Wer nun also alle Spiele der Bundesliga sehen will, der zahlt seine Gebühr für das Sky-Abo plus die 30 Euro für den Eurosport-Player. Der Luxus, alles aus einer Hand zu bekommen, ist Geschichte. In England, Frankreich und Italien ist das nicht anders. Und: In allen diesen Ländern kostet die Vollversorgung mit Spielen der jeweils ersten Liga deutlich mehr als hierzulande. Und dennoch:
Sie war also da, die öffentliche Aufregung um die Zusatzkosten für den Eurosport-Player. Hätte es diese nicht gegeben, man könnte fast glauben, niemandem wäre aufgefallen, was sich da hinter den Kulissen der Fußball-Bundesliga abgespielt hat. Freitagabend in Deutschland: Jan Henkel und Matthias Sammer melden sich mit einstündigem Vorlauf aus einem Fußballstadion der Republik in schmuckem Pitch-View-Studio und werfen einen Blick auf die Lage der Liga. Henkel und Sammer, das kennen die Deutschen. Bis vor vier Jahren moderierten sie teils in genau dieser Konstellation für Bezahlsender Sky, unter anderem die Abendspiele der UEFA Champions League.
Im einstündigen Vorlauf gibt es neben Interviews unten auf dem Feld und Einspielern Sequenzen an einem Touchscreen und mehrere Werbeunterbrechungen. So weit, so bekannt. Während der 90 Minuten, also dem Part einer Fußballübertragung, der am meisten Interesse hervorruft, sind bei Eurosport in aller Regel Matthias Stach oder Marco Hagemann zu hören. Auch diese Stimmen kennt man bestens. Beide sind ehemalige Sky-Mitarbeiter, beide kommentierten damals unter anderem die Bundesliga. Am 2. Spieltag lag die Sky-Mitarbeiter-Quote On Air sogar bei 100 Prozent, da Ex-News-Frau Birgit Nössing auf dem Spielfeld die Fragen stellte.
Die liebe Technik
Während in der Quotenmeter.de-Redakteur der Livestream des Bundesliga-Spiels tadellos lief, mehrten sich in sozialen Netzwerken wie Twitter die Stimmen über Ausfälle des Eurosport Players oder schlechte Bildqualität. Die Probleme wurden kurz Spielende teils behoben. Der Bild sagte Senderchefin Susanne Aigner-Drews gegen 21 Uhr. "Wir haben die technische Panne noch nicht identifiziert. Wir sind extrem bemüht, sie so schnell wie möglich zu beheben." Mit ähnlichen Problemen hatten schon andere Streamer zu kämpfen, etwa DAZN oder die DKB bei ihrer Übertragung der Handball-WM im Januar via YouTube.Man sieht: Der hinter Eurosport stehende Konzern Discovery hat das Abenteuer Bundesliga zunächst einmal mit wenig Wagemut, dafür mit einer auf Nummer sicher gehenden Crew angegangen. Viel Erfahrung, viel Routine, viel Bekanntes. Das sorgte für bis dato gute oder sogar sehr gute Übertragungen. Toni Schumacher vom 1. FC beim ersten Exklusiv-Spiel von Eurosport, Watzke beim Supercup, Hoeneß bei der Bundesliga-Eröffnung – dass die großen Klubs den Sender nicht genügend unterstützen, kann wahrlich nicht behauptet werden. Die aus den Auftritten im Eurosport-Studio resultierenden Aussagen und O-Töne fanden genügend Anklang im deutschen Blätterwald.
Für den Fan dürfte somit gewährleistet sein: Eurosport liefert die erwartete Kompetenz. Und viel mehr darf man eigentlich auch nicht erwarten von einem Sender, der bisher kaum regelmäßige Fußball-Live-Übertragungen zu bestreiten hatte. Über den kompletten Verlauf des Vier-Jahres-Vertrags, frühestens ab der nächsten Spielzeit, darf es dann aber schon etwas mehr sein. Auch Eurosport wäre gut beraten an der ein oder anderen Stelle mutig aufzutreten, Neues auszutesten und mit klassischen Sehgewohnheiten zu brechen. DAZN hat dies aus – teils wirtschaftlichen Zwängen – zuletzt schon getan. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Aber
Kurioses
Bei Bundesligaspielen mit Eurosport dauert es gerne länger: Bei der Eröffnung sorgte ein Gewitter in München für eine über 30 Minuten lange Halbzeitpause, am 2. Spieltag war es eine Verletzung von Schiri Brych, die für eine minutenlange Pause sorgte. Während dieser meldete sich Birgit Nössing immer wieder vom Spielfeldrand - auch ein Element, das früher schon von Sky eingesetzt wurde, wenn nötig.Die Idee, zunächst auf Nummer sicher zu gehen, die hat geklappt. Die nächsten Schritte dürfen, sollen und müssen mittelfristig folgen. Gut möglich, dass die Entwicklung der neuen Player im Bundesligageschäft, dazu zählt ja auch DAZN und Nitro, genauso spannend wird wie die sportliche Lage der Liga.
Es gibt 6 Kommentare zum Artikel
26.08.2017 10:02 Uhr 1
Zitat:"Aber so sind viele Deutsche nun mal, wenn sie aus ihrer Sicht zusätzlich und zu unrecht in den Geldbeutel greifen müssen. Sauer. Da fährt man mit seinem Coupe kurz an die Tanke, befüllt das Gefährt mit dem extra teuren V-Power100-Kraftstoff nur um sorgenfrei den nächsten Discounter anzusteuern, um das rabattierte Billig-Hackfleisch in der Plastikschale abzugreifen. "
26.08.2017 11:54 Uhr 2
Jaja, so sind sie halt, die Deutschen. Armes Deutschland! Danke, Merkel!, hätte ich persönlich noch in den Artikel gepackt.
Ich lasse jetzt mal stehen, ob der Vergleich stimmig ist oder nicht, aber allein für das Bild würde man von jedem leitenden Redakteur wohl eine Schelle bekommen. Und das ist nicht mal wegen der Klischeehaftigkeit, sondern allein, weil es so unkreativ und ausgelutscht ist.
26.08.2017 12:07 Uhr 3
..und dann noch eine Schelle extra, für die Nutzung des Wortes "Wutbürger" im Kontext Fußballkommentation.
Geschmacklos.
Man hat den Eindruck, da hatte wohl jemand seinen "inneren Reichsparteitag", um mal bei Fußballzitaten zu bleiben.
26.08.2017 12:34 Uhr 4
Chapeau!
Bis zum "Wutbürger" kam ich gar nicht. Da merkt man eben auch, dass die Distanz fehlt. Bei einem Kommentar nun nicht unüblich, aber gerade bei der Wortwahl muss man dann eben nochmal besonders aufpassen, wenn man sich denn nicht ganz der Polemik hingeben möchte. Dafür ist es dann aber um die restliche Argumentation zu schade. :?
27.08.2017 10:51 Uhr 5
27.08.2017 11:23 Uhr 6