«S.O.B. – Hollywoods letzter Heuler»
Blake Edwards' Filmgeschäft-Satire erzählt von einem angesehenen Regisseur, der nach einem Mordsflop dringend wieder einen Erfolg braucht. Seine Lösung? Er peppt sein nächstes Projekt mit ordentlich Sex auf. Obwohl der Film von 1981 viele treffgenaue Seitenhiebe abfeuert, ist er zugleich spürbar ein Produkt seiner Zeit, wird eine Szene, in der Julie Andrews' Rolle abgefüllt wird, damit sie ihren Kollegen ihre Brüste zeigt, doch als harmloser Spaß dargestellt ... Aber auf einer Metaebene qualifiziert dies «S.O.B.» noch mehr für einen Filmmarathon zur problematischen Lage Hollywoods.
«Scarlet Diva»
In diesem Film von und mit Asia Argento dreht sich alles um die junge Künstlerin Anna Battista, die sich in einer Welt von Drogen, beruflichen Sehnsüchten, Hass und Poesie zurechtzufinden versucht. Ihr Leben scheint eine neue Richtung zu nehmen, als sie ihr Herz an einen Musiker verliert – klingt nach einem vergleichsweise normalen Filmstoff? Vielleicht, doch der raue, experimentelle Film ist Argentos Verarbeitung ihrer Vergewaltigung durch Harvey Weinstein, die sie in einer Sequenz sogar nachstellt – nur mit einem entscheidenden Unterschied: Die Filmversion Argentos kommt noch in letzter Sekunde davon.
«Spotlight»
Ein Film, der sowohl aufgrund eines bitterironischen Faktors nun sehr empfehlenswert ist, als auch aus informativen Gründen: Das Journalismusdrama mit Michael Keaton, Mark Ruffalo und Rachel McAdams in tragenden Rollen handelt von der Investigativgruppe des Boston Globe, die zur Jahrhundertwende einem heiklen Thema nachgeht. Sie nehmen sich den zahlreichen Vorwürfen des sexuellen Übergriffs durch katholischer Geistlicher an. Der Film zeigt, wie schwer es sein kann, ein offenes, dunkles Geheimnis journalistisch wasserdicht zu belegen, und wie ein System entstehen kann, das die Täter beschützt. Insofern beantwortet «Spotlight» die Frage: "Wieso sind die ganzen Mistkerle in Hollywood nicht früher aufgeflogen?" Andererseits ist es auch bittere Ironie, dass ausgerechnet Hollywood diesen Film bei der Oscar-Verleihung im Frühjahr 2016 mit dem Academy Award in der Spitzenkategorie prämiert hat …
«Maps to the Stars»
Eine dramatisch-schaurige, angespannte Hollywood-Satire von «Cosmopolis»- und «A History of Violence»-Regisseur David Cronenberg, die so grantig und ungeschönt ist, dass sie von manchen Filmvernarrten glatt als Horrorfilm einsortiert wird. Übersteigerter Ehrgeiz, früh verlorene Unschuld und "total gern" ausgetauschte, sexuelle Gefälligkeiten geben hier den Takt an. Mit einer superstarken Performance von Julianne Moore, einer gut agierenden Mia Wasikowska sowie John Cusack und Robert Pattinson.
«Entourage»
Eine popkulturelle Zeitkapsel: 2015 dachte man sich noch, dass man diese geballte Zurschaustellung von Bro-Kultur, notgeiler Männlichkeit und "Uns gehört die Welt, wir sind ja immerhin weiße Männer, yo!"-Mentalität ohne bissig-satirischen Kontext ins Kino zu entlassen. Wie weit sind wir doch seither gekommen … In noch ein paar Jahren ist «Entourage» vielleicht nicht mehr verwunderlich und unschön, sondern ein vollkommen abstraktes Kunstwerk?
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14.11.2017 22:32 Uhr 1