Primetime-Emmys 2017: Mehr als nur ein Hauch politisch

Die TV-Branche feierte sich in der Nacht vom 17. auf den 18. September selbst – und nutzte diese Gelegenheit, um mehr als nur einmal ein Zeichen zu setzen: Zum 69. Mal wurden die Primetime-Emmys verliehen, und die Dramaserie mit den meisten Awards ist die, deren fast schon beängstigend relevanten Gesellschaftskommentare in den vergangenen Monaten die US-Medienpresse beschäftigt hielten – die Dystopie «The Handmaid's Tale». Das Format gewann unter anderem in den Sparten "Beste Dramaserie" und "Beste Hauptdarstellerin einer Dramaserie" für Elizabeth Moss. Auch Nebendarstellerin Ann Dowd, die eine nahezu manische Systemverteidigerin spielt, durfte eine Trophäe mit nach Hause nehmen.

Generell waren es sehr politische Emmys. Moderator Stephen Colbert ließ wenige Gelegenheiten vergehen, um sarkastisch auf die Lage der Nation zu verweisen, neben «The Handmaid's Tale» schlugen sich «Veep» und «Saturday Night Live» mit je zwei Awards sehr erfolgreich und mit «Last Week Tonight» gewann in der Variety-Kategorie ein Format, das tiefergehende, journalistische Beiträge umfasst. Die erfolgreichste Miniserie des Abends, das fünffach prämierte «Big Little Lies» von «Demolition»-Regisseur Jean-Marc Vallée, fügt sich als vielschichtige Serie über die toxischen Auswirkungen von häuslicher Gewalt und Macht-Ungleichverhältnissen, ebenfalls in das Bild, dass die Emmy-Voter dieses Jahr ein offenes Ohr für soziorelevante Stoffe hatten.

Im großen Wettstreit der Sender und Anbieter setzte sich HBO mit fünf Emmys nach vorne, gefolgt von NBC mit sechs Preisen. Hulu holte sich "nur" die fünf Trophäen für «The Handmaid's Tale», was der Streamingplattform dennoch neue Aufmerksamkeit zukommen lassen dürfte. Netflix und FX sind mit vier und zwei Gewinnen die einzigen weiteren Gewinner.

Hier die Liste sämtlicher Nominierten und Gewinner der Primetime-Emmys 2017

Beste Dramaserie
• «Better Call Saul» (AMC)
• «The Crown» (Netflix)
• «The Handmaid’s Tale» (Hulu)
• «House of Cards» (Netflix)
• «Stranger Things» (Netflix)
• «This Is Us» (NBC)
• «Westworld» (HBO)

Beste Comedyserie
• «Atlanta» (FX)
• «Black-ish» (ABC)
• «Master of None» (Netflix)
• «Modern Family» (ABC)
• «Silicon Valley» (HBO)
• «Unbreakable Kimmy Schmidt» (Netflix)
• «Veep» (HBO)

Beste Miniserie
• «Big Little Lies» (HBO)
• «Fargo» (FX)
• «Feud: Bette and Joan» (FX)
• «The Night Of» (HBO)
• «Genius» (National Geographic)

Beste Variety/Talkshow
• «Full Frontal With Samantha Bee» (TBS)
• «Jimmy Kimmel Live!» (ABC)
• «Last Week Tonight With John Oliver» (HBO)
• «The Late Late Show With James Corden» (CBS)
• «Real Time With Bill Maher» (HBO)
• «The Late Show with Stephen Colbert» (CBS)

Beste Reality/Wettbewerbsshow
• «The Amazing Race» (CBS)
• «American Ninja Warrior» (NBC)
• «Project Runway» (Lifetime)
• «RuPaul’s Drag Race» (vh1)
• «Top Chef» (Bravo)
• «The Voice» (NBC)

Bester Fernsehfilm
• «Black Mirror: San Junipero» (Netflix)
• «Dolly Parton’s Christmas Of Many Colors: Circle Of Love» (NBC)
• «The Immortal Life Of Henrietta Lacks» (HBO)
• «Sherlock: The Lying Detective (Masterpiece)» (PBS)
• «The Wizard Of Lies» (HBO)

Beste Variety-Sketchshow
• «Billy On The Street» (truTV)
• «Documentary Now!» (IFC)
• «Drunk History» (Comedy Central)
• «Portlandia» (IFC)
• «Saturday Night Live» (NBC)
• «Tracey Ullman’s Show» (HBO)