Comcast: Ein Wirtschaftsporträt in drei Akten

Ein erfolgreicher US-Sender, ein Filmstudio, das Disney Konkurrenz macht, und ein Kabelbetreiber, der wenig beliebt ist.

Universal Pictures: Disneys ärgster Filmkonkurrent


Die weltweit erfolgreichsten Universal-Filme

  1. «Jurassic World» (1,67 Milliarden Dollar)
  2. «Fast & Furious 7» (1,52 Milliarden Dollar)
  3. «Fast & Furious 8» (1,24 Milliarden Dollar)
  4. «Minions» (1,16 Milliarden Dollar)
  5. «Ich – Einfach unverbesserlich 3» (1,03 Milliarden Dollar)
  6. «Jurassic Park» (1,03 Milliarden Dollar)
  7. «Ich – Einfach unverbesserlich 2» (970,8 Millionen Dollar)
  8. «Pets» (875,5 Millionen Dollar)
  9. «E.T. – Der Außerirdische» (792,9 Millionen Dollar)
  10. «Fast & Furious 6» (788,7 Millionen Dollar)
Stand: 9. Juni 2018
Das Kinogeschäft wird derzeit von der Walt Disney Company beherrscht: Mit Marvel, «Star Wars», Pixar und den unter dem eigenen Flaggschiffnamen laufenden Produktionen hat Disney vier publikumsträchtige Marken unter einem Dach, was sich auch in den Kinoeinnahmen des Unterhaltungsgiganten widerspiegelt. Mehrmals brach Disney in den vergangenen Jahren Industrierekorde für die höchsten Einnahmen innerhalb eines Jahres. Aber ein Studio hält dem Konkurrenzkampf mit der Maus am besten stand – und weiß sogar, sie gelegentlich zu überholen. 2015 war Universal Pictures der große Gewinner des Jahres und ließ Disney weltweit Staub schlucken.

Darüber hinaus ist Universal mit aktuell sechs Filmen oberhalb der Milliarden-Dollar-Grenze das Studio, das in diesem erlesenen Club der Megaerfolge am zweithäufigsten vertreten ist. Mit 17 Filmen ist Disney zwar der weit abgeschlagene Sieger, dennoch hat sich Universal mit seinem zweiten Rang sozusagen 'Prahlrechte' erarbeitet – denn dem 1912 gegründeten Studio ist es beispielsweise gelungen, aus der «Fast & Furious»-Reihe, der zwischenzeitlich ein Schicksal als Direct-to-DVD-Saga drohte, ein Milliarden-Dollar-Franchise zu formen, während Warner Bros. zuletzt diese Marke mit vermeintlich sicheren Überblockbustern wie «Batman v. Superman – Dawn of Justice» und «Justice League» verfehlt hat.

Was Universal zudem im jetzigen Duell mit Disney voraus hat: Das seit 2013 von Chairman Donna Langley geleitete Studio geht sparsamer vor. Während Disney seit Jahren mit Budgets jenseits der 200-Millionen-Dollar-Hürde um sich schlägt, blieben aufwändige Universal-Filme wie «Fast & Furious 7», «Jurassic World», «Jurassic World – Das gefallene Königreich» und sämtliche Filme aus dem Hause Illumination Entertainment unter dieser Grenze. Nur «Fast & Furious 8» schlag mit einem Budget von 250 Millionen Dollar nach oben aus – gemeinhin zockt Universal hingegen mit geringeren Einsätzen, wodurch die Hits des ältesten noch bestehenden 'Big Six'-Studios an den Kinokassen oft eine Spur profitabler ausfallen als Disneys große Wetten.

Am stärksten führen dies die Filme der Universal-Trickschmiede Illumination Entertainment vor, die sich dank der «Ich – Einfach unverbesserlich»-Reihe und der beliebten Minions zu einem scharfen Konkurrenten für Pixar entwickelt haben. Den cartoonigen Komödien von Illumination mag die Kritikerachtung Pixars fehlen, und technische Revolutionen haben sie im Gegensatz zu Pixar auch nicht ausgelöst. Aber mit Budgets im zweistelligen Millionenbereich schaffen sie es für einen Bruchteil typischer Disney/Pixar-Kosten, den beiden Platzhirschen an den Kinokassen immensen Druck zu machen.

Diese Mentalität spiegelt sich auch bei Universals Geschäftspartner Blumhouse Productions wider: Das Studio, das seit 2014 einen zehnjährigen First-Look-Deal mit Universal hat, hat es sich zum Markenzeichen gemacht, im Jahr auf zahlreiche kostengünstige Produktionen zu setzen, bei denen die Regie so lange freies Geleit erhält, so lange sie den Film pünktlich und im abgemachten finanziellen Rahmen abliefert. Da ist manchmal Schund dabei und manchmal entstehen Phänomene wie «Get Out». Durch den kleinen finanziellen Einsatz tragen die Filme, die ausbrechen (wie etwa die «The Purge»-Reihe), doppelt und dreifach die kleinen Flops, die ja sowieso nicht so teuer waren und sich daher eh verschmerzen ließen.

2019 setzt Disney gegen Disneys «Star Wars»- und Marvel-Macht unter anderem «Detective Pikachu», eine Fortsetzung von «Pets», einen «Fast & Furious»-Ableger mit Jason Statham und Dwayne Johnson sowie die Musicaladaption «Wicked» entgegen. Kann dem Studio ein zweiter Überraschungssieg wie im Jahr 2015 gelingen?

NBC: Im Moment der Marktführer unter den US-Sendern


Die meistgesehenen NBC-Sendungen 2016/17 bei den 18- bis 49-Jährigen

  1. «NFL Sunday Night Football»
  2. «NFL Thursday Night Football»
  3. «This Is Us»
  4. «The Voice»
  5. «Chicago Fire»
  6. «Law & Order: Special Victims Unit»
  7. «Chicago PD»
  8. «The Blacklist»
  9. «Timeless»
  10. «Chicago Med»
In der Fernsehsaison 2016/17 herrschte ein US-Sender beide wichtigen Altersgruppen: Der vom Branchenveteran Bob Greenblatt geleitete Sender NBC hatte beim Gesamtpublikum sowie bei den Werberelevanten (in den USA sind dies die 18- bis 49-Jährigen, nicht etwa wie in Deutschland die 14- bis 49-Jährigen) die Nase vorne. Bei den Umworbenen gelang NBC somit zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren der Sieg – 2015/16 lag das Network mit dem Pfau im Logo auf Rang zwei (hinter CBS), 2014/15 und 2014/13 befand man sich an der Spitze.

Zu den Erfolgsgeheimnissen von NBC gehört seine Sommerprogrammierung, die mit Shows wie «America's Got Talent», «World of Dance» und «American Ninja Warrior» gegen die Wiederholungsflut ankämpft und so zudem ein treues Publikum heranzieht. Daher verwundert es wohl auch nicht, dass NBC mit «The Titan Games» sogar eine neue Action-Spielshow angekündigt hat, für die Dwayne Johnson verantwortlich zeichnet, was angesichts Johnsons Reichweite in den sozialen Medien Hoffnungen auf einen weiteren Quotenhit weckt.

In Sachen Late-Night-Show hat NBC dagegen das Nachsehen: Nach jahrelanger Dominanz dank «The Tonight Show Starring Jimmy Fallon» befinden sich die Quoten der locker-leichten Comedyshow auf dem absteigenden Ast, während Stephen Colbert mit seiner kritischen, beißenden kontinuierlich «The Late Show with Stephen Colbert» an Boden gewinnt. Und dadurch, dass NBC seinen «Thursday Night Football» an FOX verloren hat, wird die Mission Doppeltitelverteidigung ein noch engeres Unterfangen.

Comcast, der Kabelbetreiber: Amerikas meistgehasste Firma


Abteilungen und Tochterunternehmen von Comcast

  • Comcast Cable / Xfinity (Telekommunikation)
  • NBCUniversal (Film- und Fernsehproduktionen, diverse Fernsehsender)
  • Universal Parks & Resorts (Themenparks)
  • Hulu (US-Streamingplattform, zu 30% beteiligt)
Während Comcasts Studioeinheit Universal Pictures zumeist hinter Disney zurückbleibt, darf nicht vergessen werden, dass der Konzern als Ganzes deutlich größer ist als die Walt Disney Company. 2017 etwa machte Comast einen Umsatz von 84,53 Milliarden Dollar, Disney hingegen 55,14 Milliarden – Disneys Markenpräsenz zum Trotz ist Comcast also im monatelangen Wettzerren um 21st Century Fox also die deutlich größere Partei. Und dies trotz eines gänzlich unterschiedlichen Images: Während Disney Dauergast in den Top Ten der Forbes-Rangliste der wertvollsten Marken weltweit ist, lässt sich Comcast nicht in dem Ranking finden – auch, weil Comcast aufgrund seines Kundenservices im Bereich Telekommunikation in den USA ein denkbar mieser Ruf anhaftet.

Wiederholt wird Comcast in US-Kundenbefragungen zu einer der am wenigsten geachteten Firmen gekürt – 2017 führte der Konzern sogar die 'PC Magazine'-Liste der meistgehassten Unternehmen Amerikas an und stach unter anderem das aufgrund seines mangelhaften Datenschutzes vielfach kritisierte Facebook aus.

Zu NBCUniversal gehören unter anderem ...

  • NBC Broadcasting
  • Universal Pictures
  • Focus Pictures (u.a.: «Lost in Translation», «Abbitte», «Coraline», «Lady Bird»)
  • Working Title Films (u.a.: «Vier Hochzeiten und ein Todesfall», «Fargo», «About a Boy», «Baby Driver»)
  • Amblin Partners (Minderheitenbeteiligung am Joint Venture, u.a.: «BFG - Big Friendly Giant», «The Girl on the Train», «Ready Player One»)
  • DreamWorks Animation (u.a.: «Shrek», «Drachenzähmen leicht gemacht»)
  • Illumination Entertainment (u.a: «Minions», «Pets»)
  • SYFY
  • E!
  • Fandango (Online-Kinoticketdienst, Universal hält 70%, Time Warner 30%)
Der Grund dafür ist, dass Comcast mit zahlreichen US-Städten Deals aushandelte, die ihm als Internetanbieter eine Monopolstellung sichert – und während diese Abkommen für die Städte oft günstig sind, lässt Comcast dies oft den Endkunden bezahlen, indem sich das Unternehmen auf seiner Monopolstellung ausruht und sich bei den Preisverhandlungen mit einzelnen Kunden sturer zeigt, als es sich selbst deutsche Telekommunikationskunden ausmalen könnten. Von wegen Servicewüste Deutschland …

2016 musste Comcast zudem eine Strafzahlung von 2,3 Millionen Dollar an die Federal Communications Commission äußern. Der Vorwurf: Der Kabelbetreiber ließ seine Kundschaft für Angebote zahlen, die sie nie in Auftrag gegeben hat. Diese finanzielle Schelte war die größte in der US-Geschichte der Telekommunikationsbranche. 2014 kam es derweil zu einem mittelschweren Skandal, weil Comcast, obwohl Netzneutralität vorherrscht, laut «Last Week Tonight» und der 'Huffington Post' bei seinen Kunden die Verbindung zu einigen Webangeboten, darunter Netflix, drosselte.
09.06.2018 12:45 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/101539