Schon nach Woche zwei deutete bei der neuesten RTL-Dienstagsserie alles auf ein rasches Scheitern hin, doch dann rappelte sie sich überraschend auf - und macht es den Verantwortlichen nicht leicht.
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Dass sich RTL seit Beginn dieses Jahres dienstags mit eigenproduzierten Serien versucht, ist nicht zuletzt einer Erkenntnis geschuldet, an der das deutsche Privatfernsehen schlichtweg nicht mehr vorbei kam: Die Ära der zugkräftigen US-Serienhits ist endgültig vorbei. Als letzter Vertreter war im November «Bones» mit einer historisch schwachen Staffel zu Ende gegangen, danach musste sich die Knochenjägerin noch mühsam bis zum Start von «Sankt Maik» und «Beck is back!» über die Ziellinie retten, bevor die beiden ersten Vertreter der neuen seriellen Dienstagsoffensive dann zumindest für Mittelmaß garantieren konnten (siehe auch Infobox). In den vergangenen fünf Wochen sollte es dann
«Jenny - Echt gerecht!» in Doppelfolgen möglichst noch etwas besser machen als die Vorgänger, was Birte Hanusrichter und Co. allerdings von Beginn an so überhaupt nicht gelang. Doch als die Serie schon fast abgeschrieben war, konnte sie doch noch den einen oder anderen Punktsieg erringen.
Denn optimale Startbedingungen ermöglichten die Verantwortlichen von RTL ihrem neuen Schatz am 3. April nun nicht unbedingt: Ausgerechnet gegen ein fast zehn Millionen Zuschauer starkes Champions-League-Spiel des FC Bayern München musste er zum Auftakt ran, was schon mal - vorsichtig formuliert - eine Herausforderung darstellte: Schon die frühere Folge um 20:15 Uhr kam nicht über 1,89 Millionen Zuschauer und miese 5,9 Prozent Marktanteil hinaus, die spätere allerdings fiel dann sogar noch auf 1,77 Millionen und 5,3 Prozent zurück. Noch dramatischer schlug sich der Verlust bei den Zielgruppen-Marktanteilen nieder, denn während die frühere Episode mit 11,1 Prozent bei 1,09 Millionen mit etwas Wohlwollen noch als einigermaßen akzeptabel durchging, sackte die spätere auf fraglos schlechte 9,3 Prozent bei 1,02 Millionen ab.
Aber okay, die Bayern liefen nun mal bei der Konkurrenz, das würde sich in Woche zwei ohne einen solch übermächtigen Wettbewerber dann schon regeln. Tat es aber nicht, stattdessen fielen die Zuschauerzahlen in Woche zwei sogar auf 1,72 und 1,55 Millionen zurück und in der werberelevanten Zielgruppe unterlag man mit 10,1 sowie 8,4 Prozent sogar dem kleinen Schwestersender RTL II, der sich dank seiner «Hartz und herzlich»-Sozialdoku über einen überraschenden Zielgruppen-Primetime-Sieg freuen durfte. Als dann zwei Tage später «Jenny» auch noch am Donnerstag-Spätabend mit zwei Wiederholungen vollständig unterging, schien die Sache klar: Das wird nichts mehr. Doch gegen dieses Narrativ wusste man ausgerechnet gegen ein weiteres Bayern-Spiel anzukämpfen.
Am 17. April nämlich musste man sich ein weiteres Mal gegen den deutschen Rekordmeister zur Wehr setzen, der diesmal vor immerhin gut acht Millionen Zuschauern Bayer Leverkusen problemlos im DFB-Pokal abfertigte. Selbstredend waren hier keine großen Sprünge zu machen, doch dass man mit 11,2 sowie 9,5 Prozent der werberelevanten Zielgruppe bzw. 6,2 und 5,8 Prozent des Gesamtpublikums die bis dato am wenigsten schwachen Marktanteile verzeichnete, überraschte angesichts der Vorwoche dann doch positiv. Denn auch innerhalb der Sendergruppe wurde es der Serie nicht unbedingt leichter gemacht, wieder ging RTL II mit einer «Hartz und herzlich»-Episode an den Start, die auch erneut spektakuläre Werte verbuchte und damit neben dem DFB-Pokal-Livespiel den zweiten knackigen Kontrahenten des Abends stellte.
Doch nun musste auch mal ein wirklicher Erfolg ohne "ja, gegen die Konkurrenz ist fast schon Mittelmaß doch eigentlich irgendwie ganz okay"-Geschwurbel her, womit die Brücke zum letzten April-Dienstag geschlagen ist, wo die frühere Episode mit 13,2 Prozent bei 1,17 Millionen werberelevanten Konsumenten nicht nur die klar besten Werte der gesamten Staffel verzeichnete, sondern eben auch einen klar überdurchschnittlichen Marktanteil. Nach 21 Uhr ging es dann zwar wieder deutlich bergab, aber eben nur auf noch solide 11,2 Prozent bei 1,08 Millionen. Damit wurde alles in allem sogar der «Sing meinen Song»-Staffelstart niedergerungen, der sich mit 11,5 Prozent bei 1,06 Millionen jungen Fernsehenden begnügen musste, während «Armes Deutschland» mit 10,1 Prozent bei 0,93 Millionen den starken Abend für die großen Vertreter der RTL-Gruppe komplettierte. Doch nochmal kurz zurück zu «Jenny»: Mit 1,93 und 1,92 Millionen sowie maximal 6,6 Prozent wurden auch beim Gesamtpublikum neue Bestwerte erzielt - wenngleich diese eher als "Am-wenigsten-schlecht-Werte" zu titulieren sind.
Für das große Staffelfinale hielt der Fernsehgott dann noch einmal eine besonders große Herausforderung für die stets nach Gerechtigkeit strebende Anwältin bereit: Das Giganten-Duell Real Madrid gegen den FC Bayern in der Champions League, kaum mehr greifbare 13,12 Millionen Zuschauer stark. Dagegen waren die letzten beiden Folgen der Serie natürlich ganz kleine Lichter, erreichten allerdings mit 2,02 und 2,05 Millionen aufgrund der hohen Gesamtzahl an fernsehenden Menschen dennoch neue Top-Reichweiten. Auch die damit verbundenen 5,9 und 5,8 Prozent Gesamt-Marktanteil lagen zumindest noch im gewohnten Bereich, doch bei den 14- bis 49-Jährigen lief es hintenraus dann doch nochmal mit 8,6 und 7,8 Prozent schlecht wie nie zuvor.
Im Durchschnitt gelangten die fünf Doppelfolgen der ersten «Jenny - Echt gerecht!»-Staffel auf eine Zuschauerzahl von 1,85 Millionen, was beim Gesamtpublikum mit ohne Frage deutlich zu schlechten 5,9 Prozent Marktanteil einherging. In der werberelevanten Zielgruppe rettete sich das Format zwar angesichts von 10,1 Prozent bei 1,01 Millionen im Durchschnitt so gerade eben noch in die Zweistelligkeit, doch auch das ist letztendlich eigentlich zu wenig für die Ansprüche des Kölner Senders. Der übrigens liegt im laufenden Fernsehjahr im Mittel bei knapp neun Prozent des Gesamtpublikums respektive rund zwölf Prozent der 14- bis 49-Jährigen - und nimmt man diese Zahlen als Maßstab, gelang es nur einer einzigen von zehn Folgen, wenigstens in der Zielgruppe mal diesen Wert zu übertreffen.
Gleichwohl traf die Serie aber die Unbarmherzigkeit von König Fußball mit solch einer Wucht, dass diese Tatsache schlichtweg nicht komplett verschwiegen werden darf: Sechs von zehn Folgen mussten sich unmittelbar gegen ein Bayern-Profispiel bewähren. Zudem interessant: Sämtliche 20:15-Uhr-Episoden performten stärker als die jene um 21:15 Uhr ausgestrahlten zweiten Folgen des Abends - genauer gesagt kamen erstere fünf auf immerhin akzeptable 10,8 Prozent im Durchschnitt, während sich letztere fünf mit miesen 9,2 Prozent der Werberelevanten abfinden mussten. Dies könnte ein Argument dafür sein, es künftig vielleicht noch einmal mit Einzelfolgen zu versuchen, sofern man bei«Jenny» noch nicht den Stecker zu ziehen gedenkt.
Ab kommender Woche muss sich dann aber erst einmal die vierte frische Dienstagsserie behaupten: «Lifelines» wird ebenfalls in Doppelfolgen ausgestrahlt.