Filmfacts: «Der Stern von Indien»
- Kinostart: 10. August 2017
- Genre: Drama/Historienfilm
- FSK: 6
- Laufzeit: 107 Min.
- Kamera: Ben Smithard
- Musik: A.R. Rahman
- Buch: Paul Mayeda Berges, Moira Buffini, Gurinder Chadha
- Regie: Gurinder Chadha
- Darsteller: Gillian Anderson, Michael Gambon, Hugh Bonneville, Manish Dayal, Simon Callow, Huma Qureshi, Om Puri
- OT: Viceroy's House (UK/IND/SWE 2017)
So aber lässt sich nicht bloß die Detailtreue und genaue Beobachtungsgabe des von Gurinder Chadha mit verfassten Skripts erklären, sondern auch die ungemeine Warmherzigkeit. Manch einer mag ihrem Film nachsagen, er würde die Ereignisse zu Gunsten einer banalen Kinoromanze verwässern. Doch «Der Stern von Indien» ist nicht gefällig oder gleichgültig, sondern einfach nur optimistisch.
Friedlich in die Unabhängigkeit
1947 kommen Lord Mountbatten (Hugh Bonneville) und seine Frau Edwina (Gillian Anderson) nach Delhi. Als Vizekönig soll Mountbatten die britische Kronkolonie in die Unabhängigkeit entlassen. In seinem Palast arbeiten nicht weniger als 500 indische Bedienstete, darunter der junge Hindu Jeet (Manish Dayal), der hier unverhofft seine einstige Flamme wiedertrifft, die schöne Muslima Aalia (Huma Qureshi). Es ist eine verbotene Liebe, denn eine Verbindung zwischen Angehörigen der verfeindeten Religionen kommt nicht in Frage. Als Mountbatten die neuen Staaten Indien und Pakistan gründet, brechen schwere Unruhen aus. Jeet verliert seine Familie und die geliebte Aalia…
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/tobis/features/dersternvonindien/dersternvonindien_01__W200xh0.jpg)
Nur vereinzelt lässt Gurinder Chadha Bilder für sich sprechen, die die körperliche Qual der Geschehnisse betonen. Trotz kriegsähnlicher Zustände von Vertreibung, Ausgrenzung und Gewalt, sind Momente, in denen ein ausgemergelter Mann am Boden liegt und darüber verzweifelt, dass im Dorf Frauen vergewaltigt werden, rar gesät. Für die vorherrschende Beklemmung, insbesondere die der allgegenwertigen Bedrohung ausgesetzten Gläubigen, entwickelt der Zuschauer entsprechend kaum ein Gespür. Auszugleichen vermag Gurinder Chadha diesen Umstand indes dadurch, indem sie das tragische Schicksal eines einzelnen Pärchens in den Fokus rückt. Was zunächst wie eine klassische „zwei Liebende können aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft einander nicht haben“-Lovestory klingt, steht im Strudel der eskalierenden Ereignisse irgendwann stellvertretend für so viele andere, durch den Kriegszustand auseinander gerissenen Liebespaare, denen das Glück nicht vergönnt war.
Und da es sich gerade bei diesem Pärchen um jenes handelt, zu dem die Regisseurin auch im wahren Leben einen persönlichen Bezug besitzt, wirkt an der Schilderung nichts überdramatisiert oder theatralisch, sondern leider alles erschreckend echt. Mit Manish Dayal («Madame Mallory und der Duft von Curry») und Huma Qureshi («Badlapur») ist Gurinder Chadha darüber hinaus ein echter Glücksgriff gelungen. Den moralisch-gefühligen Zwiespalt der beiden Liebhaber in spe glaubt man als Zuschauer zu jeder Sekunde.
![](https://www.qmde.net/www.quotenmeter.de/pics/tobis/features/dersternvonindien/dersternvonindien_02__W200xh0.jpg)
Etwas ganz Anderes lässt sich über die Darsteller sagen: Hugh Bonneville («Paddington») und «Akte X»-Star Gillian Anderson gehen in ihren Rollen als einflussreiches Politehepaar vollends auf und schaffen es hervorragend, ihre privaten Emotionen mit ihrem Bestreben nach fachlicher Korrektheit zu verbinden. Lediglich die Performance von Neeraj Kabi («Talvar») wirkt arg befremdlich: Seine Imitation von Mahatma Ghandi erscheint einem fast schon wie das Bemühen um eine möglichst spleenige Karikatur.
Fazit
In ihrem opulent bebilderten Geschichts- und Liebesdrama «Der Stern von Indien» gelingt es der auch persönlich in die Ereignisse involvierten Regisseurin Gurinder Chadha, verschiedene Sichtweisen auf ein wichtiges historisches Ereignis zu gewähren, das noch 70 Jahre nach seinem Stattfinden nichts an Brisanz verloren hat.
«Der Stern von Indien» ist ab dem 10. August in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel