Zwei sehr unterschiedliche Anwältinnen fechten den Kampf um eine eingebildete Adelsfamilie und deren unverhofften Verwandten, einen Öko-Bauern, aus. Der Stoff darf gerne in Serie gehen.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Maria Happel als Paula Dennstein
Martina Ebm als Therese Schwarz
Robert Finster als Fritz Lanner
Johannes Krisch als Felix Dennstein
Krista Stadler als Alexandra Dennstein
Enzo Gaier als Ferdinand Dennstein
Maddalena Noemi Hirschal als Laura Lanner
Hinter der Kamera:
Produktion: Film 27 Multimedia
Drehbuch: Konstanze Breitebner
Regie: Michael Rowitz
Kamera: Andrés Marder
Produzent: Wolfgang RestDer Schock kommt wie so oft bei der Testamentseröffnung: Der kürzlich verstorbene Patriarch der Familie Dennstein hat nicht nur seinen einzigen Sohn Felix (Johannes Krisch) und seinen geliebten Enkel Ferdinand (Enzo Gaier) in seinem letzten Willen bedacht, sondern auch Fritz Länger (Robert Finster), einen örtlichen Biobauern, bei dem es sich zur allgemeinen Überraschung um das uneheliche Kind des verstorbenen Grafen handelt.
Die erste Strategie der Dennsteins ist vor dem Hintergrund ihrer ignoranten Hochnäsigkeit eindeutig: Sie beschließen, den vermeintlich intellektuell minderbemittelten Fritz zu übertölpeln. Gut, dass Felix‘ Gattin Paula (Maria Happel) Rechtsanwältin ist und so die Akten gleich selbst aufsetzen kann. Im schicken Kostüm und viel zu hohen Hacken kämpft sie sich zu Fritz‘ Hof vor, nur um zu erkennen, dass der zumindest klug genug war, sich selbst einen Rechtsbeistand zu suchen: in Form von Therese Schwarz (Maria Ebm).
Fritz und Therese verbindet eine alte Liebesgeschichte. Und obwohl sich im Laufe dieses Films zahlreiche Gelegenheiten bieten würden, sich wieder romantisch aneinander anzunähern, bleibt es doch dabei, dass dieses Kapitel abgeschlossen ist und die Beiden nun ein enges, aber eben freundschaftliches Verhältnis zueinander haben. Den äußeren Rahmen dafür schafft Fritz‘ Ehe mit Laura (Maddalena Noemi Hirschal), die gerade hochschwanger mit ihrem ersten Kind ist.
Schon hier geht «Dennstein & Schwarz» den dramaturgisch komplizierteren und erzählerisch bei melodramatisch unterfütterten Komödien ungewöhnlicheren Weg, auf eine kitschgetriebene, offensichtliche Romanze zu verzichten. Das ist sehr angenehm, denn es eröffnet den Blick über das Einfache und Klischeehafte hinaus – ein Blick, den dieser Film zu nutzen weiß. Denn auch wenn er sein Figurenpersonal aus komödiantischen Gründen sehr überspitzt, bleibt die Grenze ins Karikatur- und damit Farcehafte doch durchwegs unüberschritten:
Die Dennstein’sche Adelsfamilie ist dekadent bis ins blaue Blut und zersetzt von den üblichen Eigenschaften und Charakterzügen, die extrem wohlhabenden traditionsreichen steirischen Familien zugeschrieben werden: Die emotionale Eiseskälte ist gepaart mit einer abgrundtiefen Geringschätzung für Parvenus, und ihr immenser Reichtum steht in einem gewissen Missverhältnis zu ihrer Raffgier und Prinzipienreiterei, wegen derer sie Fritz, der eine respektable Finanzspritze als eher von Idealismus denn rabiater Gewinnmaximierung getriebener Biobauer gut gebrauchen könnte, daran demonstrativ nicht teilhaben lassen: Weil er eben „nicht dazugehört“. Und dieses „dazu gehören“ ist keine Phrase, sondern ein bestimmendes Merkmal der persönlichen Identität, weil es den angestammten Status von dem des niederen Emporkömmlings trennt.
[Diesen sozial klugen Blick versteht dieser Film angenehm subtil und trotzdem unübersehbar in sein thematisches Geflecht zu verweben, und dabei noch witzig und trotz des etwas angestaubten Milieus modern zu erzählen: Für letzteres sind Fritz und seine Anwältin Schwarz zuständig, die sich zunehmend an ihre Kollegin und Gegnerin, Paula Dennstein, annähert: Beide Frauen verstehen ihr Geschäft, bluffen und verhandeln die Gegenseite in die Irre, sind aber trotzdem durchdrungen von einer gewissen berufsethischen Grundüberzeugung, einem Ethos, den sie nicht verletzen wollen. Am Schluss, nachdem beide Frauen reicher an Selbsterkenntnis geworden sind, steht einer Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Kanzlei nichts im Wege – was wiederum den Weg in eine Fortsetzung eröffnen würde. Diesem gut geschriebenen und charmant gespielten Film wäre es zu wünschen.
Das Erste zeigt «Dennstein & Schwarz» am Freitag, den 25. Mai um 20.15 Uhr.