Die Kritiker

«Rockstars zähmt man nicht»

von   |  4 Kommentare

Tom Beck und Christina do Rego spielen am Dienstagabend die Hauptrollen in einem Made-for-TV-Movie, mit dem Sat.1 seine Fernsehfilmsaison eröffnet.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Tom Beck als John Winter
Cristina do Rego als Lou
Dirk Borchardt als Grobsch
Susan Hoecke als Ella
Sina Tkotsch als Mia
Ilja Richter als Harry Winter
Laura Maria Heid als Anna

Hinter der Kamera:
Produktion: Pantaleon Films
Drehbuch: Katharina Eyssen
Regie: Kai Meyer-Ricks
Kamera: Sönke Hansen
Produzenten: Dan Maag, Matthias Schweighöfer und Marco Beckmann
John Winter (Tom Beck) ist Deutschlands erfolgreichster Rockmusiker. Allerhand Drogenskandale und Frauengeschichten tragen zu seinem Bad-Boy-Image bei. Seine Songs, so schwafelt er gern in Interviews, haben ihre Wurzeln in Schmerz, Verlust und Sehnsucht. In ihnen geht es um Schweiß, Alkohol, Männlichkeit, und doch klingen sie sehr nach verkapptem Elend.

Eigentlich soll John gerade neue Songs schreiben. Sein Manager Grobsch (Dirk Borchardt) und dessen persönliche Assistentin Lou (Cristina do Rego) haben aber schon länger nichts mehr von ihm gehört. Als im Büro ein Demo von John eintrudelt, sind die Erwartungen groß. Und die werden freilich enttäuscht: Statt zielgruppengerechten Bässen und einem rockigen Intro schallen asiatische New-Age-Klänge aus den Lautsprechern. Als wenig später John in Begleitung seiner neuen Flamme Ella (Susan Hoecke) eintrudelt, ist schnell klar, warum. Die Beiden haben bis vor kurzem im Aschram geweilt und Ella hat aus John gemacht, was Yoko Ono anekdotischen Quellen zufolge an John Lennon verbrochen hat: ihn in eine exzentrische Ideologie gepresst, in deren Folge er nicht mehr das von sich absondern kann oder will, was der Markt gerne hätte. Für den windigen Grobsch ist das der finanzielle Supergau: Noch dazu weil ihm irgendwelche Leute aus L.A. im Nacken sitzen, die schnellstmöglich John Winters neuen Output hören wollen.

Viele Filme hätten es nun dabei belassen, diese vieldagewesene und relativ unergiebige Basis in einen eineinhalbstündigen Konflikt auszudehnen. «Rockstars zähmt man nicht» kürzt sie dagegen klugerweise ab: Lou gelingt es, John Winter und seine Yoko Ono für Arme auseinanderzubringen. Das Problem ist damit jedoch nicht gelöst: Wohl noch mehr als die Trennung setzt Winter das Scheitern seiner Sinnsuche zu. Er will keine neuen Songs mehr liefern und sich aus dem mediengetriebenen Musikrummel zurückziehen. Für Grobsch und seine kleine Managementfirma ist der Supergau also noch nicht abgewendet.

Lou findet nun langsam auf einer persönlicheren Ebene Zugang zu diesem Rockstar. Und in diesen Momenten, die leider erst in der zweiten Hälfte der Laufzeit einsetzen, gewinnt auch dieser Film. «Rockstars zähmt man nicht» dekonstruiert seinen prototypischen Rockstar so weit, wie die Sat.1-Redaktion es zuzulassen scheint. Hier entfaltet auch do Regos Lou ihre Charakterwandlung. Stand sie diesem affigen Winter auf einer persönlichen Ebene bisher eher skeptisch gegenüber, kann sie sich ihm nun selbst immer weiter öffnen, je weniger affig er wird.

Diese durchaus feinsinnigen, ernsthaft emotionalen Momente lassen Manches verzeihen. Etwa dass Lous Mitbewohnerin auf ihr Lebensziel heruntergeschrieben wird, John Winter zu ehelichen. Oder dass die Figurenzeichnungen im ersten Teil allesamt furchtbar grobschlächtig sind: der esoterische, aber hinterlistige Yoko-Ono-Verschnitt; der geleckte Softie-Rockstar; der flatterhaft-windige Manager.

Tom Beck gefällt derweil in einer solchen Rolle wesentlich besser denn als allglatter, geleckter Polizei-Consultant, den er zu Jahresbeginn noch beim gleichen Sender gab. Die psychologische Vielschichtigkeit dieses John Winter mag freilich nicht so weit gehen, dass man sie guten Gewissens hintergründig nennen könnte – doch sie bietet einen größeren Reichtum an Facetten und sinnigen Widersprüchen, die Tom Beck gekonnt auszunutzen weiß. Gleichsam gelingt es Cristina do Rego, in ihrer Figur den Anspruch deutlich zu machen, mehr zu sein, als eine widerborstige Personal Assistant, die sich nach anfänglicher als Ablehnung kaschierter Schmachterei den smarten Rockstar angelt.

Sat.1 zeigt «Rockstars zähmt man nicht» am Dienstag, den 22. August um 20.15 Uhr.

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Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
Kingsdale
21.08.2017 12:25 Uhr 1
Was soll man zu Tom Beck sagen? Macht auf echten Kerl ist aber grundliegend ein echtes Weichei! Beim Dreh gab es eine Nackt-Szene (von Hinten) wo er sich auf einen Steck einfach nur ins Wasser fallen mußte. Kein Kopfsprung, kein Anlauf, nur dastehen und sich fallen lassen! Kein Scherz, dazu brauchte er ein Stuntdouble! Sorry Leute, aber das ist lächerlich!
medical_fan
21.08.2017 13:56 Uhr 2
Woher weißt du denn das?
Kingsdale
21.08.2017 19:25 Uhr 3
Haben im Frühstücksfernsehn berichtet. Haben es aber nicht gecheckt, das es eher lächerlich für Beck ist, dachte nur wegen der Rücken-Nackt-Ansicht eine gute Story zu haben. Tja, falsch gedacht!
Sentinel2003
21.08.2017 22:34 Uhr 4
Ist ja schön und gut, das Sat 1 immerhin auch unter der Woche Filme bringt, anders als RTL, aber, müssen es denn fast IMMER nur noch Komödien sein, oder Liebes - Romanzen??
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