Wochenquotencheck

Warten auf den «Big Bang»: Nerds tun sich am Vorabend schwer

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Seit der Installation eines weiteren «The Big Bang Theory»-Reruns am Vorabend bleibt die große Euphorie noch aus - bei den «Simpsons»-Fans ohnehin, aber auch das Publikum ist noch störrisch. Erste Lichtblicke gibt es jedoch durchaus zu vermelden.

Bei allen Problemen, die ProSieben spätestens seit dem Abschied von Stefan Raab mit sich rumschleppt, hat sich in jüngerer Vergangenheit vor allem eine Serie als verlässlicher Anker präsentiert, wann immer aus Quotensicht Schiffbruch drohte: «The Big Bang Theory». Es lag aus diesem Grund durchaus nahe, mit der US-Sitcom den zuletzt etwas schwächelnden Vorabend wieder auf Vordermann bringen zu wollen - und brüskierte doch zugleich die über Jahre hinweg treuen «Simpsons»-Fans, die sich an ihre Doppel-Ausstrahlung ab 18:10 Uhr gewöhnt hatten und wenig begeistert von der Idee waren, ihren täglichen Konsum halbieren zu müssen, weil der Privatsender noch einen Slot mit dem Format füllen wollte, das aufgrund seiner penetranten Omnipräsenz im Programmschema ohnehin längst zu einer Art Sinnbild für inspirationsarmes Quotenstreben verkommen ist. Dem Image der Unterföhriger kam dieser Schritt also nur bedingt zupass - und auch die reine Wirtschaftlichkeit hält sich bis dato noch in Grenzen.

Mit am besten lief es für die 18:40-Uhr-Folge der Nerds noch zum Auftakt am Maifeiertag, als 1,06 Millionen zu für Sitcom-Verhältnisse ordentlichen 4,3 Prozent Gesamt-Marktanteil führten, während in der werberelevanten Zielgruppe sogar klar überdurchschnittliche 11,3 Prozent bei 0,86 Millionen zu Buche standen. Problem: Es sollten die einzigen guten Nachrichten der ersten Sendewoche sein, in der ansonsten fast ausschließlich klar einstellige Marktanteile hinzunehmen waren. Am Dienstag und Mittwoch wurden jeweils nur 8,4 Prozent des jungen Publikums erzielt, am Freitag setzte es mit 7,4 Prozent sogar einen richtig bitteren neuen Tiefpunkt - und auch die 10,0 Prozent dazwischen waren eben bestenfalls solide. Die beim Gesamtpublikum erreichten 0,55 bis 0,74 Millionen taugten ebenfalls kaum für positive Quotenmeldungen, gingen sie im Schnitt doch gerade einmal mit gut drei Prozent aller zu dieser Zeit Fernsehenden einher.


Nach hartem Start: Kaum Besserung am Wochenende


Vergleich der Vorabend-Quoten

  • «Simpsons»: 0,76 Mio. (4,0% / 11,1%)
  • «TBBT»: 0,74 Mio. (3,4% / 9,1%)
  • «Galileo»: 1,19 Mio. (4,7% / 10,5%)
Durchschnittliche Werte zwischen dem 1. und 5. Mai 2017.
Somit stellten sich die ersten fünf Tage der Umstellung letztlich als völliger Reinfall heraus, denn sowohl «Die Simpsons» im Vorfeld als auch «Galileo» im Nachgang verzeichneten an allen fünf Tagen ausnahmslos bessere Einschaltquoten (siehe auch Infobox). Und auch im direkten Vergleich mit den sicherlich nicht tollen Zahlen, die von der gelben Familie in ihrer letzten Ausstrahlungswoche Ende April erreicht wurden, gab es noch ein kleines Minus zu verzeichnen - von 3,6 auf 3,4 Prozent bei allen respektive von 10,2 auf 9,1 Prozent bei den jüngeren Zuschauern. Das bittere Zwischenfazit nach den ersten Tagen lautete also: «Simpsons»-Fans verärgert, seinen Ruf als Nerd-Abspulstation gefestigt und dann auch noch an Quote verloren.

Am Wochenende lief es dann mit 8,7 und 9,0 Prozent der 14- bis 49-Jährigen kaum besser, zumal man hiermit nach wie vor hinter dem Vorprogramm lag, das auf 9,7 sowie 10,5 Prozent dieser Konsumentengruppe zu verweisen hatte. Einzig «Galileo» legte mit nur 7,6 Prozent am Samstag eine noch schwächere Leistung ab, um sich dafür aber mit der Sonntagsausgabe auf umso respektablere 12,4 Prozent zu verbessern. Und der Auftakt in die zweite Ausstrahlungswoche? Der ging mit 9,7 Prozent ebenfalls daneben, erneut fehlte mehr als ein Prozentpunkt gegenüber den «Simpsons» (10,8 Prozent) und fast einer gegenüber dem anschließenden Wissensmagazin (10,5 Prozent) - das überdies mit 4,7 gegenüber 3,6 Prozent beim Gesamtpublikum nahezu enteilte.


Erste kleine Ausrufezeichen - und ein weiterer Rückschlag


Ihren bis dahin größten Erfolg feierte die vorabendliche Folge dann am Dienstag. Einerseits deshalb, weil sie mit 11,5 Prozent den bis dato höchsten Zielgruppen-Marktanteil überhaupt erzielte, auch und vor allem aber aus dem Grund, dass man erstmals überhaupt besser performte als die beiden Formate, die ihren Rahmen bildeten und auf leicht schwächere 10,7 bzw. 11,1 Prozent gelangten. Etwas anders sah es beim Gesamtpublikum aus, wo man mit 3,8 Prozent bei 0,77 Millionen auf Augenhöhe mit den «Simpsons» war und deutlich schlechter abschnitt als «Galileo», das sich ab 19:05 Uhr auf 1,23 Millionen und 4,9 Prozent steigerte. Doch auch für die Fans der Geschichten aus Springfield war besagter Dienstag letztlich noch ein guter Tag, denn mit 1,39 Millionen und sehr schönen 12,0 Prozent Zielgruppen-Marktanteil erreichte eine neue Folge der Serie um 20:15 Uhr die besten Werte, die auf diesem Slot seit Mitte November überhaupt erreicht wurden.

Doch zurück zum Vorabend: Hier bestätigte das Triple seine ordentliche Performance auch am Mittwoch, wobei «Die Simpsons» mit 12,0 Prozent Zielgruppen-Marktanteil in Front und «TBBT» sowie «Galileo» im Anschluss mit 11,1 und 11,0 Prozent quasi gleichauf lagen. Beim Gesamtpublikum wurden zwischen 4,2 und 4,9 Prozent bei bestenfalls 1,09 Millionen erreicht, wobei die Nerds den schwächsten Marktanteil verzeichneten. Am Donnerstag wurde der Flow dagegen unterbrochen, mit nur noch 3,0 Prozent Gesamt- sowie 7,8 Prozent Zielgruppen-Marktanteil bei nur 0,56 Millionen standen sogar die zweitschwächsten Marktanteile seit der Installation der zusätzlichen «Big Bang»-Folge um 18:40 Uhr zu Buche. Doch auch das Rahmenprogramm präsentierte sich mit 10,2 bzw. 8,8 Prozent relativ schwach. Am Freitag wiederum wurden gute 11,4 Prozent gemessen - nach starken 12,3 Prozent im Vorfeld und vor schwachen 9,3 Prozent im Anschluss.

Wenn du dich für eine Sendung entscheiden müsstest: Welche würdest du am Vorabend am ehesten schauen?
«Die Simpsons»
80,4%
«The Big Bang Theory»
10,4%
«Galileo»
9,2%


Fazit: Sheldons Leid ist Homers Freud


Vorher-Nachher-Vergleich am Vorabend

  • 18:10 Uhr: 9,8% -> 10,9%
  • 18:40 Uhr: 11,2% -> 9,4%
  • 19:05 Uhr: 9,7% -> 10,4%
Durchschnittliche Marktanteile vom 20. bis 30. April bzw. vom 1. bis 11. Mai bei den 14- bis 49-Jährigen.
Schaut man nun einmal auf die Gesamt-Performance des Vorabend-Aufgebots von ProSieben (siehe Infobox), erblickt man eine erstaunliche Diskrepanz der Werte: Während der Slot um 18:40 Uhr Ende April, also unmittelbar vor «The Big Bang Theory», in aller Regel deutlich stärker lief als die beiden zuvor und danach, wendete sich seither das Blatt erheblich, der Sendeplatz ist auf einmal zum kleinen Sorgenkind geworden. Im Gegenzug zeigte sich vor allem die frühere «Simpsons»-Episode seither erheblich gestärkt, aber auch «Galileo» lief 19 Uhr zuletzt tendenziell etwas besser als Ende des vergangenen Monats. Im Durchschnitt hat sich also zwischen 18:10 Uhr und 20:15 Uhr kaum etwas getan.

Wie lassen sich diese Werte jetzt deuten? Die für die ProSieben-Programmführung freundlichere Interpretation lässt darauf schließen, dass durch die Verknappung der Abenteuer aus Springfield das eine verbliebene pro Tag einen höheren Reiz auf die Konsumenten ausübt. Wobei sich hiermit nur schwerlich die ebenfalls gestiegenen «Galileo»-Werte erklären lassen - um das zu tun, müsste man sich an bereits reichlich verschwurbelten Theorien der Marke "der höhere Wissenschaftsgehalt von «TBBT» sorgt für einen besseren Audience Flow für das anschließende Wissensmagazin" versuchen. Klingt nicht sehr stimmig und dürfte auch kaum der Wahrheit entsprechen.

Wahrscheinlicher erscheint es, auch mit Blick auf die Langzeit-Performances der Formate, dass sich der Vorabend Ende April ein wenig unter Wert verkauft hat und ProSieben in den vergangenen beiden Wochen mit einer zweiten «Simpsons»-Folge um 18:40 Uhr deutlich besser gefahren wäre. Ein kurzfristiger Rückgang um knapp zwei Prozentpunkte stellt zwar keinen allzu dramatischen Beinbruch dar, sollte er nur von kurzer Dauer sein, doch bisher machen die Nerds noch nicht allzu stark den Eindruck, als seien sie auf einem konsequenten Trip in den Quotenhimmel, wenngleich sich zumindest in den vergangenen Tagen die zweistelligen Marktanteile häuften - und mit einer Auffrischung des Programms kann man ja bei dieser Serie nun wahrlich nicht argumentieren, ohne dass einen die Schamesröte ins Gesicht steigt. Die kommenden Wochen werden nun zeigen müssen, ob das Nerd-Kalkül der Unterföhriger auch am Vorabend aufgeht oder sich wie einst bei «Lotta in Love» bewahrheitet, dass man besser mit den Gefühlen des «Simpsons»-Publikums nicht spielen sollte.

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