Zuletzt wurden die Deutschen Tourenwagen-Masters fast schon tot geschrieben. Mercedes steigt Ende des Jahres aus, die Quoten waren im Ersten zuletzt schlecht. Aufzuhören zu meckern solle man, sagt der neue DTM-Kommentator Edgar Mielke. Was der Motorsport-Fachmann und «ran» für die zehn Rennwochenenden in Sat.1 vorhaben, verrät er im Interview.
DTM-Rennkalender 2018
- 4./5. Mai: Hockenheim, Deutschland
- 19./20. Mai: Klettwitz, Deutschland
- 2./3. Juni: Budapest, Ungarn
- 23./24. Juni: Norisring, Deutschland
- 14./15. Juli: Zandvoort, Niederlande
- 11./12. August: Brands Hatch, Großbritannien
- 25./26. August: Missano, Italien*
- 8./9. September: Nürburgring, Deutschland
- 22./23. September: Spielberg, Österreich
- 13./14. Oktober: Hockenheim, Deutschland**
Rennstart 13.30 Uhr. Ausnahmen: * Nachtrennen, Start um 22.20 Uhr / ** Finale, Start um 15.05 Uhr
Herr Mielke, die DTM geht wieder an den Start. Wenige Tage vor dem Saisonauftakt: Fahren Sie schon im zweiten Gang?
Eher im Dritten. Und ich werde noch weiter beschleunigen. Es ist gut, dass die Saison nun endlich wieder losgeht.
Die Wochenenden werden also nicht mehr langweilig.
Mit Sicherheit nicht. Aber die DTM ist auch nicht meine einzige Tätigkeit. Ich moderiere verschiedene Motor-Events, war vergangenes Wochenende etwa bei der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft in Oschersleben.
Womit hat Sat.1 Sie überzeugt?
Mit dem Konzept und den handelnden Personen. Ich habe vom ersten Tag unserer Gespräche an gewusst, dass sie wirklich wollen. Es bringt ja nichts, wenn man da als Motorsport-Begeisterter hingeht, aber hinter einem ein Sender steht, der nicht voll mitzieht. Bei Sat.1 war das ganz anders. Die haben große Lust auf die DTM. Das sieht man auch an den vielen Kleinigkeiten, etwa den festen Sendestarts um 13 Uhr. Und ich kenne die Personen, die verantwortlich sind. Alex Wölffing etwa, der Motorsport-Boss, war lange für Sport1 tätig. Mit Alex Rösner, dem «ran»-Chef, habe ich auch schon viel und gut zusammengearbeitet. Andrea Kaiser, unsere Moderatorin, kenne ich auch von Sport1. Einzig Matthias Killing habe ich jetzt erst kennengelernt.
Sie werden auch mit Timo Scheider zusammenarbeiten. Der Ex-Champ ist Ihr Experte und Co-Kommentator. Auf was soll sich der Zuschauer einstellen? Fachgespräche, viel Spaß?
Wir sind gut befreundet. Es soll lustig werden, aber auch emotional und natürlich fachlich. Es ist uns wichtig, dass Timo Klartext spricht – und das kann er wirklich. Seine Verpflichtung war für mich nicht überraschend, denn so viele Ex-Champions seiner Klasse gibt es in Deutschland nicht. Wir alle sind sehr happy, dass er diese zehn Wochenende mit uns macht. Wir beide haben ja schon beim 24-Stunden-Rennen zusammengearbeitet, ich denke das hat da schon sehr gut funktioniert. Wir haben in jedem Fall eine Baustelle weniger. Oft ist es ja so, dass Kommentator und Co-Kommentator erst lernen müssen, miteinander zu agieren. Wir beiden haben uns schon aneinander gewöhnt.
© SAT.1/Guido Engels
Berichten live von der Rennstrecke: Das DTM On-Air-Team Andrea Kaiser (l.) und Matthias Killing (r.), über die Edgar Mielke sagt: "Es bringt ja nichts, wenn man da als Motorsport-Begeisterter hingeht, aber hinter einem ein Sender steht, der nicht voll mitzieht. Bei Sat.1 war das ganz anders. Die haben große Lust auf die DTM."
Sie sind ja nicht nur Motorsport-Fachmann, sondern auch Fußball-Reporter. Wir kennen Sie früher von Arena, dann von Liga total!, aktuell machen Sie einige Nord-Spiele für die Telekom aus Liga 3. Wo sind Sie mehr zu Hause?
Sport ist Sport. In Deutschland kann man nur mit Motorsport als Kommentator kaum überleben. Es kenne keinen Sender, der für zehn Wochenenden so viel zahlt, dass man ein Jahr seine Familie ernähren kann. Entsprechend gibt es eine Notwendig auch anderes zu machen. Fußball ist mir da schon eine Herzensangelegenheit, ich habe ja früher selbst auch gespielt. Auch bei Telekom Sport passt es, auch hier kenne ich die Verantwortlichen hinter den Kulissen gut. Ich mache das gerne, auch weil der Großteil der Saison ja in einer Zeit stattfindet, in der der Motorsport ruht.
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Ich denke, den Zuschauern ist es letztlich egal, ob die Rundenzeiten um zwei Sekunden schneller werden. Sie wollen schöne Überholmanöver sehen. Auf der Strecke muss es Action geben.
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Sat.1-DTM-Kommentator Edgar Mielke
Zurück zur DTM: Nach der anstehenden Saison verabschiedet sich Mercedes. Die Ankündigung hat regelrechte Abgesänge mancher herbeigeführt. Muss man die DTM totsagen? Oder geht eine neue Tür auf, wenn sich eine schließt?
Fakt ist: Die Zukunft ist unklar. Aber sind wir mal ehrlich: Die ewige Meckerei, für die wir hier in Deutschland bekannt sind, muss doch endlich mal aufhören. Ich kann das nicht nachvollziehen. Schauen Sie sich mal Eishockey an: Die Sportart war ein Jahrzehnt lang quasi komplett tot. Das hat kaum wen interessiert. Dann kommen wir sensationell ins Olympia-Finale und plötzlich sind die Jungs Helden und jeder spricht darüber. Mir geht das alles zu schnell. Die DTM ist ohne Frage eine tolle Serie. Es gibt die Probleme, die aber der Serienchef Gerhard Berger aus meiner Sicht lösen kann. Er hat schon erste Ansätze präsentiert und die erachte ich als vielversprechend. Viel wird von dem Jahr 2018 abhängen. Danach werden wir sehen, wie sich die DTM als Gesamtpaket aus Sport, Strukturen und Quote, darstellt. Ich sehe das alles nicht so dramatisch wie andere. Entsprechend hat Gerhard Berger eigentlich auch nicht den Auftrag die DTM zu retten, sondern nur den, sie geschickt weiterzuentwickeln.
Welche Impulse müssen denn von innen und von außen kommen?
Es sind ja schon viele Dinge gemacht worden. Es muss vielleicht noch ein bisschen Antrieb weg, ein bisschen mehr PS hinzu. Ich denke, den Zuschauern ist es letztlich egal, ob die Rundenzeiten um zwei Sekunden schneller werden. Sie wollen schöne Überholmanöver sehen. Auf der Strecke muss es Action geben. Es darf auch nicht sein, dass Autos direkt bei jeder kleinen Berührung schon kaputt gehen. Wir wollen kein prozessionsartiges Fahren. Tourenwagen lebt von Zweikämpfen. Dass man den Kalender auf zehn Wochen ausgedehnt hat, ist positiv. Auch, dass wir nun auf den großen Kursen fahren. Ende August werden wir in Misano ein Nachtrennen haben, auf das ich mich wahnsinnig freue. Da am Teutonengrill in Italien gibt es so viele DTM-verrückte, das wird eine super Sache. Grundsätzlich empfehle ich aber, dass wir jetzt nicht alles an der DTM verändern.
Der TV-Partner hat sich geändert. Nach rückläufigen Zuschauerzahlen ist die ARD ausgestiegen, Sat.1 hat zugeschlagen. Die Marke «ran» hat zuletzt vor allem mit Innovationen und bei den jungen Fans punkten können. Sie haben noch kein Social Media?
Ich habe Facebook! Social Media wird für uns natürlich wichtig. Es ist geplant, dass wir auch mal Facebook Live machen und Fans eben auch auf diesen Wegen erreichen. In dem Punkt sehe ich «ran» sehr gut aufgestellt.
Die letzte Frage soll eine Sportliche sein: Wie ist die Ausgangslage vor dem Start am Hockenheimring, wer ist Favorit?
Sehr schwer. Denken wir mal an das Finale vergangenes Jahr, wer da noch alles Meister werden konnte. Viele Autos sind neu, so viel wurde bisher nicht getestet, sodass ich mich kaum auf einen Favoriten festlegen kann. Es ist alles offen. Es würde mich nicht wundern, wenn ein Fahrer gewinnt, mit dem keiner rechnet. Philipp Eng von BMW, das hätte was.
Danke für das Gespräch.