Hingeschaut

«Flieg mit mir!»: Guido Cantz und der Kokosnussinspektor

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Am Freitag zeigte Das Erste die Auftaktfolge von «Flieg mit mir!». Diese hatte zwar schöne Bilder aus Hawaii zu bieten, zeigte inhaltlich aber eine allenfalls mäßige Leistung.

Gleich 14 Mal vertraute Das Erste am Freitagvorabend zuletzt auf «Sag die Wahrheit» - und trotzdem blieb der Quotenerfolg der Sendung bis zum Ende ernüchternd überschaubar. Nach dem erfolgreichen «Wer weiß denn sowas?» halbierte das Format die Zuschauerzahlen in einigen Fällen - ein Kunststück, das auch nicht jedem gelingen würde. Was Michael Antwerpes nicht geschafft hat, soll Guido Cantz seit dieser Woche besser machen. Er ging am Freitagvorabend erstmalig mit dem neuen Reisequiz «Flieg mit mir!» auf Sendung.

In dem Format treten zwei Single-Teams gegeneinander an und spielen in insgesamt zwei Fragerunden um einen zehntägigen Traumurlaub. Das Reise-Ziel in der Auftaktfolge: Hawaii. «Flieg mit mir!» macht Cantz, der jahrelang «Deal or No Deal» in Sat.1 moderierte und sich im Ersten durch seine «Verstehen Sie Spaß?»-Moderation einen Namen gemacht hat, zum Quizonkel. Doch steht ihm seine neue Rolle?

Zwei Teams, zwei Fragerunden, ein Gewinner


Das Sendungskonzept selbst ist schnell erklärt: Zwei Single-Teams, die sich am Anfang der Sendung füreinander entscheiden, treten zu einer ersten, zehn Fragen umfassenden Quizrunde an. In ihr bekommt jedes Team fünf zufällig ausgewählte Fragen mit jeweils drei Antwortmöglichkeiten gestellt, wobei sich in der Auftaktfolge alles um Hawaii dreht. Danach folgt eine zweite Quizrunde, die die Verantwortlichen recht lieblos „Entweder Oder“ getauft haben.

Hier handelt es sich um weitere Fragen, diesmal allerdings nur mit zwei Antwortmöglichkeiten daherkommend. Das Team, das am Ende eine gewisse Anzahl an Punkten erreicht hat, darf nun entscheiden, ob es zu zweit in den Urlaub fliegen möchte oder lieber doch das Preisgeld von insgesamt 3.000 Euro mit nach Hause nimmt. In der ersten Sendung entscheidet sich das Ratepärchen für den Urlaub.

Fragen fehlt das Kurios-witzige


«Flieg mit mir!» ist ein gut gemeintes Format. Es bietet zwei Singles die Möglichkeit, gemeinsam eine Traumreise zu gewinnen, ohne dass dabei irgendwer vorgeführt wird. In Zeiten, in denen es nicht mehr als außergewöhnlich gilt, wenn sich Singles unter Begleitung von TV-Kameras völlig hüllenlos begegnen, mag das auf den ersten Blick wohltuend sein. Und trotzdem weiß der Zuschauer der Premierenfolge nach rund 50 Minuten nicht so recht, was ihn nun dazu bewegen soll, nächste Woche Freitag wieder einzuschalten. Wie so oft gilt leider auch für «Flieg mit mir!», dass gut gemeint nicht immer gleich gut gemacht bedeutet.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen wären da die Fragen, die zwar aus zehn verschiedenen Kategorien kommen, letztendlich aber alle mit Hawaii zu tun haben. Eine größere Ahnung dürften die Zuschauer in den meisten Fällen somit nicht haben - und das ist grundsätzlich natürlich nicht schlimm. Fataler ist da schon, dass vielen Fragen das Kuriose bis Witzige fehlt, von dem nicht zuletzt Formate wie «Genial daneben» und «Wer weiß denn sowas?» leben. Da ist der Kokosnussinspektor, über dessen Existenz die erste Folge aufklärt, schon das erstaunlichste und witzigste, das am Ende hängen bleibt.

Und dann wäre da noch der Moderator selbst, der eine eher mäßige Figur abgibt. Cantz moderiert die Auftaktfolge recht emotionslos herunter und verleiht ihr so (noch) keine eigene Note. Die authentisch wirkenden, aber doch eher schüchternen Kandidaten kann er nicht wirklich aus der Reserve locken. Zugleich wollen viele seiner Witze nicht so richtig zünden. Als es an einer Stelle um Robben geht (gemeint sind die Tiere), zieht Cantz spontan eine Querverbindung zum Fußballer Arjen Robben. Für Schenkelklopfer sorgt das wahrlich nicht.

Warum es mehr als schöne Bilder braucht...


Was «Flieg mit mir!» in jedem Falle gekonnt präsentiert, sind schöne Bilder. Bei jedem, der das Gefühl von Fernweh kennt, dürften diese eine gewisse Sehnsucht wecken. In den nasskalten Freitagvorabend der TV-Zuschauer vermittelt die Studiokulisse einen Hauch von Urlaubsfeeling. Und trotzdem reichen ein paar schöne Einspieler nicht aus, um «Flieg mit mir!» als Erfolg durchgehen zu lassen. Dafür fehlt der Show ein Spannungsbogen, dafür fehlen der Show echte Highlights.

Und so sind es am Ende 50 Minuten eines Quiz‘, die weder besonders witzig noch ausgesprochen erstaunlich daherkommen. Dass sich die Kandidaten am Ende für den Traumurlaub und gegen das Geld entscheiden, überrascht wohl niemanden. «Flieg mit mir!» fehlt das gewisse Etwas, das Salz in der Suppe, ein Markenzeichen, das es merklich von anderen Genrevertretern abhebt.

Solange das nicht vorhanden ist, ist eher anzuzweifeln, dass Das Erste mit «Flieg mit mir!» auf einen Erfolg hoffen darf. Vielmehr scheint es so, als drohe dem Sender ein ähnliches Schicksal wie Sat.1. Im Rahmen der Drittsendezeiten strahlte der Bällchensender bis vor kurzem «Grenzenlos» aus - kein Reisequiz, wohl aber eine Reisemagazin. Schöne Bilder hatte auch das zu bieten, doch es half alles nichts: Die Quote der Sendung lag am Ende bei weniger als drei Prozent.
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