Es sind die oft wiederholten Binsenweisheiten des modernen Medienalltags: Print ist tot und das lineare Fernsehen liegt im Sterben. Wenn dem so ist, dann ergibt Minus mal Minus allerdings einen sehr vitalen Markt: Die fünf erfolgreichsten am Kiosk erhältlichen Publikumszeitschriften Deutschlands sind nämlich TV-Zeitschriften, Programmzeitungen und wie sie landläufig sonst so genannt werden.
Im zweiten Quartal 2017 brachte es TV 14 etwa durch Abo und Einzelverkauf auf rund 2,15 losgeschlagene Exemplare, gefolgt von TV Digital mit 1,42 Millionen Stück und TV Direkt mit 1,01 Millionen. Acht Programmzeitschriften sind laut IVW-Analyse erfolgreicher als Der Spiegel, in den IVW-Top-25 tummeln sich 13 solcher Publikationen, und damit ist dieses Zeitschriftengenre noch immer nicht ausgeschöpft.
Zwar verlieren die meisten TV-Programmzeitschriften von IVW-Analyse zu IVW-Analyse zwischen vier und elf Prozent ihrer verkauften Stückzahlen, doch damit sind sie noch immer meilenweit davon entfernt, so sehr in den Keller zu sacken wie der 'Stern'-Ableger 'Neon' (über 30 Prozent Verlust binnen eines Jahres). Und mit der 'nur TVplus'-Magazinfamilie gibt es zudem einen großen Gewinner, der seine Verkaufszahlen zuletzt ausgebaut hat.
Doch was sind die Gründe für die noch immer hohen Verkaufszahlen im Printsektor "Fernsehprogramm"? Einerseits zielen diverse Programmzeitschriften wie 'auf einen Blick' oder 'TV für mich' auf ein älteres Publikum ab, bei dem der Kauf der Fernsehzeitschriften noch Gewohnheit ist – und gegebenenfalls auch die bevorzugte Alternative zu digitalen Programmübersichten. Die redaktionellen Begleitseiten, seien es Klatsch und Tratsch, Rezepte oder Tipps für den Alltag im gestiegenen Alter, bieten diesen Publikumsschichten einen weiteren Kaufanreiz.
Aber auch für jüngere TV-Interessenten bieten TV-Zeitschriften weiterhin einen Mehrwert – insbesondere, wenn sie Pay-TV über eine derart große Senderauswahl verfügen, dass das Durchscrollen durch den EPG zur lästigen, minutenlange Aufgabe wird. Wer will sich schon durch eine dreistellige Senderanzahl klicken, um zu erfahren, was in ein paar Minuten eigentlich alles läuft?
Ein Punkt, den die Magazine dem EPG voraushaben, ist gemeinhin ihre Übersichtlichkeit: Wer wissen möchte, was in acht Tagen am späten Abend im Fernsehen läuft, muss sich im Electronic Program Guide erst mühevoll durchklicken, auch die meisten TV-Programm-Apps sind für einen raschen, gezielten Überblick zu unübersichtlich. Selbst wenn Fernsehzeitschriften nicht so aktuell sind wie ihre elektronischen/digitalen Konkurrenten, so bieten sie einen großen Komfort für alle, die im Voraus wissen möchten, was an Tag X denn alles um Uhrzeit Y gesendet wird.
Es gibt 7 Kommentare zum Artikel
16.11.2017 11:54 Uhr 1
Auf Mydealz sehe ich fast jeden Tag Abos verschiedenster Zeitschriften, auch TV. Da werden Jahresabos verschenkt gegen Amazongutscheine um die Auflage zu stützen.
16.11.2017 12:10 Uhr 2
16.11.2017 12:39 Uhr 3
Die Heftauflage stieg bis 1996 nahezu kontinuierlich, die höchste verkaufte Auflage betrug laut IVW-Auflagenliste im 2. Quartal 2,763 Mio. Exemplare. Seit 1998 ist ein zunächst langsamer, aber stetiger Rückgang zu verzeichnen, 2007 wurden im Schnitt ca. 1,5 Mio. Hefte verkauft. 2008 hielten sich die Verkaufszahlen auf durchschnittlich 1,46 Mio, die Zahl der Abonnenten lag bei knapp 630.000 (2007: 640.000).
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2017: Verkaufte Auflage (IVW 3/2017) 753.567 Exemplare
Quelle:
16.11.2017 18:31 Uhr 4
Ist gut für meine Pay und teilweise auch für meine Free-TV Aufnahmen...
16.11.2017 18:49 Uhr 5
16.11.2017 20:39 Uhr 6
16.11.2017 23:35 Uhr 7