Die RTL-Morgensendung unter der Quotenlupe: Wir betrachten eine Sendung, die unter massiven Schwankungen leidet. Sprünge von fünf oder mehr Prozentpunkten sind an der Tagesordnung. Von echten High- und Lowlights…
Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass wir uns ausführlicher der Quotenentwicklung des RTL-Morgenprogramms gewidmet haben. «Guten Morgen Deutschland» hat in den vergangenen Monaten und Jahren mehrfach umgerüstet. Raus aus dem rein virtuellen News-Studio in ein reales Set und wieder zurück in einen Mix aus virtueller Welt und echter Umgebung. Mit Florian Ambrosius und Jan Hahn sind zudem neue Morgen-Moderatoren zum Sender gekommen, Bernd Fuchs hingegen hat die Sendung verlassen. Und seit Anfang des Jahres kommt das zweieinhalbstündige RTL-Morgenprogramm auch hinter den Kulissen mit einer neuen Leitung aus. Uwe Fohrmann, der seit 2013 das Sagen hatte, übergab den Staffelstab an Juliane Eßling.
Ohne diese Personalie nun direkt überbewerten zu wollen. Viel falsch gemacht hat sie nicht. Mitte 2018 steht die Morgensendung von RTL so gut da wie lange nicht mehr. Zwar unterliegt man in aller Regel noch immer der großen Konkurrenz des «Sat.1 Frühstücksfernsehens», aber man kommt dem Vorbild näher. Zum Vergleich: 2017 holte «Guten Morgen Deutschland» zwischen Februar und Anfang Mai im Schnitt 11,7 Prozent Marktanteil bei den klassisch Umworbenen, rund 380.000 Menschen standen mit den RTL-Moderatoren auf.
Ein Jahr später blieb die durchschnittliche Reichweite der Produktion von infoNetwork mit 0,35 Millionen fast stabil, auch in der Zielgruppe änderte sich angesichts von nun 11,4 Prozent nicht viel. Was RTL aber gefallen dürfte: Vor allem zuletzt punktete die Sendung. In der zurückliegenden Woche kam das Morgenformat am Mittwoch auf gute 15,1 Prozent Marktanteil bei den klassisch Umworbenen, am Donnerstag wurden schöne 15,5 Prozent gemessen – an diesem Tag zeigte man morgens sogar Sat.1 die Rücklichter:
Werte in dieser Größenordnung sind aber nicht üblich. Auch wenn der April-Schnitt mit rund 12,3 Prozent leicht oberhalb der Sendungsnorm liegt, gab es im vierten Monat des Jahres auch Sendungen, die deutlich im einstelligen Bereich verblieben. Beispiels holte direkt die erste Sendung nach Ostern nur 9,3 Prozent bei den klassisch Umworbenen, am 6. April ging es sogar auf 8,9 Prozent nach unten. Einen Freitag später musste sich die RTL-Morgencrew mit schwachen 7,1 Prozent begnügen – und somit mit dem schwächsten Marktanteil im Betrachtungszeitraum. Insgesamt schauten an diesem Morgen rund 300.000 Menschen im Schnitt zu. Am 18. April wurde der bisherige Rekord von 18,4 Prozent bei den klassisch Umworbenen generiert.
Ähnliche Schwankungen waren auch im März erkennbar. Im Oster-Monat lief es am 26. März, in vielen Teilen Deutschlands der erste Osterferientag, am Besten: Zwischen sechs un 8.30 Uhr wurden hier bei den Werberelevanten 14,2 Prozent ermittelt. Mit zwischen elf und 12,4 Prozent ging es in der Karwoche weiter. Das Tief im März wurde derweil erneut an einem Freitag gemessen, am zweiten Freitag des Monats mit genau siebeneinhalb Prozent bei den Umworbenen. Dass Freitage nicht generell ein Problem sind, zeigte derweil der 2. März 2018, als am letzten klassischen Werktag der Woche die Quote bei 12,4 Prozent lag.
Geht man noch einen Monat zurück, findet man sogar die zweitbeste Zielgruppen-Quote der Sendung im betrachteten Zeitraum: Gleich am 1. Februar freute sich RTL am Morgen über schöne 16,1 Prozent bei den Umworbenen, knapp über 400.000 Leute schalteten im Schnitt ein. Mit 15 Prozent war auch die erste Freitags-Sendung im Februar ein voller Erfolg für die Kölner. In der zweiten Februar-Woche folgte Ernüchterung, da gleich drei der fünf gezeigten Ausgaben weniger als zehn Prozent erreichten, 9,2 Prozent am Donnerstag waren der Tiefpunkt der Woche. Die darauffolgenden Tage liefen eher unspektakulär, am 19. Februar, einem Montag, generierte die Sendung mit 14,4 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen (Reichweite gesamt schöne 0,41 Millionen) noch einmal ein beachtliches Ergebnis.
Generell auffallend: Die Werte schwanken sehr heftig: Zwischen dem Negativ-Rekord, der im Bereich der rund sieben Prozent lag und dem Bestwert mit etwas mehr als 18 Prozent liegen wahrlich Welten. Freilich: Der Februar-Wert beruht sicherlich ein Stück weit auf dem damals noch laufenden Dschungel-Camp: Doch die Event-Show kann nicht als alleinige Erklärung für die Achterbahnfahrt der Quoten herhalten. Besonders auffällig wird dies Mitte April: Wie beschrieben lief es am Mittwoch, den 18. April mit klar über 18 Prozent besonders gut für die Morgenshow, doch nur einen Tag zuvor war von einem Boom noch nichts zu spüren: Die Sendung vom 17. April war bei 10,3 Prozent gelandet.
Ähnliche Sprünge waren auch schon im März und Februar erkennbar. Von dem her fällt es auch schwer von einem generellen Trend innerhalb der Sendung zu sprechen. Mit einem einprozentigen Plus im April gegenüber dem Februar aber ist eine richtige Richtung zu erkennen, wenngleich viel Gewonnenes von hier auf da auch schnell wieder zerronnen sein kann.