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Denn es besteht kein Zweifel, dass es sich bei der britischen Theateradaption «Fleabag» um eine Herzensangelegenheit handelt. Die englische Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Phoebe Waller-Bridge brachte ihr selbst geschriebenes Stück nicht nur 2013 ins Theater, sondern vergangenes Jahr als sechsteilige Mini-Serie auch ins britische TV. Ebenso wie auf der Bühne übernimmt Waller-Bridge auch vor der Kamera die Hauptrolle der namenlosen Protagonistin. Ihre Schwester steuerte die Musik bei, die zwischen einem melancholischen Thema und einem treibenden Rock-Soundtrack variiert. Ihre Mutter ist direkt in der ersten 25-minütigen Episode in einem Cameo-Auftritt als feministische Dozentin zu sehen.
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Die Anonymität der Metropole lässt ihre Protagonisten vereinsamen. Ebenso wie der zynische Hauptcharakter selbst, bleiben auch zwei ihrer drei Lover unbenannt. Weder der attraktive Lebemann, noch der unsichere Gentleman erhalten einen Namen, symbolisch für ihre oberflächlichen Bekanntschaften. Lediglich der biedere und hypersensible Gefühlsmensch Harry, mit dem die Protagonistin in einer On-Off-Beziehung steckt, sticht aus dieser Reihe hervor. Dass die Charaktere der Sexpartner selbst keine Tiefe entfalten, ist da schlicht konsequent. Als Garanten für Situationskomik funktionieren sie umso besser.
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Die Dialoge der beiden Antipole gehören generell zu den emotionaleren Momenten der Serie. Diese sind zwar relativ selten, schaffen dadurch jedoch eine beeindruckende Schwere. Der Humor ist zuweilen typisch britisch, in einigen Abschnitten schlicht grandios. Besonders die Eröffnungsszenen, die üblicherweise mit einem trockenen Spruch seitens der Hauptfigur enden, bleiben in Erinnerung. Allerdings wandelt sich die Serie spätestens nach der dritten Folge weg vom schnellen, unanständigen Lacher, hin zu mehr Drama-Elementen und Themen und Ton werden zunehmend ernster. Die hohe Qualität bleibt erhalten, verschiebt sich jedoch in Richtung dramaturgischer Schwerpunkte. Wem das Tempo und der Witz der ersten Episoden zugesagt haben, wird ab der Halbzeit möglicherweise etwas Esprit vermissen. Entschädigt wird der Zuschauer durch eine tatsächlich überraschende Wendung sowie eine auch im emotionalen Segment fantastisch aufspielende Phoebe Waller-Bridge.
Es darf die Empfehlung gelten, «Fleabag» im englischen Originalton anzuschauen. Zwar funktionieren die Gags größtenteils auch auf Deutsch, aber die volle Wirkung entfalten sie lediglich in der Originalsprache.
Fazit: Mit «Fleabag» ist Amazon ein echter Fang geglückt. Die Mini-Serie weiß durch eine glänzende Hauptdarstellerin, sowie trockenen, inkorrekten Witz zu überzeugen. Unkonventionell wandelt die BBC-Kooperation zwischen den Genre-Grenzen, was jedoch vermutlich nicht jedem Prime-Kunden zusagen wird.
«Fleabag» steht seit dem 03. Februar 2017 auf Amazon Prime zum Abruf bereit.
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