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«Castlevania»: Netflix‘ blutige Animations-Strategie

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Mit großen Namen und viel Zeichentrick-Blut mischt Netflix den Anime-Markt auf. Auch Amazon will die treuen Fans des Genres gewinnen, zuerst in den USA. Dort ist bereits ein Kampf um die Kunden entstanden.

Cast & Crew «Castlevania»

  • Autor: Warren Ellis
  • Regie: Sam Deats
  • Mit den Stimmen von: Richard Armitage, James Callis, Graham McTavish u.a.
  • Musik: Trevor Morris
  • Ausf. Produzenten: Adi Shankar, Fred Seibert u.a.
  • Folgen: 4 in S1 (je ca. 25 Min.)
“R-rated as fuck“.

Es war ein Tweet am 7. Juli, der Aufsehen erregte. Der offizielle Netflix-Account benutzte das böse F-Wort auf die Frage eines Fans, welche Alterseinstufung die neue Anime-Serie «Castlevania» denn besitzt. R-Rated also, sprich: Erst ab einem Alter von 17 Jahren geeignet. Dass der Tweet bewusst nicht zensiert wurde, beispielsweise mit einer Abkürzung, spricht eine klare Sprache. Und die User reagierten euphorisch auf den Tweet. Rund 3500 „Gefällt mir“-Angaben hat er gesammelt.

«Castlevania» basiert auf einem erfolgreichen Videospiel-Franchise, das in Japan und den USA sehr viele Fans hat. Gleichzeitig ist die Serie ein Anime – und damit soll er auch Fans des Genres ansprechen, die die Castlevania-Spiele nicht kennen. So startet auch die Story ganz am Anfang, bei der Backstory um den Grafen Dracula. Im Mittelalter wird er in seinem Wanderschloss von einer jungen Frau aufgesucht, die in den dunklen Wissenschaften gelehrt werden will. Sie verführt den Schlossherrn, dieser wiederum legt seinen Hass gegenüber der Menschheit ab – zumindest teilweise.

Doch schon bald spricht sich im Dorf herum, was die Frau treibt. Sie wird von der Kirche als Hexe gebrandmarkt und wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Daraufhin stellt sich Dracula wieder gegen die Menschen und gegen die Kirche. Er baut eine Armee aus Monstern auf, die blutige Rache nehmen sollen. Erst am Ende der ersten Episode sehen wir einen der Castlevania-Titelhelden, Trevor Belmont: ein volltrunkener Nichtsnutz, der nur in Tavernen abhängt. Als letzter Vertreter der berühmten Belmont-Vampirjäger hätte er allerdings das Zeug, sich Dracula entgegenzustellen.



Insgesamt fühlen sich die vier kurzen Episoden der ersten «Castlevania»-Staffel nur wie eine Exposition an, nur wie ein Vorgeschmack auf etwas Größeres. Schnell hat der Streamer eine zweite Staffel angekündigt, die doppelt so viele Folgen umfassen soll. Was wir bisher bekommen, ist eine gute Animationsserie, deren hohe Alterseinstufung kein Selbstzweck ist: Die Gewaltszenen fügen sich organisch an den richtigen Stellen in die gotische Atmosphäre und Handlung ein. Man spielt hervorragend mit Lichtern sowie Hell/Dunkel-Gegensätzen, die Zeichnungen sind – oft anime-typisch – an vielen Stellen reduziert und nicht detailliert ausgearbeitet. Ein großes Highlight sind viele sarkastische Dialoge und der generelle Humor, der «Castlevania» trägt. Man nimmt sich nicht allzu ernst.

Netflix und Amazon mischen den Anime-Markt auf


Ursprünglich war «Castlevania» als Film produziert, was man dem teilweise abrupten Ende in den Episoden anmerkt. Erst als Netflix sich des Projekts annahm, wurde eine Unterteilung in vier Folgen vorgenommen. Die Strategie des Streamers besteht darin, Anime-Fans mit vielen Originalstoffen als Kunden zu gewinnen. In den USA gibt es einen großen Markt für eine große Community, die in den Zeiten digitalen Entertainments so viele Anime-Angebote wie noch nie hat – aber trotzdem als partieller Verlierer dasteht. Das sagt zumindest Christopher Macdonald, der Betreiber der Branchen-Website Anime News Network. Denn es gibt so viele Special-Interest-Anbieter für Anime-Fans, dass man sehr viele Angebote abonnieren müsste, um seine Lieblingsserien alle abrufen zu können. Entsprechend teuer wird der Spaß.

Es gibt in den USA zahlreiche Distributoren, die die Verwertungsrechte aus Japan einkaufen, beispielsweise Viz Media oder Sentai Filmworks. Diese Distributren haben es mit ihrem Geschäftsmodell zunehmend schwer. Denn Netflix und Amazon übergehen diese Distributoren und sprechen direkt mit den Produzenten aus Japan. „Cutting out the middleman“ nennt man das im Wirtschaftssprech. Aufgrund ihrer Größe und Marktmacht können die Streaming-Giganten direkte Deals abschließen. Die bisher etablierten Anime-Anbieter in den USA sehen die Gefahr und sehen eine Lösung darin, sich zusammenzutun: Mit Crunchyroll und Funimation sind zwei frühere Konkurrenten mittlerweile eine Partnerschaft eingegangen, bei der Kunden eines Services auch Zugriff auf die Inhalte des anderen haben. Allein dies wird aber nicht reichen, um gegen Amazon und Netflix zu überleben. Man investiert außerdem in die Kunden, die sich in Online-Communities des Anbieters mit anderen Fans austauschen können.

Amazons Strategie heißt „Anime Strike“. Das seit Anfang 2017 bestehende Angebot kann zusätzlich zu Prime abonniert werden, für 5 Dollar im Monat. Eigene Originalserien produziert man in dem Genre allerdings (noch) nicht, es finden sich ausschließlich Inhalte von Drittanbietern. In diese Marktlücke stößt wiederum Netflix, das Fans mit selbst produzierten Stoffen anlocken will – wie beispielsweise «Castlevania». Viele Projekte sind außerdem in der Pipeline, und die Strategie scheint immer eine ähnliche zu sein, mit populären Namen und teilweise jetzt schon erfolgreichen Franchises, die nun als Animes erscheinen. «Godzilla: Monster Planet» kommt im November, außerdem soll sich gerüchteweise eine «Assassins Creed»-Serie in Arbeit befinden. 2018 kommt «B: The Beginning», ein Anime von den Machern des berühmten «Ghost in the Shell»-Franchises.

Es ist gut vorstellbar, dass auch diese Formate eine erwachsene Kundenschicht ansprechen sollen: „R-Rated as fuck“ eben.

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