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Deutschlands sportlicher Showtrend: Es lebe der Sport!

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Im Rahmen deutscher Fernsehshows setzen Sender immer öfter auf körperliche Betätigung. Was steckt hinter dem Showtrend und was haben Stefan Raab und Brainpool damit zu tun?

Chronologie der genannten Sportshows (Auswahl)

  • «TV total Boxkampf» (2001)
  • «Wok WM» (2003-2015)
  • «TV total Turmspringen» (2004-2005, 2007-2015)
  • «TV total Stock Car Crash Challenge» (2005-2015)
  • «Schlag den Raab» (2006-2015)
  • «Schlag den Star» (seit 2009)
  • «Crash Games - Jeder Sturz zählt» (2014-2016)
  • «Ninja Warrior Germany» (seit 2016)
  • «Die Promi-Darts-WM 2017» (2017)
  • «Der große RTL II-Promi-Kegelabend» (2017)
  • «Ultimate Beastmaster» (ab 2017)
Immer wieder auf‘s Neue sieht sich das Fernsehen dem Zwang ausgesetzt, sich neu zu erfinden. Eine Aufgabe, die besonders dem deutschen Fernsehen in den vergangenen Jahren schwerfiel. Ein ums andere Mal führten Programminnovationen zu krachenden Misserfolgen, sodass einige Sender der Mut verließ und man sich lieber wieder auf seine Kernkompetenzen oder bewährte Formate verließ. Umso lauter hallte in den vergangenen Jahren der Ruf des Publikums nach neuen Akzenten im TV-Programm. Insbesondere Showformaten sehen sich dabei einer großen Herausforderung ausgesetzt, dabei ist der Markt im Falle einiger Genres übersättigt, während andere vom Zuschauer immer weniger nachgefragt werden: Mit dem weitestgehend gedeckten Bedarf an Quizshows unter der Woche, der rückläufigen Entwicklung von Game-Shows (,die dieser Tage wieder eine Heimat bei RTLplus finden) oder dem Ende des TV-Leuchtturms «Wetten, dass..?» mussten in den vergangenen Jahren neue Ideen her.

Innerhalb eines Trends haben Senderverantwortliche in der jüngeren Vergangenheit ein Mittel gefunden, in ihren Shows Neues zu bieten, gleichzeitig aber auf Vertrautes zu setzen: Sportshows befanden sich in den vergangenen Jahren immer weiter auf dem Vormarsch. Wahlweise mit prominenten Gästen, andernorts mit Menschen wie du und ich, garantieren die sportlichen Auseinandersetzungen aufregendes Spektakel und zuweilen hitzigen Wettstreit. Auch konzeptionell bringen derartige Formate einige Vorteile mit sich, da sich die Dramaturgie im Rahmen der Sportspiele weitestgehend selbst schreibt und Produzenten und Autoren so nicht Gefahr laufen, mit ihren Ideen zur Strukturierung der Sendung zu große Risiken einzugehen. Eben Geschichten, wie sie nur der Sport schreibt, was in den meisten Fällen auch in sehenswerten Quoten resultiert.

Das Erbe Stefan Raabs


Auf beide Komponenten, das Neue und das Vertraute, obendrein mit prominenten Protagonisten, setzten die mittlerweile eingestellten «TV total»-Events, die im deutschen Fernsehen lange Zeit eine Nische bedienten, welche in den vergangenen Jahren allmählich von weiteren Sendern gefüllt wird. Was mit derartigen Shows möglich ist, bewies Schöpfer Stefan Raab schon Anfang des neuen Jahrtausends: 7,64 Millionen Zuschauer und 50,6 Prozent der werberelevanten Zielgruppe verfolgten am 22. März 2001 den «TV total Boxkampf» zwischen „Killerplauze“ Raab und Profi-Boxerin Regina Halmich, der nicht nur quotentechnisch Rekorde, sondern auch das Nasenbein des Entertainers brach.

Was folgte, war eine lange Liste zunehmend organisierter und regelmäßig veranstalteter Raab-Events in der Samstags-Primetime, in denen der sportliche Wettstreit im Vordergrund stand. Mit der «Wok-Weltmeisterschaft» erfand Raab ab November 2003 sogar eine eigene Sportart, die bis 2015 einen festen Platz im ProSieben-Jahr einnahm und auf 13 Ausrichtungen kam. Einst mit großartigen 29,7 Prozent Marktanteil bei den Werberelevanten gestartet, verzeichnete das Event trotz Verlusten bis zuletzt sehenswerte Quoten. Nach Ausflügen in den Eisschnelllauf oder ins Springreiten, schob der Kölner Entertainer mit dem «TV total Turmspringen» ab Dezember 2004 einen weiteren Sport-Wettbewerb an, der auf eine ähnlich gute Quotenbilanz zurückblickt und zwischenzeitlich sogar vom US-Sender FOX adaptiert wurde.

Mit der «TV total Stock Car Crash Challenge» kamen ab 2005 über zehn Jahre hinweg auch Motorsport-Fans auf ihre Kosten, von denen ab 2008 sicherlich auch einige ihre helle Freude an den «Tv Total»-«Autoball»-Events hatten. Weitere Raab-Ausflüge in die Welt des Sports folgten unter anderem in Form des Eisfußballs, «Quizboxens», des Parallelslaloms, Hochsprungs, Beachvolleyballs oder der Tischtennis-Variation „Headis“. Stets wiesen die Events eine gewisse Unberechenbarkeit auf und führten zu einer Reihe von Sensationen, die den Unterhaltungsfaktor weiter steigerten. Insbesondere Raab selbst sorgte durch seinen Ehrgeiz für einige Überraschungen, was auch ein wichtiges Kriterium für eine der erfolgreichsten Samstagabendshows der vergangenen Jahre darstellte: «Schlag den Raab». Zwar wurde die Show 2015 mit Raabs Rücktritt aus dem TV-Geschäft beendet, das Konzept wird aber ab dem 18. Februar in der beginnenden neunten Staffel von «Schlag den Star» weiter fortgesetzt. Die Federführung übernimmt dabei nach wie vor Produktionsfirma Brainpool, das auch schon die «TV Total»-Events produzierte.

Die Promi-Duelle ohne Raabsche Beteiligung standen dem Originalformat quotentechnisch allerdings schon immer deutlich nach, auch weil die Kandidaten nie die Strahlkraft des Vollblutunterhalters Raab besaßen. Auch das Ablegerformat hat das Konzept von «Schlag den Raab» jedoch bewahrt, dass den TV-Wettstreit zwischen 2006 und 2015 zur Anlaufstelle schlechthin für das junge Publikum am Samstagabend werden ließ. Die Mischung aus Denksport und körperlichen Duellen waren redaktionell immer geschickt gewählt, sorgten teilweise bis tief in die Nacht noch immer für Abwechslung und lieferten gerade im Rahmen der letzten Spiele häufig ein absolutes Herzschlagfinale. Schnell fand auch das Ausland Gefallen am Konzept: Unter dem internationalen Titel «Beat your Host» verkaufte sich das Format unter anderem ins Vereinigte Königreich, Italien, Schweden, Finnland, die USA, Frankreich, Spanien, Belgien, Norwegen und Australien, wo die Sendung teilweise ähnlich große Erfolge feierte.

Aufmarsch der Ninja-Krieger


Sozusagen einen Trend innerhalb des Trends stellen Parcours-Formate dar. Den Startschuss für einen internationalen Vormarsch derartiger Formate gab die seit 1997 bestehende japanische Show «Sasuke». Ziel der Show ist es, vier Hindernis-Parcours erfolgreich zu absolvieren, was Hobbysportlern und teilweise auch Profiathleten, die sich der Herausforderung stellen, sowohl Kraft, Ausdauer als auch Körperbeherrschung abverlangt. Zwar erfährt das Format auch eine Moderation und einen begleitenden Kommentar, die Sendung konzentriert sich jedoch zum größten Teil auf die (Nicht-)Bewältigung des Parcours durch die Kandidaten und legt damit die Dramaturgie der Show ganz in ihre Hände. Anfang 2009 zeigte RTL II die Sendung bereits zeitweise am Nachmittag.

Rasch fand die Showidee Abnehmer in Frankreich, Großbritannien oder Italien, das am längsten laufende Spin-Off des japanischen Formats findet sich jedoch in den Vereinigten Staaten, wo es beim Sender NBC auf mittlerweile acht Staffeln kommt. Über die Jahre hinweg wuchs dabei das Zuschauerinteresse – zuletzt unterhielt «American Ninja Warrior» um die sechs Millionen Zuschauer pro Folge. Da die Sendung stets in den eher zuschauerarmen Sommermonaten ausgestrahlt wird, kommen die Zahlen einem beachtlichen Erfolg gleich. So wurde auch das deutsche RTL auf das Konzept aufmerksam und suchte sich ebenfalls den Sommer heraus, um «Ninja Warrior Germany – Die stärkste Show Deutschlands» 2016 erstmals eine Chance im deutschen Fernsehen zu geben. Angereichert durch die bekannten Gesichter von Laura Wontorra, Jan Köppen und Frank Buschmann, avancierte die zunächst fünf Folgen umfassende erste Staffel zum Quotenhit: Durchschnittlich 19,9 Prozent Marktanteil verbuchte die Action-Show am Samstagabend.

Der Erfolg der deutschen Variante beflügelte sogar die Ausstrahlungen der amerikanischen Version, die RTL Nitro ab dem 12. Mai 2016 ins Programm nahm, aber damit zunächst nur wenige Interessenten fand. Vielleicht inspirierte auch der Erfolg der «Ninja Warrior»-Formate Nitro dazu, ab dem 25. Februar «Takeshis Castle» am Nachmittag ins Programm aufzunehmen. Netflix springt mit «Ultimate Beastmaster» bereits einen Tag vorher auf den Trend auf und veröffentlicht seine eigene Extremsport-Gameshow am 24. Februar 2017 weltweit. Durch die Jump n‘ Run-Sendung mit Teilnehmern unterschiedlicher Nationalität wird Hollywood-Star Sylvester Stallone führen. Dass derartige Wettkämpfe auch ein humoristisches Potenzial mitbringen, entdeckte ProSieben übrigens mit «Crash Games – Jeder Sturz zählt» (August 2014 bis Februar 2016), das «Schlefaz»-Moderator Peter Rütten mit einem pointierten Kommentar begleitete. Mit «WipeOut – Heul nicht, lauf!» versuchte sich ProSieben jedoch schon im Frühjahr 2009 schon an einem Format dieser Richtung.

Darts, Völkerball oder Kegeln – Lass‘ das mal den Promi machen!


Doch es geht für die TV-Sender dieser Tage sogar noch einfacher, als sich kreative Wettkämpfe auszudenken und die Kandidaten weitestgehend den Rest übernehmen zu lassen. Etwa im Stile der Raab-Events vertrauten beispielsweise ProSieben und RTL II zuletzt auf Shows, die sich ganz und gar einer bereits existierenden Sportart widmen. Geschickt nutzte ProSieben Anfang des Jahres den Darts-Hype, den die Darts-WM auch in deutschen Landen regelmäßig um den Jahreswechsel entfacht. Statt auf die Profi-Wettkämpfe, die Sport1 im deutschen Fernsehen zeigte, setzte ProSieben auf Promi-Wettkämpfe – und sicherte sich dabei kurzerhand das erfahrene Sport1-Personal, ähnlich wie bereits im Zuge von Stefan Raabs «TV Total Pokerstars.de Nacht».

«Die Promi-Darts-WM 2017», die jeweils mit Duos aus Promis und Profis aufwartete und dabei mit Phil Taylor, Gary Anderson oder Michael van Gerwen auch die besten Profi-Spieler verpflichten konnte, generierte am Samstag, dem 7. Januar tolle 14,1 Prozent. Im Nachhinein gab ProSieben zudem bekannt, Darts-Kommentator Elmar Paulke, bisher in Diensten von Sport1, als Frank Buschmann-Nachfolger für «Schlag den Star» engagiert zu haben. «Die Promi-Darts-WM-2017» stellte das bislang dritte Promi-Sportevent des Unterföhringer Senders dar. Im April vergangenen Jahres holte die «Völkerball-Meisterschaft» bereits noch stärkere 14,9 Prozent, zwei Monate später blieb allerdings das «ProSieben-Länderspiel» hinter den Erwartungen zurück.

Auch RTL II scheint mit ähnlichen Events dieser Tage Blut geleckt zu haben. «Der große RTL II-Promi-Kegelabend» kam am 31. Juli 2016 auf aus RTL II-Sicht sehenswerte 6,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Diesen Erfolg nahm der Privatsender zum Anlass, seine Promis am 26. Februar auch den «Promi-Curling-Abend» bestreiten zu lassen – für beide Shows zeichnet übrigens auch Brainpool verantwortlich - die damit wohl sportlichste Produktionsfirma derzeit.

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