Was wohl als nette Culture-Clash-Komödie gedacht war, wurde unfreiwillig zum erschreckenden Traktat über deutschen Alltagsrassismus.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Axel Milberg als Gerald Bundschuh
Andrea Sawatzki als Gundula Bundschuh
Ludie Diekumpovisa als Candy
Oskar Bökelmann als Rolfi
Stephan Grossmann als Hadi
Eva Löbau als Rose Schultze
Nick Monu als Reginald
Hinter der Kamera:
Produktion: Ziegler Film GmbH
Drehbuch: Alexander Dydyna
Regie: Thomas Nennstiel
Kamera: Till Müller
Produzentinnen: Gabriele Lohnert und Regina ZieglerAuf der Beisetzung seines Großvaters verkündet der in den USA lebende und eigens dafür angereiste Enkel Rolfi Bundschuh (Oskar Bökelmann) der versammelten Familie, dass er heiraten will. Eine Amerikanerin. Bald. Sehr bald. In genau drei Tagen. Seine überrumpelten Eltern Gundula (Andrea Sawatzki) und Gerald (Axel Milberg) schwanken in ihrer Reaktion zwischen ehrlicher Freude und der unguten Ahnung, welche Anstrengungen ihnen da von jetzt auf gleich bevorstehen. Nicht nur müssen Gundulas hypochondrischer Bruder Hadi (Stephan Großmann) und seine ebenso nervtötende schwäbelnde Frau Rose (Eva Löbau) weiterhin beherbergt werden, sondern auch Rolfis Zukünftige Candy (Ludie Diekumpovisa) – ein Name, der nichts Gutes ahnen lässt – und ihre Familie, deren Ausmaß Gerald mit seinem schlechten Englisch aufgrund eines Missverständnisses am Telefon völlig überschätzt.
Schließlich treffen neben Candy nur deren Vater Reginald (Nick Monu) und dessen Frau/Partnerin (das bleibt weitgehend offen) Consuela (Tatjana Saphir) ein. Die große Überraschung besteht für die sehr deutsche Familie nun darin, dass es sich bei Candy und ihrem Vater um Afroamerikaner handelt – und Candy noch dazu im siebten Monat schwanger ist.
Den Rest der Narrative soll allerhand Klamauk lösen, doch das ist weitgehend nebensächlich. Vielmehr verdeutlicht dieser Film – wenn vielleicht auch nicht so intendiert – anhand der Familie Bundschuh, was wir als Gesellschaft noch vor uns haben. Denn dass es sich bei der Schwiegerfamilie-in-spe um Afroamerikaner handelt, ist nicht so sehr der Ausganspunkt für eine betont muntere Culture-Clash-Komödie, sondern dient eher als Katalysator, um innerhalb der Familie Bundschuh Konflikte zu schaffen, die dann ein wenig komödiantisch unterfüttert werden soll: Die eine Oma benutzt freimütig das Wort Neger, bis Tochter Gundula sie dafür zurechtweist (wofür sie sich dann bizarrerweise noch entschuldigt), während die andere Oma den schwarzen Mann hauptsächlich als Objekt einer mystischen Erotik wahrnimmt. Schwäbin Rose, deren Ehe gerade von einer immensen sexuellen Frustration gekennzeichnet zu sein scheint, kann ebenfalls nicht an sich halten, ständig die „schöne (schwarze) Haut“ zu bewundern. Ach wie nett, der Onkel Tom.
Das Problem liegt zudem in der Präsentation dieser Umstände, die «Ihr seid natürlich eingeladen» eher als fröhliche Lebensrealität vorstellt denn als Ausflüsse von Alltagsrassismus, die dringend zu überwinden wären.
Doch nicht nur in diesem Punkt ist die Figurenführung dieses Drehbuchs unnötig stereotyp: Die Schwäbin ist ein bisschen hinterwäldlerisch und altmodisch religiös, kann sich aber dem massiven erotischen Potential eines schwarzen Mannes nicht entziehen, während ihr Mann nicht nur wegen seiner hypochondrischen Selbstbesessenheit einen tatterig-trotteligen Eindruck macht. Während den deutschen Figuren – und dem netten Türken von nebenan – zuerkannt wird, eine Reihe diffuser Probleme zu beackern, interessiert an den Schwarzen nicht sonderlich viel mehr, als dass sie auf die Familie Bundschuh eine starke sexuelle Anziehungskraft ausüben. Literaturempfehlung am Rande: Edward Said, „Orientalism“.
Das ZDF zeigt «Ihr seid natürlich eingeladen» am Montag, den 28. Mai um 20.15 Uhr.