Cast & Crew
Vor der Kamera:Marc Ben Puch als Frank Sporbert
Laura Berlin als Sascha
Lisa Martinek als Carmen Sporbert
Josef Heynert als Thomas
Runa Greiner als Becky Sporbert
Jannis Schmidt als Max Sporbert
Hinter der Kamera:
Produktion: Dreamtool Entertainment
Headautor: Bernd Lange
Drehbuch: Valentina Brüning und Sebastian Heeg
Regie: Pia Strietmann und Maurice Hübner
Kamera: Eeva Fleig
Produzenten: Stefan Raiser und Felix Zackor
Der Suizidversuch schlägt fehl. Die Schrotflinte durchlöchert nicht seinen Schädel, sondern die Zimmerdecke. Der Knall ruft allerdings die neue Vorortsnachbarin auf den Plan: Sascha (Laura Berlin). Ihre bestimmenden Charaktermerkmale: jung, attraktiv, lila Haare, intelligent, schlagfertig, ein wenig nihilistisch. Ihr Vater ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der Saschas Zukunft bereits minutiös geplant hat: Harvard, Jura, Unternehmensberatung. Junge, intelligente, freigeistige Frauen stellen sich genau so die Hölle vor.
Sascha und Frank haben freilich mehr gemeinsam, als diese oberflächlichen Eindrücke auf den ersten Blick erahnen ließen. Ihre größte Schnittmenge: Beiden geht es dreckig. Und beide sind zum Äußersten bereit, um das abzustellen. Denn während Frank sich seine Schrotflinte in den Mund schob, bastelte Sascha in ihrer Garage am Knoten eines Galgens, mit dem sie sich erhängen wollte. Pathetische Autoren würden nun das Bild zweier Ertrinkender bemühen, die sich aneinanderklammern, um nicht unterzugehen.
- © ZDF/Volker Roloff
Carmen (Lisa Martinek) ist wütend auf Frank (Marc Ben Puch), da sie glaubt, er habe eine Affäre mit Sascha. Außerdem ist sie wütend, weil er ihr keine Aufmerksamkeit schenkt. Deswegen steht sie, als er schläft, mit seiner Waffe auf ihn gerichtet, auf dem gemeinsamen Bett.
So pathetisch ist «Blaumacher» zum Glück nicht. Die Serie wählt einen ganz anderen Duktus: ein bisschen fatalistisch, und gleichzeitig im Angesicht des Galgenhumors ziemlich keck. Vor allem in diesem Punkt ist sie aber nicht frei von Ungeschicklichkeiten, von überzeichneten Motiven und zu gewollten Forcierungen: Frank ist in der Wahrnehmung seiner Ehefrau zu einer solchen Nichtigkeit geworden, dass sein Hemd schon die Farbe der Tapete annimmt, während seine kongeniale Sascha als Figur zu sehr in eine Richtung geschrieben wurde, die man rebellisch nennen würde. Doch das wirkt, obwohl diese Serie sich zuschreiben will, unkonventionell und innovativ zu sein, unpassend altmodisch.
Noch dazu drängen sich freilich Vergleiche mit «American Beauty» auf, jener amerikanischen Vorstadtdystopie, die die obere Mittelschicht so genial und folgerichtig dekonstruiert hat wie kaum ein anderer Film unserer Zeit. Und diese Vergleiche kann «Blaumacher» nur verlieren. Die ZDFneo-Serie ist zu brav und unternimmt zu viele Ausflüge in zu klamaukhafte Sackgassen. Dadurch schrammt man aber zu oft haarscharf daran vorbei, die Figuren der Lächerlichkeit preiszugeben, während gewisse Nebenrollen, die sich dafür anbieten, in einigen Fällen wenig mehr beitragen dürfen, als den Pausenclown zu spielen.
Damit strapaziert «Blaumacher» mehr als notwendig die Grenzen von Glaubwürdigkeit und narrativer Kohärenz, erzählt manchmal düster und manchmal verspielt, manchmal zynisch und manchmal humorvoll. Solche Genremischungen sind schon oft gelungen, aber eben nur dann, wenn ihre einzelnen Elemente innere Widersprüche des in sich stimmigen Lebens der Figuren aufzeigen, und nicht in sich widersinnig sind.
«Blaumacher» ist unterhaltsam – und ja, diese Serie hat uns auch etwas Wertvolles zu sagen. Doch sie sagt uns weniger als sie gekonnt hätte, sie scheut das letzte Drittel Komplexität, das aus ihr einen Triumph hätte werden lassen. Heraus kommt «American Beauty» ohne die Plastiktüte im Wind. Verglichen mit dem deutschen Serien-Output der vergangenen Saison immer noch klar eine der besseren und gehaltvolleren Produktionen. Aber weit unter dem, was mit dem Stoff und den sehr talentierten Hauptdarstellern Marc Ben Puch und Laura Berlin möglich gewesen wäre.
ZDFneo zeigt sechs Folgen von «Blaumacher» ab dem 7. Juni mittwochs um 21.45 Uhr.
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