Sicher wählen nicht alle Moderatoren einen dezidiert politischen Weg. Stephen Colbert, Seth Meyers, Trevor Noah und Samantha Bee nehmen Woche für Woche die Trumpsche Polit-Clownerie auseinander. Jimmy Fallon, James Corden, Jimmy Kimmel und Conan O’Brien halten sich dagegen eher an die harmloseren Witzchen und nehmen politisch eine weniger deutliche Perspektive ein. Während also die einen dem neuen US-Präsidenten den einen oder anderen harmlosen Kalauer mit auf dem Weg geben und sich danach dem Tagesgeschäft zuwenden, gehen die anderen auf Konfrontationskurs. Hat das allerdings Auswirkungen auf die Einschaltquoten?
Die erste Januar-Woche
Die erste Woche in diesem Jahr deutete noch nicht auf eine allzu große Zäsur hin. Jimmy Fallon dominierte zur besten Sendezeit um 23.35 Uhr zumindest in der Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen auch weiterhin mit seiner «Tonight Show» den Late-Night-Markt. Hier konnte er durchschnittlich 710.000 Zuschauer und vier Prozent Marktanteil für sich gewinnen. Mit 2,76 Millionen Zuschauern insgesamt wurde Fallon also noch nicht wirklich von seinem Thron gestürzt, obwohl er wegen seiner Donald-Trump-Haarwuschel-Aktion massiv Kritik einstecken musste. Dennoch ist es erstaunlich, dass Stephen Colbert mit 2,96 Millionen insgesamt mehr Zuschauer erreichen konnte, auch wenn ihm das mit drei Prozent bei den 18- bis 49-Jährigen nicht wirklich weiterhalf - hier schalteten nämlich nur rund 500.000 Zuschauer ein. «Jimmy Kimmel» erging es in dieser Zielgruppe dagegen etwas besser, denn 550.000 Zuschauer sahen sich in der Woche vom 2. bis zum 6. Januar durchschnittlich seine leichtfüßige Sendung an.
NBC hatte auch um 00.35 Uhr die Nase vorn, was bei einem starken Lead-In wie Fallon wenig verwunderlich ist. Dennoch stimmt Seth Meyers mit seiner «Late Show» generell eine andere Tonlage als sein Vorgänger um 23 Uhr an. Damit erreichte er trotzdem drei Prozent bei den 18- bis 49-Jährigen und 360.000 Zuschauer. Als politischer Kommentator und Satiriker konnte er durchschnittlich insgesamt 1,34 Millionen Zuschauer ab zwei Jahren erreichen. Damit kämpfte sich Meyers an die Spitze in diesem spezifischen Timeslot, allerdings sind hier die Konkurrenten nicht besonders zahlreich. Bei den Networks könnte ihm höchstens der schwergewichtige Brite James Corden gefährlich werden. Dieser hielt sich aber in der ersten Januar-Woche noch zurück und nahm mit 300.000 Zuschauern und zwei Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen den zweiten Platz hinter Meyers ein, konnte aber mit 1,35 Millionen insgesamt immerhin rund 10.000 Zuschauer mehr vor die heimischen Fernseher locken.
Bei den Kabelsendern sahen die Zahlen naturgemäß etwas anders aus. Der politische Satire-Sendung «The Daily Show with Trevor Noah» auf Comedy Central fehlt es in diesen Tagen garantiert nicht an Munition. Allerdings blieben die ersten Werte noch verhalten: Durchschnittlich schalteten 300.000 Zuschauer unter den 18- bis 49-Jährigen die Polit-Comedy ein, während insgesamt 790.000 Zuschauer sich vom Politzirkus zum Lachen bringen lassen wollten. Conan O’Brien, dessen Sendung ebenfalls um 23.00 Uhr ausgestrahlt wird, aber dafür einen weniger politisch harten Ton anschlägt, lag bei den 18- bis 49-Jährigen mit einer Zuschauerzahl von 280.000 dennoch weiter hinten. Auch mit insgesamt 620.000 Zuschauern gab der rothaarige Entertainer auf TBS ein etwas weniger optimistisches Bild ab.
Die zweite Januar-Woche
Vielleicht kann man die zweite Woche in diesem Jahr noch als Ruhe vor dem Sturm bezeichnen: Präsident Obama war offiziell noch im Amt, Trump zwitscherte auf Twitter fröhlich sowie skandalträchtig vor sich hin und bestimmte für sein Kabinett einen Kandidaten nach dem anderen, die für die politische Linke einen Alptraum nach dem anderen bescherten. Es schien fast so, als würde die Welt zumindest noch für eine Woche mit Stützrädern fahren. Jimmy Fallon legte insgesamt mit 3,33 Millionen Zuschauern etwas zu. Auch bei den 18- bis 49-Jährigen konnte er mit 810.000 Zuschauern deutlich hinzugewinnen und sich einen Marktanteil von vier Prozent sichern. Etwas zurück fiel dagegen Jimmy Kimmel, der sich mit 470.000 Zuschauern drei Prozent Marktanteil holte und immerhin 2,54 Millionen Zuschauer insgesamt erreichte. Nicht gut sah es dagegen für den weitaus politischeren Stephen Colbert zu dieser Sendezeit aus. Dieser schaffte es gerade einmal auf zwei Prozent Marktanteil mit 400.000 Zuschauern in der werberelevanten Zielgruppe und konnte insgesamt nur 2,18 Millionen Menschen für seine Trump-Witze erwärmen.
Dabei hatten die amerikanischen Zuschauer nicht unbedingt vom politischen Humor die Nase voll. Schließlich schalteten zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt auf NBC durchschnittlich 400.000 Zuschauer «Late Night with Seth Meyers» ein und bescherten den Trump-kritischen Moderator einen Marktanteil von drei Prozent in der Gruppe der 18- bis 49-Jährigen. Außerdem holte er insgesamt solide 1,51 Millionen Zuschauer vor den Fernseher. Corden und seine «Late Late Show» schwächelten dagegen weiter mit zwei Prozent in der werberelevanten Zielgruppe bzw. mit 250.000 Zuschauern. Auch die Gesamtzuschauerzahl war mit 1,23 Millionen signifikant niedriger als in der Woche davor.
Die beiden Kabelvertreter Trevor Noah und Conan O’Brien mussten dagegen beide bei den 18- bis 49-Jährigen deutliche Einbußen hinnehmen: Noahs Wert schrumpfte auf durchschnittlich 290.000 und O’Briens auf 240.000 Zuschauer. Schon am Ende der ersten Januar-Woche kreisten Gerüchte durch die Branche, dass O’Brien seine Sendung künftig nur noch einmal die Woche produzieren wird. Das konnte sich letztendlich nicht bestätigen. Wenn man allerdings die Zuschauerzahlen betrachtet, wäre eine solche Erwägung gar nicht so abwegig. Denn auch um seine Gesamtzuschauerzahl stand es in dieser spezifischen Woche schlechter als noch in der Woche zuvor: Nur 560.000 Zuschauer sahen sich insgesamt den Entertainer an. Trevor Noah konnte dagegen mit einer durchschnittlichen Gesamtzahl von 810.000 Zuschauern einen kleinen Erfolg für seine politische Perspektive feiern.
Mehr dazu auf der nächsten Seite: Die Woche von Trumps Amtseinführung und Samantha Bees weibliche Perspektive.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
03.02.2017 10:34 Uhr 1
Etwas albern finde ich die vom Autor gewählten Umschreibungen "der schwergewichtige Brite", "der rothaarige Entertainer", "der bebrillte David-Letterman-Nachfolger". Könnte man da nicht einfach die Namen der Leute nennen? Haarfarbe, Sehstärke und Konfektionsgrösse eines Moderators sind doch sicher nicht das ausschlaggebende Kriterium für seine Zuschauerzahlen. Seine politische Haltung aber unter Umständen schon.
Und Witze über Regierungen zu machen ist im Late-Night-Geschäft übrigens "Gang und Gäbe", nicht "Gebe".