Cast & Crew
Produktion: Tonik Productions und 40 Acres and a Mule FireworksSchöpfer: Spike Lee
basierend auf seinem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1986
Darsteller: DeWandaWise, Anthony Ramos, Lyriq Bent, Cleo Anthony, Kim Director, Sydney Morton, Elsie Hudson u.v.m.
Executive Producer: Spike Lee und Tonya Lewis Lee
Es fällt schwer, an dieser Serie eine kohärente Narrative zu finden, einen konkreten Plot, ein klar erkennbares Handlungsgerüst. Im Vordergrund steht stattdessen eine bestimmte Lebensrealität, ein bestimmtes Lebensgefühl, das örtlich wie ethnisch klar verwurzelt ist. «Nola Darling», im Original «She’s Gotta Have It», ist eine Neuerzählung von Spike Lees bekanntem Film aus den 80er Jahren, der seine unverkennbare Stimme als Filmemacher zementierte und in dessen Geist auch seine Netflix-Serie den im Grunde selben Stoff, nur in der heutigen Zeit unter heutigen Umständen, erzählt.
Schon immer vermischte Lee schonungslos Humor und Ernst, gerade bei schmerzhaften Themen. Man denke besonders an seinen 2000 erschienenen (und an den Kinokassen heillos untergegangenen) Film «Bamboozled». Und trotz aller humoristischen Absurditäten, an denen sich Lee mit Freude abarbeitet, geht es in seiner neuen Netflix-Serie ebenso wieder um die großen, die Gesellschaft bestimmenden Themen: sexuelle Übergriffe, Rassismus, Gentrifizierung. Man merkt: Spike Lee hat dazu heute wohl noch mehr zu sagen als bei der ersten Erzählung über seine Nola Darling vor drei Jahrzehnten, und die freie Form einer Netflix-Serie gibt ihm reichhaltigen Raum, um aus den Vollen zu schöpfen.
Zuschauer, die Lees Gesamtwerk nicht kennen, mag einiges an diesem Format überraschen, mithin gar abstoßen: Der laute Ton, die humoristische Schonungslosigkeit, die freie Assoziation der Serie, vielleicht am meisten: die Abwesenheit einer stringenten Narrative, das Fehlen einer konkreten Erzählung. Das macht auch eine Beschreibung von «Nola Darling» so schwierig. Eigentlich kann man sich ihr nur über ihre Hauptfigur nähern und all das, wofür sie steht. Daraus leitet die Serie auch ihre Haltung ab: feministisch, progressiv, offen. Doch wenn sie eines nicht ist, dann ein didaktisches Lehrstück. Im Vordergrund steht an Nola Darling vielmehr das Exemplarische, ihr Lebensentwurf ist einer, der im Abstrakten, Allgemeinen von vielen geteilt wird.
Tatsächlich ist die Figurenführung das Beeindruckendste an «Nola Darling»: Denn selbst wenn Lees Hauptfigur Opfer eines Übergriffs wird (den er noch dazu erschreckend realistisch vorführt), belässt er sie nie lange in dieser Opferrolle. Nola Darling hat sich mit der Realität und all ihren Ungerechtigkeiten arrangiert, und gleichzeitig tut sie doch ihr Möglichstes, um für ihre progressiven Werte, für Gleichheit und Aufrichtigkeit zu kämpfen. Aber sie tut das zu ihren Konditionen und nach ihrem Willen. Nola Darling ist weder eine Opferfigur noch eine messianische. Vielleicht schafft gerade das eine starke Möglichkeit zur Identifizierung, weit über ethnische und örtliche Grenzen hinaus. Denn auch wenn «Nola Darling» dezidiert in der Tradition des afroamerikanischen Films stehen will und eine klar örtlich gefärbte Brooklyn-Geschichte erzählt, sind die grundsätzlichen Themen doch ebenso eindeutig universell.
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