrenz filmpool besetzt wird.
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