Cast und Crew
- Regie: Neelesha Barthel
- Darsteller: Lisa Martinek, Thomas Heinze, Peter Jordan, Rafael Gareisen, Anna Herrmann, Norbert Stöß, Pia Mechler
- Drehbuch: Edda Leesch
- Kamera: Dennis Pauls
- Schnitt: Katharina Schmidt
- Musik: Maurus Ronner
- Produktionsfirma: Hager Moss Film
Das Ehepaar Klüber hat sich entfremdet – ein Hauch der Sinnlichkeit zwischen ihnen mag bestehen, doch der geht in gesellschaftlichen sowie beruflichen Pflichten sowie routinierten, wenngleich spaßig gemeinten Sprüchen und jeder Menge oberflächlichen Ablenkungen unter. Dass Rainer andauernd aus den Augen verliert, wie wichtig seiner Frau Eva ihr Plan ist, ein Startup für bequeme, schicke Schuhe zu gründen, ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: Die Scheidung muss her. Da sind sich die Beiden ausnahmsweise wieder einig. Zumindest vorerst. Denn der Ehevertrag sieht vor, dass Eva leer ausgeht.
Rainer zeigt sich gönnerhaft und will ihr die Villa geben, aber sie möchte dieses Almosen nicht haben. Stattdessen macht sie mit einem jungen, mäßig betuchten Pärchen (sympathisch, aber konturarm: Rafael Gareisen & Anna Herrmann) einen Coup aus: Sie lässt sich von den naturnahen Turteltauben entführen und erpresst ein Lösegeld. Das kann Rainer aber nicht problemlos bezahlen – die letzten Monate waren reine Fassade: Seine Firma ist bankrott! Kann Rainer mit seinem Freund und Anwalt Pepe (Peter Jordan) einen Plan B aushecken ..?
Leesch gelingt es, beiden Figuren eine solide Motivationsgrundlage zu verleihen: Es ist ein leichtes, Evas Wut über Rainers Desinteresse nachzuvollziehen – und dass sie als wohlhabende Diva (die eine bodenständige Ader zeigen kann, wenn man sie denn im richtigen Moment richtig anpackt) auf einen Entführungsplan zurückgreift, ist ebenso plausibel wie humorig-albern. Rainers Abwesenheit und Frustration wird im weiteren Verlauf der Komödie allerdings ebenfalls begründet – der Bankrott seiner Firma und die rückblickende Erkenntnis, dass er vorsichtig darauf hingewiesen hat, lassen den Schwarzen Peter der Ignoranz wieder zu Eva zurückwandern. Und so geht es hin und her: Dieser Rosenkrieg kennt keinen Widerling, sondern nur zwei exzentrische Reiche, die es gut meinen, aber unfähig sind, sich vernünftig auszudrücken. Umso mehr verstehen sie es, sich launige Sprüche um die Ohren zu hauen – mal böse gemeint, mal herzlich.
Dieser Plot ist keineswegs neu, was per se kein großes Problem sein müsste. Jedoch gerät zudem gelegentlich die Narrative ins Stocken – vor allem, wenn die Klübers gemeinsam Lektionen über ein lebenswertes Dasein lernen und in den bescheidenen Gelegenheitsentführern Ida und Franz ein Vorbildpaar finden. Auch das Wiederaufflammen von Evas und Rainers Liebesbeziehung lässt zunächst etwas Pepp vermissen – die Dialoge sind schwunglos, Martinek und Heinze vermögen es nicht, die Aufregung einer wiederentdeckten Liebe zu vermitteln. Erst, wenn sich das Paar wieder eingroovt oder wenn Drehbuchautorin Leesch sowie Regisseurin Neelesha Barthel durch ihre Glamour-Inszenierung die stocksteife High Society durch den Kakao ziehen, kommt wieder das kecke Screwballkomödien-Gefühl der ersten rund zehn Filmminuten auf. Kurzum: Als ernstzunehmendes Liebespaar taugen Eva und Rainer wohl doch nicht so ganz. Aber wenn sie Spaß haben, dann überträgt sich dieses Vergnügen durchaus.
«Ein schrecklich reiches Paar» ist am 11. Mai 2017 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
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