Über den Dächern Münchens hat der Streaming-Dienst DAZN seine Pläne für die europäischen Wettbewerbe dargelegt. In vielen Punkten bleibt man seinem bisherigen Konzept treu. Was dennoch überraschend war und welche Rechte eventuell "verschmerzbar" wären...
Es war eine Rückkehr in bekannte Räume. 22 Monate nach dem Launch-Event des Streaming-Anbieters DAZN über den Dächern von München hat die Crew erneut in die Münchner Seidlstraße eingeladen. Der Grund: Kein geringerer als der wohl wichtigste Rechteerwerb in der jungen Geschichte von DAZN: Ab kommenden Spätsommer wird man Live-Rechte an der UEFA Champions- und Europa League halten. Kay Dammholz, Managing Director Rights & Distribution, zeigte sich bei der Präsentation durchaus zufrieden. In Sachen Champions League ist DAZN Sublizenznehmer von Sky, wird pro Spielzeit etwas mehr als 100 Einzelspiele übertragen. In der Regel zeigt man alle internationalen Einzelspiele und das zweitbeste Deutsche, Ausnahmen davon sind drei Gruppenspieltage und die Hinspiele in Achtel - und Viertelfinale. Mit der Vereinbarung, die mit Sky getroffen wurde - und die zuletzt aufgrund ihrer Komplexität für manches Fragezeichen sorgte, zeigte sich DAZN sehr zufrieden.
Der Streaming-Dienst betonte, dass die DAZN-Community besonderen Wert auch auf europäischen Fußball lege und dieser künftig beim Streaming-Dienst bestens bedient werde. Als Executive Producer für die inhaltliche Gestaltung beider Wettbewerbe ist Florian Gogel verantwortlich. Gogel kommt von FC Bayern.TV, arbeitete zuvor bis 2016 für Servus TV für die oft gelobten «Servus Hockey Night»-Sendungen. Gogel stellte klar, dass DAZN seinem Grundgedanken auch in den beiden UEFA-Wettbewerben treu bleiben wolle. Vor allem der Sport und nicht die Köpfe, die ihn präsentieren, würden weiterhin im Fokus stehen. Dennoch wird man durch den Erwerb auch gewohntes Terrain verlassen. Präsentierte DAZN seine internationalen Ligen bis dato vor allem aus der Redaktionszentrale in München, will der Dienst an jedem Champions-League-Tag mindestens ein Spiel der Königsklasse direkt aus dem Stadion moderieren und kommentieren.
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Das On-Air-Team von DAZN. "Wir setzen ganz bewusst auf die Leute, mit denen wir bisher schon gearbeitet haben und wollen nicht bei anderen Sendern wildern", erklärte DAZNs UCL und UEL-Produzent Florian Gogel am Montag in München.
Kommentator, Moderator und Reporter sollen sich dann die Bälle bei den Rahmenberichten zuwerfen. Gogel betonte auf eine klassische Moderations-Position mit Tisch verzichten zu wollen und stattdessen “überall im Stadion” unterwegs zu sein. Personell wird sich beim Dienst wenig ändern. “Wir setzen ganz bewusst auf die Leute, mit denen wir bisher schon gearbeitet haben und wollen nicht bei anderen Sendern wildern”, betont Gogel. Stellvertretend für die Crew nannte DAZN bei der Präsentation für den Spielkommentar die Reporter Marco Hagemann, Jan Platte, Uli Hebel und den vor allem von Darts bekannten Elmar Paulke. Sie werden von Reportern wie Alex Schlüter, Daniel Herzog und Weiteren unterstützt. Zur Expertenriege, der auch weiterhin Benny Lauth, Jonas Hummels und Ralph Gunesch angehört, kommt mit Ex-Nationalspieler und 2014er Weltmeister Per Mertesacker ein neues Gesicht hinzu. Mertesacker spielte bis vor Kurzem noch aktiv bei Arsenal in London.
„Als es zu den Gesprächen mit DAZN kam, hatte ich sofort ein gutes Gefühl. Es ist mir neben den Inhalten auch wichtig, mit den Menschen hinter dem Konzept gut klar zu kommen. Ich bin gespannt, wie es uns zusammen nun gelingt, die neuen Aufgaben bei DAZN umzusetzen. Es wird anders werden als gewohnt”, teilte der Ex-Kicker via Pressemitteilung mit. DAZN wolle auf einen kurzen und knackigen Vorlauf setzen und bietet den Fans darüber hinaus eine freie Auswahl an diversen Features an. “Bau dir deinen eigenen Vorlauf”, nannte es Gogel und sah auch darin ein Unterscheidungsmerkmal zum klassischen TV. Gogel unterstrich zudem, den Blick immer auch auf internationalen Top-Begegnungen haben zu wollen. Durchaus möglich, dass man seine Crew mal nach Barcelona schicke, wenn dort in der Vorrunde Juventus zu Gast ist.
Und man wolle die Europa League aufwerten. “Wir machen daraus einen schönen Schwan”, erklärte Kay Dammholz. An der Europa League, in der kommende Saison Frankfurt, Leverkusen und Leipzig aus deutscher Sicht starten, hält DAZN größtenteils Exklusiv-Rechte. Das beste Spiel des Spieltags teilt man sich mit Nitro. Bei ausgewählten Spielen werde man auch hier direkt aus dem Stadion senden. In der Vorrunde wolle man alle Spiele (je zwölf pro Anstoßzeit, 18.55 und 21 Uhr) als Einzelfeed anbieten, dabei immer etwa die Hälfte auch mit deutschem Kommentar. Nur bei der Europa League bietet DAZN zudem eine Konferenz an, in der die Tore aller Partien vorkommen sollen. Genauer ins Detail wollte Gogel knapp vier Monate vor dem ersten Anstoß in dem Wettbewerb aber noch nicht gehen.
Im Gespräch mit Quotenmeter.de trat Dammholz zudem Gerüchten entgegen, wonach DAZN angesichts der teuren Rechtekosten nun seinen Preis anheben würde. Es bleibe bei 9,99 Euro im Monat und einer monatlichen Kündigungsfrist, bestätigte der Manager. Zudem sei ein Angebot für Gaststätten in Arbeit. Details hierzu sollen in den kommenden Wochen folgen.
Aktuell bietet DAZN schon die vier großen internationalen Fußballligen, also die aus England, Spanien, Italien und Frankreich komplett an. Dammholz unterstrich gegenüber Quotenmeter.de die Wichtigkeit der Premier League. Während Sky Sports im Vereinigten Königreich kürzlich seinen Vertrag bis 2022 verlängern könnte, strebt DAZN hierzulande eine weitere Zusammenarbeit an. Aktuell läuft der Vertrag noch für die kommende Spielzeit. “Die Premier League gehört zu unserer DNA”, betonte Dammholz, der sich auch froh zeigte, mit La Liga kürzlich schon spanischen Liga-Fußball verlängert zu haben. Er musste aber auch zugeben, dass die Zukunft der Serie A aus Italien und der Ligue 1 aus Frankreich ungewiss ist. “Wir wollen dafür einen realistischen Preis zahlen”, erklärte er. Ob man sich letztlich einigen werde, ist nach aktuellem Stand unklar. Sollte das nicht der Fall sein, wäre ein Verlust einer oder beider Ligen “zu verschmerzen.”