Facts zum Format: «Love»
- Genre: Romantic Comedy, Dramedy
- Schöpfer: Judd Apatow, Lesley Arfin, Paul Rust
- Darsteller: Gillian Jacobs, Paul Rust, Claudia O'Doherty Chris Witaske u.w.
- Episodenzahl: 34 (3 Staffeln)
- Produktionsstudios: Apatow Productions & Legendary Television
- Run: 19. Februar 2016 - 9. März 2018 (Netflix)
Weil das echte Leben nicht sexy genug ist und es sich daher nicht so gut verkauft, setzen Macher von romantischen Komödien seit Jahrzehnten auf dieses Rezept und fördern dabei Figuren zu Tage, die so viel Ecken und Kanten haben wie ein Tischtennisball. Dann kam Paul Rust, der das Genre ab Februar 2016 auf die Probe stellte. «Love» lautete der etwas plakative Titel seiner Mischung aus Romantic Comedy und Dramedy, der die Online-Mediathek des Streaming-Dienstes Netflix enterte. In Windeseile avancierte die erste, zehn Episoden umfassende Staffel, zum Geheimtipp unter Fans authentischer Liebesgeschichten. So ganz anarchisch widerstrebte «Love» den Genre-Konventionen aber auch nicht, hinter dem Projekt stand als einer der Schöpfer schließlich auch Judd Apatow, der nach «Jungfrau, 40, männlich, sucht…» oder «Beim ersten Mal» zu einer der Genre-Koryphäen zählt, die sich aber zumindest nicht so sehr wie andere Autoren im Kitsch seiner Love-Stories verliert. Die dritte im Bunde, Lesley Arfin, zeigte mit «Girls» unterdessen, wie eine Dramedy erfolgreich anders sein kann.
«Love» suchte und fand die Imperfektion
Glücklicherweise mangelt es seinem bald erscheinenden Schwarm mindestens genauso an Perfektion. Gus wird mit Mickey eine Beziehung eingehen. Als Radio-Produzentin hat sie zwar beruflich mehr Erfolg, sie steckt zu Beginn jedoch in einer toxischen Beziehung, leidet an Alkohol- und Sexsucht und den daraus entstehenden psychischen Problemen. Mickey lernt Gus an einem Tiefpunkt kennen, als sie einen Zusammenbruch in einer Tankstelle hat. Von da an nimmt die Liebe ihren Lauf – oder doch das Unheil?
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Ein Auf und Ab – wie in der echten Liebe
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Paradoxerweise stellt der authentischere Ansatz auch einen der Gründe dar, warum sich viele Zuschauer früher oder später von «Love» abwandten. Schnell entstand bei Beobachtern eine fast schon genrephilosophische Frage: Kann eine romantische Komödie mit ‚echten‘ Charakteren überhaupt funktionieren? Hat das seit Dekaden boomende Rom-Com-Genre uns so kultiviert, dass wir authentische Liebesgeschichten gar nicht mehr ertragen können? Spätestens in Staffel zwei kamen bei einigen Zuschauern Zweifel auf, denn mit «Love» verhielt es sich wie in der Liebe auch. Die Eigenheiten und Makel, die Gus und Mickey so authentisch und liebenswert in Staffel eins werden ließen, gingen in der zweiten Season bald regelrecht auf den Nerv und Zuseher mussten sich die Frage stellen, ob imperfekte, unglorifizierte Charaktere wirklich das sind, was sich der Serienfan beim gemütlichen Bingewatching wünscht.
Serien-Liebe auf der Meta-Ebene
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Auch in der zwölf Folgen umfassenden Staffel drei prallten die Gegensätze ihrer Macher aufeinander. «Love» blieb, dank Apatow, einfach zu konsumieren für das auf Bingewatching konzentrierte Netflix, sorgte aber für den ein oder anderen unangenehmen Moment, der die Serie näher an Indie-Produktionen wie Lesleys Arfins «Girls» rückte. Weiterhin schweifte «Love» außerdem regelmäßig ab und verschob den Fokus von der Beziehung zwischen Gus und Mickey auf das erfundene The CW-Drama „Witchita“, Mickeys Radio-Job oder Gus‘ Band, die Theme Songs für Filme nachschreibt. Diese Nebengeschichten sorgten für das lustige „Com“ in „Rom-Com“, als die Beziehung zuvor teilweise schon ein Level der Frustration erreichte oder sich in besseren Zeiten in der zunehmenden Gewöhnung verlor, als die Funken zwischen den beiden Hauptfiguren nicht mehr so sprühten wie noch zu Beginn. Immer öfter brillieren dadurch die Nebencharaktere allen voran Claudia O’Doherty als Mickeys Mitbewohnerin Bertie, die ihre Kollegen wieder regelmäßig überstrahlt.
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Auch hier heben die Autoren das Format wieder auf eine Meta-Ebene, denn es folgt die Erkenntnis: «Love» handelt kontraintutiv zum Titel nur sekundär von Liebe, sondern um die Konfrontation unseres Selbst mit der Frage, wie wir mit der Realität unserer Beziehungen umgehen wollen und ob wir zuweilen bereit sind, harte Wahrheiten zu akzeptieren– eine Situation, der sich so manche Person in ihren 30ern stellen muss, nachdem die goldenen 20er oft schlicht aufgrund von räumlicher Nähe und gemeinsamer Interessen scheinbar mühelos für Freundschaften und Beziehungen sorgten.
Einige Zuschauer werden sich der Realität stellen: «Love» war eine Show, die sie angefangen haben zu schauen, weil sie auf Netflix war und sie sich um eine Romanze drehte. Wir hatten unseren Spaß, denn es gab viele lustige Szenen und einige tolle Schauspieler. Wir haben unsere Zeit mit Gus und Mickey verbracht, haben sie kennengelernt und haben uns mit ihnen gefreut, mit ihnen getrauert. Eine gute Zeit, die nun aber ihr Ende finden muss. «Love» wird von den meisten seiner Zuschauer in guter Erinnerung behalten werden, jetzt gehen wir unserer Wege und werden neue, tolle Möglichkeiten erhalten, eine Beziehung mit der nächsten Serie einzugehen, denn manchmal ist es am besten nach vorn zu blicken. Wollte «Love» uns das verdeutlichen?
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
17.03.2018 12:18 Uhr 1
17.03.2018 12:30 Uhr 2
Wie immer siehst du dich mal wieder als Sprachrohr aller Menschen Ja?
Wie immer liegst du damit auch hier mal wider absolut falsch.
17.03.2018 17:30 Uhr 3
18.03.2018 02:00 Uhr 4