Filmfacts «Logan Lucky»
- Regie: Steven Soderbergh
- Produktion: Gregory Jacobs, Mark Johnson, Channing Tatum, Reid Carolin
- Drehbuch: "Rebecca Blunt"
- Darsteller: Channing Tatum, Adam Driver, Seth MacFarlane, Riley Keough, Katie Holmes, Katherine Waterston, Dwight Yoakam, Sebastian Stan, Hilary Swank, Daniel Craig
- Musik: David Holmes
- Kamera: "Peter Andrews"
- Schnitt: "Mary Ann Bernard"
- Laufzeit: 119 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Jimmy Logan (Channing Tatum) hat seine Glanzzeiten hinter sich: In der Schule waren alle Mädels hinter ihm her und die Jungs beneideten ihn für seine Sportlichkeit. Aus der ihm in Aussicht gestellten Football-Profikarriere wurde aber nichts. Eine Verletzung nahm ihm die Chance, aus der Unterschicht West Virginias auszubrechen. Und nun, mitten im Arbeitsleben, suchen ihn seine kaputten Knochen erneut heim: Seine Verletzung sei ein Versicherungsrisiko. Daher wird er von seiner Stelle als Bauarbeiter gefeuert. Jimmys Bruder Clyde (Adam Driver) ist davon überzeugt, dass auf den Logans ein Fluch des Unglücks liegt, und dieser an allem Schuld ist. Doch Jimmy hält dies für dummes Geschwätz von seinem einarmigen Bruder, der als Barkeeper nur Hohn und Spott erntet.
Quasi zum Beweis dessen plant er, NASCAR zu berauben: Jimmy hat zufällig erfahren, wie beim Charlotte Motor Speedway an Renntagen das Geld transportiert und bewahrt wird. Gemeinsam mit dem regional bekannten, aktuell problematischerweise inhaftierten, Bankräuber Joe Bang (Daniel Craig) wollen die Brüder allen Hindernissen zum Trotz das Ding durchziehen …
Wie auch eine Anspielung im Film selbst verrät: «Logan Lucky» ist als «Ocean's Eleven» ohne den Las-Vegas-Glanz angedacht. Und dafür sind auch alle Markenzeichen gegeben. Die Figuren sind leicht überzeichnet und sympathisch, vor allem dank des herrlich aufgelegten Ensembles. Channing Tatum und Adam Driver haben als dickköpfiges Brüdergespann die Ruhe weg und beweisen in ihrer verqueren Mischung aus provinzieller Trägheit und gerissener Bauernschläue eine ungewöhnliche Ausstrahlung. Daniel Craig wirkt in seinem Part als Salz liebender Sprengstoffexperte wie ausgewechselt – mit einer ansteckenden Spielfreude und unbändiger Energie. Und auch Riley Keough punktet als Mellie Logan: Die Logan-Schwester mag so aussehen, als hätte sie nur ihr Aussehen im Sinn, doch Keough verleiht der Rolle eine charmant-feiste Art.
Der Rest des Casts, darunter Marvels Winter Soldier Sebastian Stan als gesundheitsvernarrter Rennfahrer, Seth MacFarlane als britischer NASCAR-Snob, Katie Holmes als Jimmys strenge, aber nicht herzlose Ex und Oscar-Gewinnerin Hilary Swank sowie Katherine Waterston («Alien: Covenant») in Minirollen, verleiht dem Film zwar keinen eigenen Anstrich, hat aber sichtbaren Spaß daran, unter Soderberghs Regieführung zu agieren. Neben süffisantem Wortwitz bietet «Logan Lucky» in den Szenen, die sich um den verschachtelten und mehr als einmal intensiv auf den Glücksfaktor setzenden Raubzug der Logans drehen, zudem einiges an Situationskomik.
Dennoch ist das unter dem Pseudonym Rebecca Blunt entstandene Drehbuch keines, das es auf Lachmuskelattacken in Dauerbefeuerung absieht. Soderberghs Blue-Collar-«Ocean's Eleven» mutet wie eine der zurückgelehnten Komödien der Coen-Brüder an, mit ausführlichen Nonsense-Dialogen und Lokal- sowie Sozialkolorit-Momenten, die höchstens durch dezente Spitzen amüsieren wollen. An die brillante Beobachtungsgabe der Coens reicht «Lucky Logan» nicht heran, und wenn Jimmys Tochter bei einem Talentwettbewerb auftritt, drückt Soderbergh arg auf die erzählerische Bremse, im Glauben, dies würde automatisch für Gänsehaut sorgen. Dafür hat er mit dem Haken schlagenden Epilog einen Trumpf im Ärmel, der das Heist-Genre mit wonnig-verschmitzten Grinsen ins Absurde führt, dabei aber weiter die Gelassenheit der von Tatum cool verkörperten Hauptfigur ausstrahlt.
Fazit: «Logan Lucky» ist eine Raubzugposse, die mit diebischer Freude und sonniger Gelassenheit vorgeht.
«Logan Lucky» ist ab sofort in deutschen Kinos zu sehen.
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