First Look

«American Vandal» und «The Orville»: Parodien mit Peniswitzen

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Gleich zwei Formate parodieren in diesen Tagen bekannte Seriengenres: «The Orville» witzelt pünktlich zum «Star Trek: Discovery»-Start über SciFi-Formate, «American Vandal» über True Crime. Wo man mehr zu lachen hat, sagt unser First Look.

Cast & Crew «The Orville»

  • Idee: Seth MacFarlane
  • Darsteller: Seth MacFarlane, Seth MacFarlane, Adrianne Palicki, Penny Johnson Jerald, Scott Grimes u.a.
  • Regie (Folge 1): Jon Favreau
  • Ausf. Produzenten: Seth MacFarlane, Brannon Braga, David A. Goodman u.a.
  • Produktion: Fuzzy Door Productions, 20th Century Fox Television für Fox
  • Folgen: 13 in S1 (je 45 Min.)
Den besten Gag verschleudert «The Orville» direkt in der ersten Minute, wenig später folgt der erste (schlechte) Peniswitz. Es folgen rund 40 Minuten, in denen die Sci-Fi-Serie sich nicht genau entscheiden kann zwischen Comedy und Drama, zwischen Hommage und Parodie.

«The Orville» ist eines von mehreren Formaten in der aktuellen Fernsehlandschaft, die andere Serien und ihre Genres aufs Korn nehmen und parodieren oder persiflieren. Dass im Zuge des Serienbooms ein solcher Trend irgendwann seinen Einzug in die heimischen TV-Bildschirme finden würde, war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Mit «The Orville» und «American Vandal» starten nun zwei dieser Formate fast gleichzeitig. Beide funktionieren über oft vulgären Witz – im Falle von «The Orville» kein Wunder, steht doch «Ted»-Schöpfer Seth MacFarlane hinter der Produktion.

Beide Serien haben aber auch eine messerscharfe Beobachtungsgabe: Die Art und Weise, wie die jeweiligen Genres hier parodiert und dekonstruiert wurden, ist punktgenau. Serienfans erkennen die Genre-Muster, derer sich die beiden Formate annehmen, um genau diese Muster zum Gegenstand des Witzes zu machen. Nur wird jede Parodie irgendwann langweilig – irgendwann muss der reinen Beobachtung und witzigen Verfremdung anderer Genres auch eigener Inhalt folgen. Denn wir reden bei «The Orville» und «American Vandal» um ganze Staffeln, mit 13 bzw. 8 Folgen.

«The Orville» wird dieser Ansatz schon früh zum Verhängnis. Denn bei der Serie handelt es sich nicht um einen Halb-, sondern Einstünder, somit also muss noch mehr Inhalt her. Und der langweilt bereits in Folge eins relativ früh: Nachdem der eigentlich ungeeignete Raumpilot Ed Mercer zum Captain des Erkundungsraumschiffs „U.S.S. Orville“ ernannt wird, wird er gleich auf seiner ersten Mission von den bösartigen Krill angegriffen. Sie haben es auf ein Gerät abgesehen, das Zeit beschleunigen kann. Es folgen ein paar Raumschlachten und Kämpfe, dann haben die Krill die Waffe in ihrer Hand – eigentlich wie Mercer es geplant hatte. Denn nun macht sich Mercer den Zeitbeschleuniger aus der Ferne zu Nutzen, um das Raumschiff der Krill zu zerstören.

Die erste Folge der Serie lebt noch von ihrer Exposition: von der Rekrutierung Mercers als Raumpilot, von der Vorstellung seiner Crew – und von der Beziehungsgeschichte um Mercer und seine Ex-Frau Kelly, die ihn vor einem Jahr betrogen hatte. Nun begegnen sich beide auf dem Schiff wieder, da Kelly sich als Stellvertreterin des Captains der „Orville“ empfohlen hatte. Diese persönliche Story hat das größte Potenzial, die Zuschauer des Sci-Fi-Formats bei der Stange zu halten. Darüber hinaus bekommt man eine liebevolle Hommage an klassische «Star Trek»-Stoffe – inklusive eines epochalen Soundtracks und imposanter Weltall-Bilder. Nur bleibt die Frage: Wie lang kann eine Parodie tragen, wenn eigene Inhalte kaum interessant erscheinen?

«American Vandal»: Teenie-Drama als True Crime verpackt


Cast & Crew «American Vandal»

  • Idee: Dan Perrault, Tony Yacenda
  • Darsteller: Tyler Alvarez, Griffin Gluck, Jimmy Tatro, Camille Hyde, Eduardo Franco u.a.
  • Regie: Tony Yacenda
  • Ausf. Produzenten: Tony Yacenda, Dan Perrault, Dan Lagana, Joe Farrell u.a.
  • Produktion: 3 Arts Entertainment, Funny or Die, CBS Television Studios für Netflix
  • Folgen: 8 in S1 (je 30 Min.)
Nicht viel anders verhält es sich bei der Netflix-Serie «American Vandal». Sie ist eine Parodie auf das sogenannte True-Crime-Genre um populäre Formate wie «Making a Murderer» oder «The Keepers». Auch hier zeigen die Macher, dass sie diese Vorbilder genau kennen und dekonstruieren können: Da werden vom Off-Sprecher immer wieder suggestive Fragen in den Raum gestellt, da wird melancholische Musik unter banale Bilder gelegt, da werden Interviews zu Dramen stilisiert. Der Vorteil von «American Vandal» ist, dass True-Crime-Serien normalerweise sowieso mit wenig Inhalt auskommen. Stilbildend für dieses Genre ist, dass relativ wenig Inhalt so aufgeblasen und dramatisiert wird, dass er über viele Folgen trägt. Man erzählt sehr langsam, wiederholt sich, baut Spannung auf, zeichnet Charakterporträts von vielen Figuren und erzählt den jeweiligen Fall aus jeder möglichen Perspektive.

Auch diese Überfrachtung ist natürlich Teil der Parodie bei «American Vandal». Immer wieder werden ähnliche Fragen gestellt, gleiche Beweisbilder gezeigt. Und wenn man mal eine Folge verpasst, versteht man die Geschichte trotzdem noch: Eigentlich geht es nur um die Frage, welcher Schüler 27 Penisbilder auf die Autos der örtlichen Highschool gesprüht hat. Der Verdächtige ist der Bully Dylan Maxwell, der ständig Pranks mit seinen Mitschülern und den Lehrern veranstaltet, aber vehement die Tat bestreitet. Einziger Zeuge des Vorfalls ist der Losertyp Alex, der aber selbst immer mehr in den Fokus der Ermittlungen gerät.

Was wir bei «American Vandal» bekommen, ist eine Story über Teenager und ihr Leben am Mikrokosmos Highschool. Wer hat mit wem? Wer mobbt wen? Wer ist Gewinner, wer ist Verlierer im sozialen Gefüge? «American Vandal» ist somit ein verkapptes Teenie-Drama, das mittels der Trume-Crime-Elemente stilistisch anders erzählt wird als gewöhnliche Dramaserien. Dies hat durchaus seinen Reiz, wenn man sich mit Beziehungsgeschichten rund um Teenager anfreunden kann. Humoristisch funktioniert das Format an den Stellen am besten, an denen man sich des Mockumentary-Stils im Genre abarbeitet: In welche Kamera soll der Interviewte blicken? Wie inspiziert man einen Tatort dramatisch genug? Wie stellt man die Tat möglichst detailgetreu mach? Auch der generelle Wortwitz der Produktion von 3 Arts («Parks and Recreation», «Brooklyn Nine-Nine») hält bei der Stange, zumindest am Anfang. Ob ganze acht Folgen lang, steht auf einem anderen Blatt.

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