Eigentlich klang vieles danach, als könnte der Sprung von «Sag die Wahrheit» ins Hauptprogramm des Ersten Deutschen Fernsehens funktionieren. Immerhin überzeugte die Neuauflage des erstmals schon Ende der 50er-Jahre hierzulande gezeigten Formats seit 2003 unter der Moderation von Michael Antwerpes im Abendprogramm des Südwestrundfunks und hatte im Laufe der vergangenen 14 Jahre mehr als ausreichend Zeit, sich eine gewisse Bekanntheit aufzubauen. Doch anders als bei «Gefragt - Gejagt» (NDR) ging diesmal das Konzept rein gar nicht auf, mit einem auf einem dritten Programm gewachsenen Showformat auch auf großer Bühne überzeugen zu wollen. Nicht ganz unschuldig daran könnte auch die wöchentliche Ausstrahlung am Freitag gewesen sein - doch angesichts verheerender Werte scheint diese Erklärung nicht hinreichend zu sein.
Schon der Auftakt im Hauptprogramm enttäuschte am 21. April mit nur 1,59 Millionen Zuschauern und 7,1 Prozent Marktanteil sehr, immerhin war das «Paarduell» zuvor um 18 Uhr noch sehr ordentlich mit 12,1 Prozent bei 2,13 Millionen in seine zweite Staffel gestartet und sollte Antwerpes und Co. eigentlich ein wenig Schützenhilfe geben. Im Nachhinein muss man sagen: Das tat es sogar, denn keine der 13 weiteren Folgen sollte derartige Quotenhöhen noch einmal erreichen. Beim jungen Publikum debütierte das Format angesichts von nur 3,3 Prozent bei 0,21 Millionen richtig schlecht - und nein, hier zumindest war der Staffelrekord damit noch nicht erreicht. Die zweite Folge etwa steigerte sich ein wenig auf 4,2 Prozent bei 0,23 Millionen, während sie insgesamt leicht auf 6,9 Prozent bei 1,48 Millionen zurückfiel.
Ab Mai konnte man dagegen von Reichweiten in Höhe von etwa anderthalb Millionen Zuschauern nur noch träumen, die triste Realität sah selbst an guten Tagen nur noch 1,19 Millionen vor, mehrfach wurde sogar die Millionenmarke verfehlt. Damit verbunden waren desaströse Marktanteile zwischen 4,7 und 5,6 Prozent, wobei die Zahlen von Mai bis Juli konstant schlecht waren. Größere Streuungen waren hingegen beim jungen Publikum auszumachen: An schlechten Tagen wurden schon mal nur noch 0,12 Millionen und 2,4 Prozent verzeichnet, eines schönen Juni-Freitags hingegen standen fast schon akzeptable 5,1 Prozent bei 0,26 Millionen auf dem Papier. Weder beim Gesamtpublikum noch bei den 14- bis 49-Jährigen sollte man dem Senderschnitt jemals wieder so nahe kommen.
Der Übergang vom mittelprächtig erfolgreichen «Paarduell» hin zum starken «Wer weiß denn sowas?» blieb übrigens für «Sag die Wahrheit» nahezu wirkungslos: Mit Pilawa im Vorlauf erzielte die Sendung zuletzt 5,6 und 3,7 Prozent bei 1,08 Millionen Zuschauern, mit Pflaume dann am 14. Juli quasi identische 5,6 und 4,3 Prozent bei 1,13 Millionen. Zugunsten einer (ebenfalls erfolglosen) vorabendlichen Sondersendung rund um den G-20-Gipfel in Hamburg musste man am 7. Juli überdies weichen, die kurzfristig entfallene Folge wurde am 29. Juli ausnahmsweise am Samstag zur gleichen Sendezeit ausgestrahlt. Mit gerade einmal 5,0 Prozent aller bzw. 3,6 Prozent der jüngeren Konsumenten bei einer Reichweite von 0,83 Millionen fielen die Werte sehr schwach aus. Müßig zu erwähnen also, dass auch die allerletzte Folge am 4. August angesichts von 5,6 und 3,7 Prozent bei 1,01 Millionen komplett am Publikum vorbei ging.
Insgesamt kamen die 14 um 18:50 Uhr ausgestrahlten Folgen von «Sag die Wahrheit» nicht über eine Zuschauerzahl von 1,09 Millionen hinaus, was einem völlig indiskutablen Marktanteil von 5,5 Prozent entsprach. Damit halbierte die Sendung den Schnitt des Ersten, der aktuell im Normalfall bei etwa elf Prozent liegt, ziemlich genau. Bei den 14- bis 49-Jährigen wusste das Rateteam um Michael Antwerpes ebenfalls keinerlei Akzente zu setzen, hier wurden miese 3,6 Prozent bei durchschnittlich 0,19 Millionen Zuschauern erreicht. Zum Vergleich: Der Sender kommt normalerweise auf rund sechseinhalb Prozent dieser Altersgruppe. Insofern ist den Programmverantwortlichen Respekt zu zollen, dass sie überhaupt alle 14 Folgen wie geplant ausgestrahlt und auf eine vorzeitige Absetzung verzichtet haben - bei manch einem Privatsender wäre man spätestens nach der dritten Folge auf solch miesem Niveau nervös geworden.
Damit ist der 18:50-Uhr-Sendeplatz am Freitag nun endgültig wieder zu der Todeszone geworden, die man dank seiner Rateshows bereits überwunden glaubte. Doch seitdem man ihn im Mai 2016 nicht mehr nur für Doppelfolgen der 18-Uhr-Quizshows nutzt, ist der Quotentrend kontinuierlich rückläufig: Der «Quizduell-Olymp» erzielte zunächst noch grundsolide 10,9 Prozent Marktanteil, acht «Gefragt - Gejagt»-Specials fielen danach auf sehr maue 9,2 Prozent zurück und Opdenhövels jüngster Show-Flop «Rate mal, wie alt ich bin» sackte zuletzt endgültig auf desolate 6,9 Prozent ab. Bei den 14- bis 49-Jährigen war der Trend mit zunächst 5,7 Prozent, dann 4,8 Prozent und schließlich 4,3 Prozent sehr ähnlich. Und dass «Sag die Wahrheit» sogar gegenüber dem Altersquiz keinen Stich sehen würde, hätte wohl auch kaum jemand ernsthaft erwartet.
Während also der tägliche Quiz-Slot um 18 Uhr insbesondere mit Pflaume und Bommes wächst und gedeiht, hat Guido Cantz ab dem 18. August den schwierigen Beweis anzutreten, dass diese Programmfarbe auch im Anschluss daran zumindest am Freitag gewollt ist. Dann startet nämlich das neue Reisequiz «Flieg mit mir!» - und es hätte sich sicherlich über etwas leichtere Startbedingungen gefreut.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
16.08.2017 23:09 Uhr 1
Vielleicht kann "der" ja die Quoten wieder etwas nach oben schieben....
17.08.2017 09:23 Uhr 2
17.08.2017 10:23 Uhr 3
Leider verpasst der Quotenmeter.de-Artikel von Herrn Sanchez die Chane, einen direkten Vergleich mit den Quoten der "Originalversion" im Dritten zu ziehen. Ich schätze, die Show holt im Südwesten jede Woche einen durchschnittlichen Marktanteil von um die 10% - selbst wenn wie derzeit nur Wiederholungen gezeigt werden.
Schade, dass die Macher die goldene Regel "never change a winnig team" hier missachtet haben und dafür vom Publikum die Quittung bekamen. War halt einfach zuviel des Guten. Bleibt zu hoffen, dass "Sag die Wahrheit" wie wir es kennen und lieben noch viele Jahre in der bekannten Version im SWR weiterläuft.
17.08.2017 14:35 Uhr 4
Genau auf den Punkt gebracht, kann ich so unterschreiben!