Hingeschaut

«Stars im Spiegel»: Küchenpsychologie auf RTL

von   |  2 Kommentare

In einer neuen Show halten Sonja Zietlow und Lutz van der Horst Promis den Spiegel vor. Viele neue Erkenntnisse ergeben sich so nicht – für einige unterhaltsame Momente reicht’s aber schon. Die TV-Kritik…

Die Selbstwahrnehmung vieler Menschen unterscheidet sich oft erheblich von der Fremdwahrnehmung. Besonders deutlich wird das in Reality TV-Formaten, die ja letztlich auch von ihren Selbstdarstellern leben. Um einmal zu testen, wie gut sich Promis tatsächlich wahrnehmen, zeigte RTL am späten Samstagabend erstmals die neue Show «Stars im Spiegel – Sag mir, wie ich bin!». Oliver Pocher, Stefan Mross, Sophia Vegas und Michael Wendler waren der Einladung des Senders gefolgt - vier Teilnehmer also, die wahrlich nicht den Anschein erwecken, an mangelndem Selbstbewusstsein zu leiden.

Immerhin: Bekannt sind sie alle, und das ist für das Funktionieren der Show auch absolut notwendig. Es braucht für das Konzept der Sendung die Kandidaten-Mischung aus bekannt und selbstbewusst, die eine gewisse Fallhöhe für die Teilnehmer erzeugt. Das ist der Reiz der Sendung, mit Normalos wäre die Show vermutlich ziemlich langweilig. Und so ist es auch durchaus löblich, dass sich die vier genannten Teilnehmer auf dieses etwas unkonventionelle TV-Experiment einlassen - schließlich muss sich jeder im Laufe der zwei Stunden direkt oder indirekt auch einiges an Kritik zur eigenen Person anhören.

Sehr erfrischend funktioniert die Moderatoren-Kombination aus Sonja Zietlow und Lutz van der Horst, wobei besonders Letzterer eine Bereicherung für die Produktion darstellt. Der aus der «heute-show» bekannte Komiker interagiert gut mit den Begleitpersonen der Kandidaten und überzeugt in der Sendung mit einigen kurzweiligen Einspielern. Ihn zur Abwechslung mal bei RTL zu sehen, schadet dem Sender sicherlich nicht. Zusammen mit Oliver Pocher dürfte er der unterhaltsamste Akteur des Abends sein.

Die Sendung selbst ähnelt schließlich eher einer Quizshow und besteht vor allem aus zwei Arten von Fragen. Bei der einen müssen die Promis herausfinden, was wohl das 500 Personen umfassende Studiopublikum von ihnen denkt. Bei der anderen ist es ihre Aufgabe zu erraten, wie ihre persönlichen Begleitpersonen bestimmte Fragen über sie beantworten. Pluspunkt für die Show: In beiden Fällen wird der Zuschauer zu Hause vorm Fernseher automatisch zum Mitraten animiert. Liegen die Promis richtig, bekommen sie Geldsummen gut geschrieben, die im Finale wichtig werden.

Ziemlich zäh erweisen sich dagegen die ersten 20 bis 25 Minuten des Formats, in denen die vier Promis kurz vorgestellt werden. Wirklich wichtig ist das für die Sendung nicht, an dieser Stelle ließe sich das von Seapoint Productions verantwortete Format sicherlich deutlich kürzen. Hinzu kommt, dass die Sendung an der einen oder anderen Stelle etwas zu abrupt zusammengeschnitten wirkt. Dem Finalspiel wiederum liegt ein kleiner Kniff zugrunde, der es zum Ende der Sendung noch einmal spannend macht. Ein wenig schade ist, dass es recht schnell vorbei ist.

Nach zwei Stunden «Stars im Spiegel» weiß der Zuschauer zum Beispiel, wie das Bett von Oliver Pocher aussieht. Dass Stefan Mross laut Aussage seiner Freundin wie ein Wirbelwind küsst. Und dass das Studiopublikum Sophia Vegas am peinlichsten findet. Weltbewegend ist das meiste nicht. Ziemlich spannend ist dagegen die grandiose Selbstüberschätzung von Stefan Mross. Kurz vor Ende der Show tippt er, dass 48 Prozent des Studiopublikums ihm den Sieg gönnen. Tatsächlich ist es nicht einmal die Hälfte, 23 Prozent. Fürs TV-Publikum und sicherlich auch für Mross selbst dürfte das eine, wenn nicht die überraschendste Erkenntnis des Abends sein.

Nun mag man einwenden, dass das alles mit Psychologie wenig zu tun hat. Die sehr komplexen Themen Selbst- und Fremdwahrnehmung werden in dem RTL-Format nur oberflächlich gestreift, es dominiert die Küchen- und Alltagspsychologie. Aber ist das schlimm? Unterhaltsame Momente hat die Show zweifellos, und würden sie die Verantwortlichen in Zukunft auf 60 bis 90 Minuten straffen, käme das der allgemeinen Dynamik sicherlich noch zusätzlich zugute. Zudem wirkt das Konzept trotz kleinerer Mängel ähnlich frisch wie das Moderatoren-Duo. Eine Verlängerung hätte die Show somit zweifellos verdient – für potentiellen Nachschub an Teilnehmern dürfte bei all den Supertalenten, Superstars und Dschungelkönigen beim Sender ohnehin gesorgt sein.

Kurz-URL: qmde.de/99890
Finde ich...
super
schade
79 %
21 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger Artikel«Blindspot» und «Taken» verlieren Zuschauer, Basketball dreht aufnächster ArtikelRund sieben Millionen Zuschauer verabschieden «Bella Block» in den Ruhestand
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Burpie
25.03.2018 10:26 Uhr 1
Bin nach der Hälfte eingeschlafen. Der Pocher war fast besser als die Zietlow, aber alles in allem war die Sendung maximal nett...
Kingsdale
25.03.2018 10:37 Uhr 2
Da hat man mal auf was bössartiges gehofft und heraus kam ein ziemlich dünner Aufguss bekannter Spielshows. Zwar hatte man schon die Promis eingeladen, die wirklich richtig nerven, aber es blieb schon stark hinter seinen Möglichkeiten. Der Wendler schien aber teilweise richtig angepisst zu sein, wenn man mal auf sein Gesicht geachtet hat, aber dadurch werden diese Idioten sich leider auch nicht ändern. Zumal die Show viel zu spüät und viel zu kurz war. Da hätte man mehr draus machen können.
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung