10 Serien, die nicht aufgrund schwacher Quoten beendet wurden

Zum Glück sind Fälle wie «Roseanne» eine Ausnahme: Meistens werden Serien nach eifriger Überlegung zu Ende erzählt oder aber wegen schwacher Quoten abgesetzt. Doch es gibt auch einige Serien, die aus anderen Gründen ihr Ende gefunden haben ...

«Blossom»


Der Fall «Roseanne»

Aufgrund der starken Einschaltquoten der ersten neuen «Roseanne»-Episode verlängerte ABC das Sitcom-Revival bereits vor Monaten. Da Hauptdarstellerin und Produzentin Roseanne Barr jedoch parallel zum Start der Vorproduktion der neuen Folgen via Twitter rassistische Kommentare twitterte, zog der Sender kurzfristig den Stecker (mehr dazu). Zudem gab der Disney Channel bekannt, die Serie entgegen früherer Ankündigungen nicht in Deutschland ausstrahlen zu wollen.
Einige Jahre, bevor sie zu Dr. Amy Farrah Fowler wurde, eroberte Mayim Bialik die Mattscheiben bereits als Blossom Russo – eine hippe Teenagerin mit blühender Fantasie. Die von Don Reo erdachte, 1990 gestartete Sitcom bescherte NBC gute Reichweiten – das Format war zwar kein alles überragende Massenphänomen, hielt sich aber in Staffel eins bis vier stabil im guten Korridor von elf bis 12,6 Millionen Interessenten. Staffel fünf ließ zwar nach und kratzte noch an der Zehn-Millionen-Zuschauer-Marke, trotzdem wären die Quoten wahrlich kein Grund für eine Absetzung gewesen. Jedoch erhöhten die Serienmacher in der fünften Staffel die Schlagzahl an ernsten Episoden, die schwere Themen anpackten, was zu erboster Zuschauerpost führte. Die Verantwortlichen wollten allerdings nicht zurückrudern – und so wurde wegen kreativer Differenzen bezüglich dessen, wo die Serie hinwachsen sollte, kurzerhand der Stecker gezogen.

«Salute Your Shorts»


Diese obskure Nickelodeon-Realserie feierte 1991 ihre Premiere und brachte es trotz überaus starker Einschaltquoten bloß auf zwei Staffeln. Im Gegensatz zu diversen anderer Nickelodeon-Serien, die entgegen einer guten Quotenbilanz frühzeitig eingestellt wurden, war hier auch nicht etwa der freche Humor an der Absetzung schuld. Stattdessen wurde die Comedyserie über Eskapaden in einem beliebten Sommercamp aus logistischen Gründen beendet: Nickelodeon wollte die Produktion von Los Angeles, Kalifornien nach Orlando, Florida umsiedeln, wo der Sender ein neues Studio eröffnete. Der Großteil des Ensembles wollte jedoch nicht an die andere US-Küste ziehen. Also wurde ein Ende der Serie beschlossen.

«Ren und Stimpy»


Die wilde Animationsserie «Ren und Stimpy» war selbst für den auch frecherem Humor offen eingestellten Sender Nickelodeon ein großes Wagnis: John Kricfalusis Parade an Slapstick, Anzüglichkeiten, Cartoongewalt und Zynismus stach aus dem restlichen Trickserienangebot ihrer Zeit heraus und sorgte ebenso sehr für viele Imitatoren (unter anderem ist Disneys «Shnookums & Meat» der Einfluss deutlich anzumerken) wie für erboste Beschwerdebriefe besorgter Eltern. Die Serie hielt sich bis 1991 bis 1995 auf Sendung, aber die Serienmacher, die nach immer neuen Tabus gesucht haben, die gebrochen werden können, gerieten schlussendlich zu oft in Zwists mit der Senderleitung. Trotz toller Quoten war im Dezember 1995 nach 52 Episoden Schluss.

«Rockos modernes Leben»


Dasselbe Spiel, nur mit weniger Cartoongewalt und noch mehr gezielten Provokationen: Die anarchische Trickserie «Rockos modernes Leben» über das Wallaby-Kängurumännchen namens Rocko, sein Hund Spunky sowie seine besten Freunde, den Stier Heffer und die hypochondrische Schildkröte Filburt, startete 1993 bei Nickelodeon. Als eine Art Vorbote von «SpongeBob Schwammkopf» mischte die Serie Absurdität mit Seitenhieben aufs moderne Leben und derben Gags. Hinter den Kulissen kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen dem Sender und Serienschöpfer Joe Murray, woraufhin dieser immer häufiger Elemente in die Serie eingestreut hat, um den Sender zu verärgern. Nach 52 Folgen hatte Nickelodeon genug.

«Hör mal, wer da hämmert»


1991 gestartet, machte die Touchstone-Television-Sitcom «Hör mal, wer da hämmert» ihren Hauptdarsteller Tim Allen flugs zu einem US-Megastar – und die Serie wusste, auch langfristig einen starken Stand im Fernsehgeschäft zu bewahren. Die siebte Staffel stand 1997/98 noch immer auf dem zehnten Rang der meistgesehenen US-Sendungen. Und dennoch nahm sie eine Staffel später ein Ende. Dabei wartete dort kein Quoteneinbruch – auch Season acht hielt sich in den Top Ten. Der ausstrahlende Sender ABC bot angeblich Patricia Richardson 25 Millionen Dollar für eine neunte Staffel und ihrem Serien-Ehegatten Tim Allen sogar die doppelte Summe. Beide lehnten jedoch ab: Da während der Finalstaffel Teenie-Schwarm Jonathan Taylor Thomas überraschend aus der Serie ausgestiegen ist, um sich seiner Bildung zu widmen, und so die Serienkonstellation veränderte, war man sich einig, dies als Zeichen anzusehen, «Hör mal, wer da hämmert» in Runde acht zu beenden. Nun, rund 20 Jahre später wird jedoch über ein Revival spekuliert.

«Shane»


Ein Kuriosum im Fernsehgeschäft des 21. Jahrhunderts: Die ITV-Sitcom «Shane» kam 2004 zwar behäbig aus dem Startblock, dennoch gab der Sender dem Frank-Skinner-Vehikel grünes Licht für eine zweite Season. Nachdem diese gedreht und fertig geschnitten wurde, kam es allerdings zu "vertraglichen Zwistigkeiten" zwischen Skinner und ITV. In Folge dessen packte der britische Sender die zweite Staffel der Sitcom über einen eigenwilligen Taxifahrer und seine genervte Familie tief in ihrem Archiv, wo sie seither Staub sammelt.

«Teen Titans»


Von 2003 bis 2006 erzählte diese Trickserie in 65 Episoden von den kuriosen und humorvollen Abenteuern junger Superhelden und Sidekicks. Die quirlige Serie erfreute sich großer Beliebtheit – doch als die Serienmacher Cartoon Network ihre Ideen für eine sechste Staffel vorgeschlagen haben, stießen sie auf verschlossene Türen: Das Konzept für die nächste Season war dem Kanal nicht attraktiv genug. Weshalb die Serienmacher keine Möglichkeit bekommen haben, eine andere Storyline zu spinnen, bleibt ein Rätsel. 2013 startete mit «Teen Titans Go!» eine Art Reboot, das dieses Jahr auch einen Kinoableger mit Nicolas Cage erhält.

«Luck»


Einer der heikelsten Fälle in der Geschichte von HBO: Der Bezahlsender orderte im Dezember 2011, im Zuge der Erstausstrahlung der Serienpremiere, prompt eine zehnteilige, zweite Staffel der Dramaserie «Luck». Das von «Deadwood»-Macher David Milch erdachte Format über das kostspielige Gewerbe des Pferderennens geriet im Frühjahr 2012 jedoch in die Negativschlagzeilen. Während Dreharbeiten verloren drei Pferde ihr Leben, weitere seien verletzt worden. HBO reagierte auf die Vorfälle, indem der Sender die Notbremse zog und das Dustin-Hoffman-Vehikel «Luck» einstellte. Medienberichten zufolge setzte HBO damit 35 Millionen Dollar in den Sand.

«My Name is Earl»


Die dramatisch angehauchte Comedyserie «My Name is Earl» mit Jason Lee, Jaime Pressly und Ethan Suplee lief von 2005 bis 2009 bei NBC und genoss sehr positives Kritikerfeedback. Zwar sanken die Einschaltquoten von Season zu Season, trotzdem hätten 2009 nur wenige Fernsehfreunde damit gerechnet, dass der Serie ein Ende droht. Dafür waren die Werte eigentlich noch zu gut. Als plötzlich dennoch die Absetzung ausgesprochen wurde, sprach die Produktionsfirma 20th Century Fox Television von "wirtschaftlichen Hürden", die sich ihr in den Weg gestellt hätten. Der Sender TBS kam auf Fox zu und bot an, eine fünfte Staffel zu ordern, jedoch konnte man sich vertraglich nicht einigen.

«Clone High»


Diese ironische MTV-Trickserie vereinte die Kräfte von «Scrubs»-Schöpfer Bill Lawrence und den «The LEGO Movie»-Regisseuren Phil Lord und Chris Miller. Die surreale, satirische Trickserie brachte es trotz positiver Kritiken und passabler Einschaltquoten nur auf 13 Episoden, die von Ende 2002 bis April 2003 gezeigt wurden. Der Grund dafür: Eine Gandhi-Karikatur aus der Serie sorgte für politische Proteste in Indien. MTV wurde die Lage zu heikel und gab «Clone High» daher kein grünes Licht für weitere Folgen.
05.06.2018 12:45 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/101426