Konzerne wie Google und Facebook sollen in den Augen des ARD-Vorsitzenden Ulrich Wilhelm nicht länger solch eine Übermacht im Internet darstellen.
"Europa ist in Gefahr, die digitale Hoheit über sein kulturelles Erbe zu verlieren", befürchtet der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm in einer Erklärung der öffentlich-rechtlichen Sendergruppe. Deshalb habe er bereits zu Jahresbeginn, direkt nach seinem Amtsantritt, eine Initiative in die Wege geleitet, um ein europäisches Gegengewicht zu Facebook, Google und anderen US-Internetgiganten zu ermöglichen. 'W&V' zitiert Wilhelms Argumentation, weshalb er dagegen ist, dass der Onlinediskurs primär über US-Angebote wie Facebook und YouTube geführt wird:
"Für unsere Gesellschaft in Europa und die Demokratie ist das insofern problematisch, als die Relevanz und Sichtbarkeit der Inhalte über Algorithmen gesteuert werden und wir in Europa die Kontrolle über diese steuernden Algorithmen verloren, ja komplett an private US-Firmen abgegeben haben." Der ARD-Vorsitzende spielt darauf an, dass Bots zunehmend Fehlinformationen im Netz streuen, um Propaganda und Hass zu schüren – und Europa sollte das Eindämmen dieser Entwicklung nicht US-Konzernen überlassen.
"Für den Einzelnen ist nicht mehr zu erkennen, was gesichert ist und was manipuliert wurde", sagt Wilhelm laut 'W&V', der daher am kommenden Mittwoch in Paris mit Vertretern aus weiteren europäischen Ländern über sein Vorhaben sprechen möchte. Ziel sei es, eine länderübergreifende, aus Europa stammende Plattform für audiovisuelle Medien in die Wege zu leiten. In seiner Vorstellung wird sie zudem institutionsübergreifend sein: Neben den öffentlich-rechtlichen Anstalten seien auch die privaten Rundfunkanbieter, Verlage sowie Institutionen aus Wissenschaft und Kultur wie Universitäten, Theater und Museen eingeladen, das Projekt voranzubringen.